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Fortschritte der Elektrifizierung
bei den Gruben der Regie des Mines
SICHERHEIT
Fast alle Leser unseres Bergmannskalenders
haben schon gehört oder gesehen, daß die Ab
baubetriebe unter Tag immer mehr elektrifiziert
werden. Mancher Bergmann, aber auch manche
Bergmannsfrau, stehen mit Bangen dieser neu
zeitlichen Entwicklung gegenüber. Wir möchten
in den wenigen Zeilen, die uns zur Verfügung
stehen, versuchen, Ihnen, liebe Leser, zu zeigen,
daß die Elektrizität, wenn der Fachmann sie zu
bändigen versteht und der Bergmann ihm dabei
behilflich ist, im Grunde ein friedliches Arbeits
tier ist.
Welche Rolle spielt nun die Elektrifizierung
bei der Modernisierung unserer Gruben?
Die Welt ist im Laufe der Zeiten nicht auf
einer Entwicklungsstufe stehen geblieben. Unsere
Urahnen bebauten noch die Erde mit einem ge
krümmten Holzstück. Wir aber bedienen uns
heute hochdurchdachter Maschinen. Im gleichen
Maße hat sich auch der Bergbau entwickelt. Um
unsere Kohle verkaufen zu können, müssen wir
auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sein. Um
aber konkurrenzfähig zu sein, müssen die Un
kosten für unsere Kohle möglichst niedrig
liegen. Wir sind also gezwungen, möglichst
wirtschaftlich zu arbeiten; dies wird auch meist
durch eine höhere Produktion erreicht. Hierfür
gibt es aber nur einen Weg: wir müssen
mechanisieren. Wenn Maschinen zum Abbau
der Kohle eingesetzt werden sollen, brauchen
wir auch die zu ihrem Antrieb notwendige
Energie. Diese stand bisher in Form von Preß
luft zur Verfügung. Um die wenigen luftange-
triebenen Werkzeuge, die bisher unter Tage
vorhanden waren, anzutreiben, waren enorme
Einrichtungen an Kompressoren und Preßluft
leitungen notwendig. Preßluft ist aber teuer, so
daß für die neuaufzustellenden Maschinen eine
andere, wirtschaftlichere Energieform verwendet
werden soll. Der Wirkungsgrad der Preßluft
und der Elektrizität ist aus folgender Gegen
überstellung zu ersehen:
Wirkungsgrad
Erzeuger Leitung Arbeitsmaschine
Preßluft 0,7 0,6 0,2
Elektrizität 0,9 0,9 0,83
Gesamtwirkungsgrad
Preßluft : 0,084 1
Elektrizität : 0,69 8
d. h. die Elektrizitätsversorgung ist achtmal
günstiger als die Preßluftversorgung. Weil also
beim Betrieb mit Preßluft nur 8,4 %, bei der
Elektrifizierung aber 69 °/o der aufgewendeten
Energie in Nutzenergie umgewandelt werden,
mußte aus wirtschaftlichen Gründen elektrifi
ziert werden. Nach dem zweiten Weltkrieg
konnte man in den Saargruben unter Tag, mit
Ausnahme der Wasserhaltungen, kaum einen
elektrisch angetriebenen Motor finden. Heute
ist es wesentlich anders. Die Elektrifizierung
der Untertagebetriebe haben wir im Mai 1947
begonnen. Bis zum 1. 7. 1951 waren 105 Strebe
ganz oder teilweise elektrifiziert, ebenfalls
3 Kammer- und Pfeilerbaubetriebe. Um diese
Betriebe elektrifizieren zu können, mußten
allein mehrere hundert Elektromotore mit einer
Gesamtleistung von 15 200 kW, d. h. 20 700 PS,
installiert werden. Für die Abbaubetriebe
haben wir Transformatoren mit einer Gesamt
leistung von 20 480 kVA im Untertagebetrieb
installiert. Diese Leistungen reichen aus, um die
zur Zeit in Betrieb befindlichen 326 Bänder,
39 Panzerstrebanlagen mit 74 Antriebsmotoren,
87 Schrämmaschinen, 18 Lademaschinen, 50 elek
trisch angetriebene kleine Ventilatoren und
72 Kratzbänder zu betreiben. Da nicht alle Leser
des Bergmannskalenders bisher die Möglichkeit
hatten einen elektrifizierten Streb kennen zu
lernen, möchten wir ihnen nachstehend die elek
trischen Maschinen und Schaltgeräte darstellen,
die im allgemeinen in den elektrifizierten Ab
baubetrieben verwendet werden. Diese sind in
den nachstehenden Abbildungen zusammenge
stellt.
Um die Elektrizität von den Speisepunkten
über Tage in die Strebe zu bringen, benötigen
wir viele Kilometer Kabel. So wie der Domp
teur im Zirkus seine wilden Tiere hinter Eisen
gittern bändigt, so hat auch der Elektriker zum
Schutz des Bergmannes und zum Wohl der
Saargruben die Elektrizität gebändigt. Er muß
mit der Elektrizität genau so sicher umgehen
wie der Dompteur mit seinen Tieren. Wenn die
Elektrizität auf Kabeln durch die Grube geführt
wird, benützen wir hierzu ein sicherheitsmäßig
ausreichendes Kabel.
Dieses Kabel wird an den verschiedenen Be
triebspunkten abgesichert. Die Sicherungen
dienen dazu, die Elektrizität in dem Augenblick