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Drei repräsentative saarländische Maler
Von Dt. Werner S p i 1 k e r , Saarbrücken
Nicht nur zur Goethezeit hatte das Saarland
tüchtige Künstler, wobei man unter den Malern
besonders an die beiden Saarbrücker Johann
Friedrich Dryander und Kaspar Pitz denkt. Zwar
fiel im ersten Weltkrieg mit dem St. Ingberter
Albert Weisgerber eine ganz große Hoffnung,
— nicht nur für die saarländische Kunst. In
dessen weist das heutige Kunstleben eine über
raschende Reichhaltigkeit und Vielfalt auf, die
allerdings durch die Gliederung in mehrere Ver
einigungen und Gruppierungen nicht gerade
übersichtlich geworden ist. Um so glücklicher ist
der saarländische Kunstfreund zu preisen, daß
er sich nicht lange umzuschauen braucht, bis er
solchen Repräsentanten begegnet, die stellver
tretend für die ganze lebende Künstlergenera
tion stehen können. Nicht, daß sie etwa alle
vorkommenden Strömungen in sich verkörperten.
Aber ihre Namen haben Geltung. Und hinter
ihren Namen steht ihr Werk. Gemeint sind die
drei Maler: Richard Becker, Fritz
Zolnhofer und Albert Bohn. Sie leben
alle drei in Saarbrücken, und will man sie be
suchen, braucht man nur wenige Minuten, um
vom einen zum anderen zu gelangen.
Richard Becker
So nahe liegen sie sich in ihrer künstlerischen
Welt nicht. Richard Becker ist der älteste unter
ihnen und mit seinen 63 Jahren überhaupt der
Senior der saarländischen Künstlerschaft, der
dem Bund bildender Künstler des Saarlandes
präsidiert. Wie jung er aber ge
blieben ist, nicht nur in seinen
Fähigkeiten als Maler, sondern
auch in seinem Aussehen und
seiner Energie als Mensch, dar
auf dürfen mit ihm alle stolz
sein, die sich seiner Führung
anvertraut haben. Auch Reisen
unternimmt er noch wie der
Jüngsten einer, dieser unruhige
Entdecker immer neuer mal-
würdiger Länder, der gerade
seine Koffer für die Balearen-
Reise packt, als man ihn noch
in letzter Minute in seinem
Atelier antrifft. Selten hat es
Künstler gegeben, bei denen
das Reisen und das Malen so
zusammengehören und so in
einander verwachsen sind wie
bei Becker. Um sich aber zu
diesen Malreisen aufmachen zu
können, hatte sich der Maler zunächst einmal
im Leben und künstlerisch durchzusetzen.
Er entstammt einer Bergmannsfamilie und
wurde 1888 in Wiebelskirchen geboren. Seine
Eltern starben, als er noch nicht ein Jahr alt
war, und er bekam Pflegeeltern. Mit ihnen ging
er 1900 nach Saarbrücken, wohin sein Pflege
vater, ein Lehrer, versetzt worden war. Den
ersten Malunterricht bekam der talentierte
Junge in der Malschule, die der Münchener
Maler und gute Porträtist Hans Heß im Dach
geschoß des Museums eingerichtet hatte. Der
Pflegevater hatte zwar ursprünglich andere Ab
sichten, die aus Richard Becker vielleicht einen
Postbeamten gemacht hätten. Bald fand sich der
Ausweg, der beide Teile befriedigte: er bezog
die Staatliche Kunstschule in Kassel und wurde
Zeichenlehrer. Aber sein Ziel war, endlich als
freier Künstler zu schaffen. Er setzte sein
Studium an den Kunstakademien Berlin und
Rom fort.
Die 1926 in Saarbrücken ausgestellten italieni
schen Landschaften erregten Aufsehen. Zwei
einhalb Jahre lebte er in Paris. Dann kamen
die Normandie, Südfrankreich, Korsika, Sizilien
und Tunis. Richard Becker hat keine seiner
Landschaften oberflächlich eingefangen oder nur
zur Erinnerung notiert. So wird die von innen
heraus begriffene Landschaft auch innerlich in
Besitz genommen und zu seinem persönlichen
Erlebnis. Dadurch auch hat er sich unter den
Landschaftsmalern einen ganz persönlichen Stil
erworben. Landschaften, die er liebt, malt er
Provemalische Landschaft Ölgemälde von Richard Bedte?