Full text: 1951 (0079)

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Ein menschliches Problem: 
Die Silikosebekämpfung 
bei der Regie des Mines 
Seit langem hatten Ärzte beobachtet, daß die Ein 
atmung von bestimmten Staubarten für den mensch 
lichen Organismus keineswegs harmlos ist. Aber 
diese ärztlichen Beobachtungen mußten so lange un 
vollständig bleiben, bis die Ära der Rö-Strahlen 
neue ungeahnte Möglichkeiten geschaffen hatte, um 
Lungenkrankheiten festzustellen. In Südafrika, in 
den Randminen, die besonders reich an kieselsäure 
haltigem Staub sind, machten die Ärzte besondere 
eindrucksvolle Beobachtungen. 
Das Internationale Arbeitsamt erkannte die 
soziale Bedeutung des Silikoseproblems und gab den 
Anlaß zu einer Internationalen Silikosekonferenz, 
welche im Jahre 1930 in Johannisburg zusammen 
trat. Diese Konferenz hatte eine ganz besondere 
Bedeutung; auf ihr wurden die wichtigsten Merk 
male der Silikose festgelegt, die Rolle der freien 
Kieselsäure erkannt, Verhütungsmaßnahmen und zu 
ergreifende sonstige Maßnahmen besprochen. 
Nach den Arbeiten dieser Konferenz wandten alle 
Ärzte der Industrie und der Gruben ihr besonderes 
Augenmerk dieser Krankheit zu. 
Das Saarland hat dieser Frage nicht gleichgültig 
gegenübergestanden. 1934 begann Krauß, der auf 
Grund seiner langen Tätigkeit an der Universität 
an methodisches und gewissenhaftes Arbeiten ge 
wöhnt war, ein bis in alle Einzelheiten gehendes 
Studium der Silikosefälle im Saarland, die sowohl 
die klinische als auch die röntgendiagnostische 
Seite dieses schwierigen Problems aufzeigte. 
Die Behörden des Saarlandes, die Saargruben, die 
Bergbau-Berufsgenossenschaft und das Oberbergamt 
nahmen an diesem Kampf gegen die Silikose teil, 
indem sie in Anlehnung an die Richtlinien des 
Oberbergamtes Bonn vom März 1935 eine voll 
ständige ärztliche Untersuchung der Bergleute ver 
langten, welche Arbeiten verrichteten, die damals 
als besonders gefährlich angesehen wurden, nämlich 
die Arbeiten im Gestein. 
Das harte Gesetz des Krieges von 1939—1945, 
um jeden Preis die Kohlenförderung aufrecht zu er 
halten, hat trotz den Ermahnungen des Oberberg 
amtes die Gesundheit der Bergleute mit einer 
schweren Hypothek belastet. 
Die Regie des Mines de la Sarre legte bei Ende 
des Krieges den größten Wert auf dieses vor allen 
Dingen menschliche Problem. In Zusammenarbeit mit 
bestehenden Dienststellen bemühten sie sich, eine 
Silikose-Bilanz zu ziehen und die Anweisungen in 
die Tat umzusetzen, die während des Krieges nicht 
durchgeführt wurden. Aber die Tätigkeit der Direc- 
tion de la Main-d'Oeuvre beschränkte sich nicht 
allein darauf. Sie war darauf bedacht, diesen Kampf 
gegen die Silikose noch mehr als bisher zu führen 
und den Feind in seinen Verstecken aufzuspüren 
und alle Sicherheitsvorkehrungen für die Betroffenen 
so schnell wie möglich zu ergreifen. 
Der Kampf gegen die Silikose wird heute sowohl 
von technischer als auch von medizinischer Seite 
geführt. 
Der Techniker führt den Kampf gegen die Ent 
stehung von Staub. Die Staubentwicklung in den 
Gesteins- und Kohlengewinnungsbetrieben ist eine 
naturgemäße Folge der in ihrem Querschnitt be 
grenzten Wetterwege und der auf künstlicher Be 
wetterung aufgebauten Belüftung der Untertage- 
Betriebe. 
Die für die Entstehung der Silikose hauptsächlich 
maßgebenden Faktoren sind Dichte, Feinheit und 
Quarzgehalt der eingeatmeten Stäube. 
Das hereinzugewinnende Haupt- und Nebengestein 
sowie die Bergelagen in den abzubauenden Flözen 
enthalten je nach Gesteinsart einen mehr oder 
weniger starken Anteil an Quarz. Der Quarzgehalt 
der Gesteine bewegt sich etwa zwischen 5 und 
75 Prozent, je nachdem es sich um Tonschiefer, Sand 
schiefer, Sandstein oder Konglomerat handelt. 
Zur Prüfung der Staubgefährlichkeit eines Be 
triebes werden Staubmessungen mittels geeigneter 
Geräte durchgeführt. Hierzu werden von der Sili 
kosebekämpfungsstelle folgende Geräte verwandt: 
1. Das Tyndallometer (Abb. 1), das gestattet, 
die für das bloße Auge unsichtbaren gefährlichen 
Staubteilchen von weniger als Vioo mm Korngröße 
unter Ausnutzung des Tyndall-Effektes in einem 
Lichtkegel aufleuchten zu lassen und die Stäube 
mengenmäßig in mg/m 3 Luft zu bestimmen. 
Abb. 1
	        
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