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Für die Gesundheit der Bergleute:
Moderne Röntgenstation auf Rädern
Von Ingeboig M a r g ai t, Saarbrücken
S chichtwechsel auf Grube Luisenthal. In kleinen
Gruppen kommen die Bergleute vom Schacht.
Sie gehen in die Waschkauen auf beiden Seilen
der Anlage. Schwarz sind ihre Gesichter vom
Kohlenstaub, und nur die Augäpfel leuchten un
heimlich weiß.
Nicht weit davon entfernt auf einem grünen
Rasenstück unter einer Baumgruppe steht der
neue Röntgenwagen der Regie. Die Männer, die
dort arbeiten, sehen die Bergleute vorüber
gehen. Sie sehen sie Tag für Tag, einmal auf
dieser Grube, einmal auf jener. Sie wissen um
die schädliche Wirkung des Steinstaubes, der
nicht nur ihre Gesichter schwärzt, sondern auch
die gefürchtete Bergmannskranheit — die Sili
kose — verursacht.
Zur Bekämpfung dieser Krankheit wurde der
Röntgenwagen im Januar 1952 in Dienst gestellt.
Schon kurz nach dem Kriege befaßten sich die
maßgebenden Stellen der Direktion de la Main-
d'Oeuvre der Regie des Mines de la Sarre auf
Anregung von Direktor Montaut mit dem Ge
danken, die Röntgenuntersuchungen der Ge
steinshauer, die etwa seit 1935 durchgeführt
werden, auf sämtliche Bergleute auszudehnen, da
sie alle mehr oder weniger der Staubwirkung
ausgesetzt sind. Nach längeren Verhandlungen
mit dem Oberbergamt erließ dieses dann auch
im November 1950 eine Verfügung, wonach sich
die im Saarbergbau beschäftigten Bergleute
periodisch einer Röntenguntersuchung unter
ziehen müssen. Eine Anordnung solchen Aus
maßes, derzufolge die umfangreichste Berufs
gruppe eines ganzen Industriegebietes ge
schlossen unter Röntgenkontrolle gestellt wird,
hat bisher noch in keinem an
deren europäischen Staat exi
stiert und stellte die Regie vor
gewaltige Aufgaben. Da die
Verfügung jedoch auf Initiative
der Regie erfolgte und die nö
tigen Vorbereitungen bereits
getroffen waren (ein Spezial
röntgenapparat für Lungenauf
nahmen wurde 1950 erworben),
konnte schon zu Beginn des
Jahres 1951 — also knapp zwei
Monate nach Erlaß der Verfü
gung — auf den verschiedenen
Steinkohlenbergwerken mit den
Reihenuntersuchungen begonnen
werden. Mit der Organisation
und Durchführung der Röntgen
untersuchungen betraute man
Dr. Claass, den Leiter der Arbeitsmedizinischen
Abteilung der Regie, mit seinem Mitarbeiter
Dr. Fischer.
Nachdem die Reihenuntersuchungen im Jahre
1951 in Räumlichkeiten der einzelnen Gruben
stattfanden, wurden sie nach Fertigstellung des
Fahrzeugs Mitte Januar 1952 in dem neuen
Röntgenwagen vorgenommen, der in Bergmanns
kreisen große Beachtung fand. Das Modell zu
dieser modernen, fahrbaren Röntgenstation
wurde in Zusammenarbeit mit der Medizinisdien
Abteilung von dem Leiter der Transportabtei
lung, Chefingenieur Jean Chambran, entwickelt.
Das Fahrzeug — in Form eines Anhängers —
ist in seiner Konstruktion vollkommen neuartig
und wird auch in Zukunft für den Bau ähnlicher
Wagen richtungweisend sein, zumal es sich
nun seit Monaten sehr bewährt hat und nach
Aussagen der Ärzte bei den Untersuchungen
keine Nachteile gegenüber solchen, die in einem
Raum stattfinden, spürbar sind.
Der weiße Koloß auf Rädern ist den Berg
leuten wohlbekannt, und nur wenige neugierige,
junge Burschen schauen im Vorbeigehen durch
die offenstehende Tür, um festzustellen, wie der
Anhänger innen beschaffen ist. — Ihr Blick fällt
auf den großen Aufenthalts- und Umkleideraum,
der unmöbliert ist und lediglich an den Wänden
Kleiderhaken enthält. Der normale Raum des
Wagens von 10,20 m innere Länge und 2,40 m
innerer Breite wird im Stand durch das Auf
klappen der Seitenwände im mittleren Drittel
um je zwei Auskleidekabinen erweitert. Diese
zusätzlichen Räume sind je 2,40 m lang und 3 m
breit. Die Gesamtlänge des Querraums beträgt
Der Röntgenwagen mit Anhänger im Hofe der Regie des Mines