25
eine schwere Zeit. Monat für Monat mußte ein
Teil des aufgenommenen Darlehns und die
hohen Zinsen abgetragen werden. Dabei waren
vier Kinder zu versorgen. Da mußte man sich
schon ordentlich schinden, nach der Schicht auf
dem eigenen Acker arbeiten, die Winter
kartoffeln pflanzen, das Vieh — Ziegen, Gänse,
Hühner und auch Schweine — versorgen. Heute
gönnt sich der Jubilar etwas mehr Ruhe. Das
Vieh ist — bis auf die Gänse — abgeschafft.
Aber Acker und Garten bleibt. — Ja, die Kinder
sind jetzt erwachsen. Ein Sohn ist Elektrosteiger
auf Grube Hirschbach, ein anderer Lohnrechner
auf Grube Maybach. Der dritte Sohn wurde
Dachdecker, und die Tochter heiratete einen
Kraftfahrer der Regie.
Kleinbauer ist aufgeschlossen und rede
gewandt. Er erzählt uns von Lehrjahren der
jungen Burschen zu seiner Zeit. Mit 14 Jahien
kamen sie auf die Grube, mit 16 Jahren, falls
sie tauglich waren, unter Tage. Dort wurden sie
den Hauern zugeteilt, die sie bei der Arbeit
anwiesen und sie auf die Gefahren in der Grube
aufmerksam machten.
Schließlich kommt der Jubilar noch auf die
Vorteile des heutigen umfassenden Lehrsystems
zu sprechen, das den Jugendlichen ein ausge
zeichnetes Rüstzeug sowohl in praktischer als
auch theoretischer Hinsicht mitgibt.
¥
Die nächsten beiden Bergleute suchen wir in
ihrem Heim auf.
Der Bergmann Brück Peter aus Bildstock
ist 54 Jahre alt. Wir treffen ihn in seinem
kleinen Garten hinter dem Hause, das ihm die
Regie vermietet hat. Der Jubilar ist in Urlaub.
Das eintönige Schürfen seiner Hacke dringt bis
zum Hof herüber. Als wir den sauberen Pfad
seines Gärtchens entlangkommen, schaut er er
staunt auf.
„So, für den Bergmannskalender wollen wir
Aufnahmen machen?"
Er führt uns ins Haus.
In der blitzsauberen Küche sitzt seine freund
liche Frau beim Kartoffelschälen. Die Garten
arbeit sei wohl ein schöner Ausgleich für seine
Arbeit unter Tage? Ja, aber seit ein paar
Wochen —- seit April — sei er nicht mehr unter
Tage beschäftigt — untauglich — —. Es fiele
ihm schwer, denn die liebste Arbeit sei ihm die
vor Stoß.
Im April 1911 fuhr Brück in Maybach an,
von 1919—1931 arbeitet er auf Grube Helene
und wurde dann im Jahre 1931 nach Heinitz
verlegt, wo er seit 1945 als Brandmeister fun
gierte. Als Bub fuhr er zusammen mit seinem
Vater ein, der 38 Jahre lang auf der Grube
geschafft hat. Er erinnert sich noch gern der
alten Zeit. Erst mußte er die Kohlenwagen ab
schleppen, sie den Bremsberg hinunterleiten und
zusammenkoppeln, damit der Fuhrmann sie mit
Bergmann
Peter Brück.
Nach
schwerer Schicht
Erholung
im Garten
seinen Pferden abtransportieren konnte. Ja, so
schaffte man damals. Da wußte man noch nichts
von Preßluftlokomotiven, von Transportbändern,
Schüttelrutschen und Schrämmaschinen, sondern
schaffte mit Pickel, Hammer und Schlägel und
war zu fünft oder zu sechst, wo heute einer
allein steht.
Der Bergmann Brück — einst übrigens ein
emsiger Sänger — hat fünf Kinder großgezogen
und sie zu anständigen und tüchtigen Menschen
gemacht. Sein Ältester — bereits 30 Jahre alt —
ist heute Steiger.
T
Der Bergmann E h 1 i c k e r Christian aus
Bildstock scheint uns zu erwarten, als er von
der Nachtschicht nach Hause kam. Er empfängt
uns im Kreise seiner Angehörigen in der
schönen, gepflegten Wohnstube, und wir haben
das Empfinden, daß er ganz in seiner Familie
aufgeht. Er hatte sieben Kinder. Ein Sohn fiel
im zweiten Weltkrieg als Flieger — ein anderer
wurde Bergmann, und der jüngste befindet sich
Bergmann Christian Ehlicker.
Sein jüngstes Enkelkind fürchtet den
Kameramann