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Das Dörfchen Besch
leitung, deren Drähte bei den Kämpfen am
Orscholzriegel zerschossen wurden, zeugen vom
Leben, vom modernen Leben . . .
Wintertag im „Perler Land“
Der naßkalte Frühnebel jagt in eiligen Fetzen
über die kahlen Höhen unter einem tiefver
hangenen, diesigen Regenhimmel dahin. Kalter,
feuchter Januarwind heult und pfeift über die
weit offenen und welligen Hochflächen. Aus
dem Regenloch der Obermosel kommt er hinter
der „Remicher Brück" hervorgekrochen und
bläst mit vollen Backen gegen die tief am
Boden der flachen Muldentäler sich duckenden
Dörfer. Weiter geht die wilde Jagd durch die
breiten Straßen und über die einsamen Höhen
wege hinweg. Knarrend biegen sich die alters
steifen Eschen zu beiden Seiten der verlassenen
Römerstraße der „Alt Straiß" hinter Kirf und
Münzingen. Aber fest stehen die altersge
schwärzten Hofhäuser der Bauern mit ihrem
breiten Giebel und dem Flachdach im frucht
baren, fetten Boden der Gauerde verankert.
Dicht unter der tiefen Kandel verstecken sich
die nach Lothringer Bauart wie Schlitze ange
brachten Dachlucken.
«Mein Keller liegt unter dem Dach", sagt da
zu der pfiffige Gaubauer. Später am Tage, in
den späten Nachmittagsstunden, wenn der Tag
in das Dunkel des frühen Winterabends hin
überschwimmt, wechseln Szenerie und Land
schaftsbild:
Regenschwer und schwarz hängen jetzt die
Wolkenballen unter einem bleiernen Himmel.
In böigen Stößen treibt der schneidend rauhe
Nordwest den feinen, dünnen Strichregen über
die kahlen Gauhöhen. Gegen Abend wächst der
Wind noch weiter.
Schneelandschaft bei Perl
Aber dem heimeligen
Dorf im Tal, in dem nach
und nach die Lichter auf
blitzen, wird kein noch so
starker Sturm etwas an-
haben können. Mag er
auch noch so sehr rasen
und beharrlich oder gar
zäh verbissen an den
alten Eichenbohlen des
Dachgebälks rütteln und
die morschklirrenden Bur
gunderziegel durcheinan
derschütteln. Sie haben
schon ganz andere Sachen
über sich ergehen lassen
müssen.
Hinter den kleinen, fast
quadratischen Fenster
scheiben gegen die drau
ßen der Regen peitscht,
hocken im wohligen Halbdunkel der Küche, auf
warmer Ofenbank, die Kleinsten des Hauses
und hauchen ihren warmen Atem an die kalte,
von der Küchenwärme betaute Fensterscheibe.
Im monotonen Einerlei tropft schon stunden
lang der Regen von der schmalen Dachkandel
auf die breiten Kalksteinfliesen des Hofes.
„Dagg, dagg, dagg" fallen die Tropfen, Laut