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Von alten Bergwerken
Von Albert Brunk, Hanweiler (Saar)
D er Bergbau unseres Landes ist so alt wie
die Geschichte. Schon die Kelten gruben
die Erze und verhütteten sie, und auch
die Römer betrieben den Bergbau. Uralte
Schlackenhalden erzählen uns von diesen Vor
fahren unserer Bergleute.
Eines dieser alten Grubengebiete ist zwischen
Vaudrevange und St. Barbe. An der Sonnen
kuppe, auf dem Blaufels, Blaugrund und Hum-
burg führen noch heute zahlreiche Stollen in
den Berg, Allerdings wurden viele von ihnen
später angelegt, als hier das Azurit gewonnen
wurde.
In den Erdbeerfeldern südlich von St. Barbe
aber ist die Bogenrundung eines Stollenmund
lochs zu erkennen. Das war der Römer- oder
Emilianusstollen. In der Nähe ist eine Stein
platte mit der Inschrift:
INCEPTA OFFI
CINA EMILIANI
NONIS MART
Der Emilianusstollen dürfte einer der ersten
Stollen überhaupt gewesen sein, denn hier
wurde Kupfererz zur Bronzegewinnung ge
graben.
In der Nähe fand man Gußformen aus der
Bronzezeit, die in einem Pariser Museum auf
bewahrt werden. Daraus läßt sich schließen,
daß das gewonnene Kupfererz an Ort und Stelle
verhüttet wurde.
Neben den Stollenbauten ist auch der
Schachtbau nachgewiesen. Südlich von St.
Barbe sind noch viele Schächte zu erkennen.
Es sind Trichter, die man heute „Pingen"
nennt. Doch ihre frühere Bestimmung ist kaum
noch zu erkennen.
Wie die Kelten und die Römer ihre Schich
ten verfuhren, wissen wir nicht. Aber es ist
uns bekannt, daß ihre Arbeit anstrengend war.
Den Bergleuten damaliger Zeit standen nur die
Fäuste und primitive Werkzeuge zur Ver
fügung. ,.Hammer und Schlägel", noch heute
Bergmannssymbole, dürften im Vordergrund
ihrer Arbeit gestanden haben.
Das Kupfer schied noch unter der Erde sein
Nebenprodukt, das Azurit aus, das früher ein
begehrter Farbstoff war. Die Wasser der Tiefe
nahmen Kupferteilchen auf ihrem Wege mit in
die Höhe, bis die Lettenschichten im Werk
sandstein den Weg versperrten. Sie wirkten
wie Filter und nahmen dem Wasser die Erz
teilchen ab. Diese Ablagerungen wurden als
blaue Kupferlasur und grüner Malachit ge
fördert.
Diese Art Bergbau war im 16. Jahrhundert
in seiner Blüte. In zahlreichen Stollen und
Schächten klangen die Spitzhacken der Häuer,
und in Kübeln wurde das Erz in die Höhe
gezogen. Die Stollen waren klein und eng, um
Verzimmerungen zu sparen. Aber in den engen
Stollen war die Arbeit doppelt schwer. Es
fehlte dort vor allem eine Luftzirkulation. Man
verließ sich darauf, daß die oft angeschnittenen
alten Schächte für genügend frische Wetter
sorgen würden. Doch war das nicht der Fall,
und so war die Bewetterung ein ernstes
Problem.
Der Kammerherr Rennel schrieb 1621 in
einem Bericht über die .Pferdegrube" und
Grube ,.Krumme Eiche" bei Wallerfangen: „die
Luft ist schlecht. So können die Bergleute nicht
länger als vier Stunden am Tag, nämlich zwei
Stunden früh und zwei Stunden abends, darin
aushalten, weil sie fürchten, vom Wetter ge
troffen zu werden."
Das Problem wäre mit mehreren Zugängen,
die eine Luftzirkulation bewirkten, einfach zu
lösen gewesen.
Auch gegen Wasser hatten die Bergleute zu
kämpfen. Durch Abzugsrinnen und Senklöcher
suchten sie sich gegen diesen Feind zu
schützen.
Das gewonnene Azurit wurde am gleichen
Ort weiter verarbeitet. In einer Mühle wurde
das Gestein zunächst grob zerkleinert und dann
in Handmühlen fein gemahlen. Durch ein
Schlämmverfahren in flachen, irdenen Schüs
seln wurde das schwere Azurit von leichteren
Gesteinskörnern getrennt und schließlich in
Seifenlauge und Holzasche gekocht.
Das weitere Verfahren wurde streng geheim
gehalten und ist uns nicht bekannt geworden.
Im Jahre 1614 ersuchte der Herzog von
Lothringen wiederholt „um Preisgabe des Ge
heimnisses, sintemalen Se. Hoheit nicht will,
daß ein solches Geheimnis nit außer Übung
gerate".
Aber der Wunsch Se. Hoheit blieb unerfüllt,
und so wissen auch wir nicht, wie die herr
liche Farbe zustande kam, die in aller Welt
geschätzt wurde.
Auch Mittelbexbach besaß schon in alter Zeit
ein Bergwerk. Es kann sich aber nur um eine
Kohlengrube gehandelt haben, wenn in alten
Dokumenten auch von „Ertzgruben" die
Rede ist.
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