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verletzten Kameraden „vor Ort" die Erste Hilfe
zuteil wurde, fuhren andere Bergleute mit der
Fahrkunst vor und besetzten die Bühnen — die
einzelnen Abteilungen des Schachtes — die
durch die Längen der Leitern bestimmt wurden.
(Fahrten nannte sie der Bergmann.) Sie ermög
lichten die Ein- und Ausfahrt beim Versagen
der Fahrkunst.
Die Tonne mit dem Verunglückten wurde
sehr langsam hochgezogen. Sobald sie eine
Bühne passiert hatte, deckte der Bergmann das
Schachtloch mit bereitliegenden Brettern zu,
um einen tiefen Absturz im Falle eines Förder
seilrisses zu verhindern.
Vor der Einfahrt versammelten sich die
Bergleute im Gaipel zu einer kurzen Andacht,
die der Steiger abhielt. Ihre Kleidung war
schwarz, und nur die dickgefütterte Mütze, die
den Kopf vor fallendem Gestein schützte, war
grün. Charakteristisch war ein Gürtel mit einem
breiten Stück Leder über der Sitzfläche.
Nach dem Amen der Andacht zogen die
Bergleute ihre dicken Mützen über den Kopf
und gingen zu der Fahrkunst. Wenn das Glöck
chen seine helle Stimme erhob, sagte manche
Mutter im Städtchen zu den Kindern: „Betet,
der Vater fährt ein."
Die Arbeit vor Ort war schwer. Mit „Fäustel
und Bohrer" bewaffnet, bohrten sie Löcher in
den harten Fels und schossen das Gestein her
aus. Mit „Hunden" wurde das Erz zum Schacht
gebracht. Oben wurde es von der „Tonne"
wieder in „Hunde" geschüttet und in die „Auf
bereitung" befördert. Bevor es im „Pochwerk"
(dem „Pucherich") zerkleinert wurde, mußte es
sortiert werden. Dann wurde es zur Silberhütte
gebracht.
Das flüssige, in die Formen fließende Silber
war ein herrlicher Anblick. Ein Regenbogen in
den herrlichsten Farben wölbte sich über dem
glühenden Strom . . .
Der Höhepunkt im Bergmannsleben war das
alljährliche Bergfest, das mit feierlichem Got
tesdienst begann und fröhlichem Tanz endete.
Der Gottesdienst war nur für Männer, keine
Frau durfte daran teilnehmen. Das ging auf
einen alten Glauben zurück, der sagte, daß so
viele Bergleute im Laufe des Jahres tödlich
verunglücken würden, wie Frauen zum Berg
fest in der Kirche seien. So achteten die
Knappen streng darauf, daß sich keine Frau
einschlich. Das war besonders für die jungen
Mädchen sehr bitter, denn die Berg- und
Hüttenleute sahen gar prächtig aus in ihrer
schmucken Tracht.
Dann kam der Bergbau im Harz zum Erliegen
Viele Bergleute mußten auswandern oder an
dere Berufe ergreifen. Die Gruben verfielen
oder wurden wie in St. Andreasberg zu Kraft
werken umgebaut.
Nach dem ersten Weltkrieg begann der Ab
bau des reichlich vorhandenen Schwerspats.
Dazu wurden jedoch keine Gruben angelegt
Einfache Stollen, die nicht sehr tief in den
Berg gingen, genügten.
Die Bergstadt St. Andreasberg hatte sich in
zwischen zum Kurort entwickelt. Auf der
Suche nach Abwechslung verfiel die Kurver
waltung auf die Idee, ein Bergfest alten Stils
abzuhalten. Die pensionierten Berg- und Hütten
leute waren gern bereit, die alten Uniformen
anzuziehen und mitzumachen — aber sie stell
ten die Bedingung, daß keine Frau dem Gottes
dienst beiwohnen dürfe. Das gab einen harten
Kampf mit der fortschrittlichen Kurverwaltung,
die das Argument der Bergleute nicht gelten
lassen wollte. Doch mußte sie sich fügen, weil
sonst kein Bergmann mitgemacht hätte.
Da aber die Absperrung nicht so ernst ge
nommen wurde, gelang es zwei Frauen, sich
doch in die Kirche einzuschmuggeln. — Im
gleichen Jahre sollen zwei Bergleute in einem
Schwerspatstollen tödlich verunglückt sein
Daraufhin wurde kein Bergfest mehr ab
gehalten.
Die Harzer Bergleute haben sich im Saarland
gut eingelebt und sind auch hier, was sie in
der alten Heimat stets waren: treue und zuver
lässige Mitglieder ihrer Gemeinschaft.
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