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16 Jahren kam er als Schlepper 2. Klasse unter
Tage. Nebenbei besuchte er die Bergvorschule
in Sulzbach. Nach Beendigung des ersten Welt
krieges, an dem der Jubilar auch teilgenommen
hat, setzte er seinen unterbrochenen Schulbesuch
wieder fort. Von 1920 bis 1922 absolvierte er
die Bergschule in Saarbrücken und wurde nach
einer dreimonatigen Probedienstzeit in Mellin
am 1. 1. 1923 als Steiger auf Grube Reden-Fett
angestellt. — Diese Daten lassen kaum ahnen,
welcher Anstrengungen und welchen Fleißes es
bedurfte, um sich vom schlichten Bergarbeiter
zum Steiger emporzuarbeiten. Früher machte
jeder Bergschüler neben dem Unterricht noch
seine volle Schicht. Sonntags, wenn die anderen
Burschen mit ihren Kameraden spazieren gingen
und mit den Mädchen herumschäkerten, saßen
die Bergschüler in der Stube über ihren Büchern
und holten das nach, was sie wochentags nicht
bewältigen konnten. Und doch sei die Schulzeit
die schönste, unbeschwerteste Zeit seines
Lebens gewesen, sagte Riedschy — eine Zeit
ohne Sorgen.
Heute ist der Jubilar als Wettersteiger tätig.
Seine offizielle Arbeitszeit beträgt acht Stunden
unter Tage und eine Stunde im Büro — tat
sächlich ist er aber meist von 5 Uhr morgens
bis 17 Uhr abends im Dienst. Schon bevor die
Belegschaft einfährt, macht Riedschy, der mit
der Überwachung der Wetterführung und des
Gasentzugs beauftragt ist, seine Kontrollen. Als
diensttuender Fahrsteiger trägt er die Verant
wortung für die Hauptforderung und die Schieß
arbeiten und hat außerdem die Aufgabe, die
Staubbildung zu überwachen und Explosionen
zu verhüten. Seine Tätigkeit unter Tage er
fordert — außer den beruflichen Ansprüchen,
die sie an ihn stellt — allein eine Marsch
leistung von 6—7 km täglich, wenn nicht noch
mehr.
Erholung und Ausgleich für seine Arbeit
unter Tage findet der Jubilar in seinem Garten,
wo er täglich ein bis zwei Stunden arbeitet und
sich dabei am Wachsen und Gedeihen der Natur
erfreut und die frische Luft genießt, die dem
Bergmann köstlicher ist als jedem anderen
Menschen.
Riedschy besitzt einen Jungen und ein Mäd
chen. Sein Wunsch ist, daß sein Sohn, der die
Staatliche Bauschule in Trier besucht, auch ein
mal eine Stelle bei der Regie des Mines de la
Sarre finden möge.
*
Grube Maybach — mitten im Wald. Rhyth
mus der Arbeit. Sich drehende Förderräder.
Arbeiter beim Beladen einer Reihe Kippwagen
über Tag. — Wir gehen zum Lehrstollen hin
über, um den 58jährigen Bergmann Peter
Kleinbauer aus Bildstock aufzusuchen, der
damit beauftragt ist, die Lehrlinge für den Be
trieb unter Tage vorzubereiten. Wir steigen
einige Stufen hinab und befinden uns in einem
von den Jungens — unter Anleitung ihrer
Lehrlinge setzen unter Kleinbauers Anweisung
einen Gerlachstempel aul
Lehrer — selbst hergestellten Stollen, der in
etwa das Bild in der Grube wiedergibt. Wir
klettern in den „Streb" hinein und sehen hinter
dem Gitterwerk der Stempel in der unruhigen
Beleuchtung der Grubenlampen die Gesichter
der Jungens. Unter Anleitung ihres Lehrers
Kleinbauer setzen sie einen Gerlachstempel auf.
Ein paar kräftige Hammerschläge. Der „Hering"
sitzt. Nun kann sich Kleinbauer freimachen, um
uns einige Fragen zu beantworten. Als alter
Bergmann ist er, wie kaum ein anderer, dazu
berufen, die Lehrlinge auf ihre bergmännische
Tätigkeit unter Tage vorzubereiten. 1907 fuhr
er auf der inzwischen stillgelegten Grube
Helene an und hat 33 Jahre unter Tage ge
arbeitet — vor Stoß, am Gestein oder beim
Schachtabteufen. Der Jubilar selbst entstammt
einer alten Bergmannsfamilie. Sein Vater, seine
Brüder waren Bergleute — seine Brüder sind
heute noch im Bergbau tätig.
Kleinbauer hat es nicht immer leicht gehabt
im Leben. 1920 kaufte er ein Haus. Es folgte