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ser herüberfallen, wo dann das Spiel sich von
neuem wiederholen würde.
Die Unmöglichkeit ergibt sich daraus, daß die
beiden Flüssigkeiten, Quecksilber und Wasser,
nicht —■ wie gezeichnet — im Gleichgewicht blei
ben, sondern daß das Quecksilber als die schwe
rere Flüssigkeit auch in den rechten Schenkel
des Rohres hineinsteigt und das Wasser dort
teilweise zum Ueberlauf in den linken Schenkel
verdrängt.
Nicht immer waren die Fehler der Maschinen
sofort zu erkennen, zumal, wenn absichtlich Be
trug und Täuschung mit im Spiele waren. Ein
berühmt gewordener Gauner war Elias Orffy-
reus, auf den nach anderen auch Landgraf Karl
von Hessen-Kassel im Jahre
1717 hereinfiel. Der Betrüger
tauchte mit einem „trium
phierenden" perpetuum mo
bile in Gera auf, wo er es
am 6. Juni angesichts vieler
fähiger Beobachter auf dem
Nikolausberg im Hause eines
Herrn Richters in Betrieb
setzte. In einem Gutachten
vom 9. Oktober 1712 wurde
ihm bestätigt, daß die Ma
schine vom 6. Juni bis 9. Ok
tober 1712 in „perfektem Lauf
curieus zu schauen" gewesen
sei. Der Landgraf Karl von
Hessen-Kassel holte fünf Jahre
später Maschine und Mann
auf sein Schloß Weißenstein,
ließ die Maschine in einem
Zimmer aufstellen, während
der „Künstler" zum Kommer
zienrat ernannt wurde und eine Wohnung im
Schloß bezog. Mehrfach besichtigte der Hof die
laufende Maschine. Nach jeder Besichtigung
wurde das Zimmer versiegelt und durch Wach
posten gesichert. Immer wieder bestaunte man
das perpetuum mobile, das ununterbrochen
seinen Lauf machte. Der Erfinder erhielt einen
Schutzbrief und wurde mit Ehren überhäuft.
Nähere Beschreibungen der Maschine sind nicht
bekannt, sie soll mit Steinen gefüllte Kästen
gehoben und ein Pochwerk sowie eine Messer
schmiede betätigt haben.
Flugschriften, die in Umlauf kamen, deuteten
einen Betrug an. In der Tat kam der Schwindel
heraus, als das Hausmädchen des Orffyreus, Ro
sine Mauersberger, wegen nichtbezahlten Loh
nes erzürnt, oder aus anderen Gründen rach
süchtig, alles ausplauderte. Die Achse der Ma
schine wurde vom Nebenzimmer aus bei jeder
Besichtigung, die rechtzeitig bekannt sein mußte,
von ihr gedreht. Alle Kontrolleure, Geldgeber
und Gutachter waren blamiert. Vermutlich un
terblieb nur deshalb ein großes Geschrei und
die Bestrafung des Betrügers.
Warum aber behauptet die Wissenschaft mit
unerschütterlicher Gewißheit, ein perpetuum
mobile sei unmöglich?
Es ist eine sichere Erkenntnis der Natur
wissenschaft geworden, daß der gesamte Ener
gievorrat der Welt unveränderlich ist. Wenn
irgendwo irgendwelche Energie erzeugt oder er
halten wird, muß dafür an anderer Stelle der
gleiche Energiebetrag verloren gehen. „Aus
nichts wird nichts". Dabei ist es einerlei, um
welche Form der Energie es sich handelt. Solche
Energieformen sind zum Beispiel Wärme, Licht,
Elektrizität, mechanische Arbeit, Schall, aber
auch Materie (Substanzen wie Wasser, Eisen,
Stein, Gold, Kohle). Jede Form der Energie
kann sich in jede andere um
wandeln. Beim Reiben der
Hände wird mechanische Ar
beit in Wärme verwandelt,
beim Stauwerk erhält man aus
der mechanischen Wasserkraft
des gestauten Wassers Elek
trizität zu Wärme. Aus dem
Licht der Strahlung und der
Wärme der Sonne entstehen
Naturkräfte wie Verdunstung
des Meerwassers, Wolkenbil-
dung, Regen, Pflanzenwachs
tum; aus dem Zerfall der Sub
stanz, dem Stoff in der Atom
bombe, die ungeheure Explo
sionskraft nebst der unglaub
lichen Wärme. Kurz, es gibt
nirgends Energiegewinn, ohne
daß an irgendeiner anderen
Stelle der Preis dafür bezahlt
werden muß. Man nennt
diese Erkenntnis den Satz von der Erhaltung
der Energie.
Ein Heilbronner Arzt, Robert Meyer, der zur
Erkenntnis dieser Auffassung wesentlich bei
getragen hat, mußte wegen seiner Entdeckung
in der Mitte des vorigen Jahrhunderts viel Un
gemach erleiden. Zehn Jahre lang kämpfte er
um Anerkennung seiner Idee. Mit stichhaltigen
Beweisen lehrte er die Einheit, Unzerstörbarkeit
und gesetzmäßige Verwandlung der Naturkräfte
ineinander. „Es gibt im Weltall nur eine einzige
Kraft. In ewigem Wechsel kreist dieselbe in der
toten, wie in der lebendigen Natur. Dort und
hier kein Vorgang ohne Formveränderung der
Kraft.“
Niemand wollte diese Erkenntnis wahrhaben,
man kanzelte ihn wie einen Schulbuben ab und
gab ihm dem Gespött der Leute preis. Voller
Verzweiflung über das mangelnde Verständnis
bei seinen Zeitgenossen verfiel er fast in
Wahnsinn.
„In der Frühe des 28. Mai 1850 bei dem da
mals herrschenden heißen Frühlingswetter in
steigende Aufregung geraten, nach schlaflos
Julius Robert Meyer