78
Regie-Autobusse fahren 5400000 km im Jahr
Der Bergarbeiter-Transport
Schnelligkeit, Bequemlichkeit und Zeitersparnis
D as Wiederinbetriebsetzen der Gruben war
eine der Hauptaufgaben der Regierungen,
sobald der Krieg beendet war. So groß auch die
Schwierigkeiten zu diesem Zeitpunkt waren, in
dem jeder Wirtschaftszweig durch den mörde
rischen Aderlaß des Krieges seiner Substanz
beraubt war, hieß der Befehl „Kohle fördern“.
Erst Kriegsmittel, wurde das „schwarze Gold“
unerläßliches, aber nunmehr friedliches Element
für den Wiederaufbau eines in Trümmern
liegenden Europa.
Eine der ersten Aufgaben, die der Direktion
der Saargruben gestellt wurde, war die Be
förderung der Belegschaft zur Arbeit. Sie war
nicht einfach. Wer hat nicht noch den trostlosen
Anblick der zerstörten Brücken, der aufge
worfenen Straßen, der verlassenen oder zer-
NEUFANG MALZBIER
störten Maschinen und Eisenbahnwagen, der
gähnend leeren Bahnhöfe, der Autotrümmer am
Rand der Straßen vor Augen? Und trotz allem
mußte die Belegschaft die Arbeit wieder auf
nehmen.
Dazu kam noch, daß die Frage der Rekrutie
rung von Arbeitskräften für die Saargruben
— wie allgemein bekannt — ganz besonders
gelagert ist. Die Arbeiter der großen französi
schen Kohlenbecken wohnen in Arbeitervierteln
nahe der Arbeitsstelle. Die Frage der Beleg
schaftsbeförderung erhebt sich nicht, zumindest
nicht in dem Maße wie an der Saar, wo ver
schiedene Arbeiter von sehr weit kommen und
zweimal täglich bis zu 60 km zwischen ihrem
Wohnort und ihrer Arbeitsstelle zurücklegen.
Alle diese Erwägungen haben die Regie dazu
bestimmt, ein Verkehrsnetz für das gesamte
Saarland zu schaffen und insbesondere einen
eigenen Beförderungsdienst mit Autobussen ein
zurichten, der sehr schnell der wichtigste an der
ganzen Saar wurde.
Die Autobusse holten nicht nur Bergleute aus
Ortschaften, die an das Eisenbahnnetz nicht an
geschlossen waren, sondern ergänzten letzteres
in zahlreichen Fällen, in denen die Langsam
keit der Beförderung mit dem Zug die Abwesen
heit der Bergleute von zu Hause in wenig
wünschenswerter Weise beeinflußte.
Nachstehende Zahlen geben ein beredtes
Zeugnis über die derzeitige Wichtigkeit des
Bergarbeiter-Autobustransportes.
Es werden 135 Strecken befahren:
Gruppe Ost Gruppe Mitte Gruppe West
52 45 38
Es laufen täglich 142 Autobusse für die
Gruppe Ost Gruppe Mitte Gruppe West
52 43 47
Die Anzahl der beförderten Bergleute beträgt
17 149
Davon entfallen auf
Gruppe Ost Gruppe Mitte Gruppe West
7378 4437 5334
Die im Bergarbeitertransport eingesetzten
Fahrzeuge legen täglich 18 000 km = 5 400 000
km im Jahr zurück, was einer Strecke von
135 Runden um die Erde gleichkommt.
Jeder Autobusbenutzer fährt täglich durch
schnittlich 30,4 km. In
Gruppe Ost Gruppe Mitte Gruppe West
32,5 25,8 33,4
während sein Arbeitskamerad, der die Eisen
bahn benutzt, durchschnittlich 38,9 km zurücklegt.
Nebenstehende Tabelle gibt die Aufteilung
der Belegschaft nach Gruben und benutzten
Transportmitteln. Da diese Tabelle früher als die
vorstehenden Statistiken aufgestellt wurde,
weichen die Zahlen leicht voneinander ab.
Wenn die der Belegschaft zur Verfügung ge
stellten Transportmittel sich seit 4 Jahren in
bezug auf Schnelligkeit, Bequemlichkeit und die
Fahrzeiten ständig verbessert haben, so darf
nicht übersehen werden, daß mit der Einfüh
rung der Fahrtkostenerstattung an mehr als
4 km vom Arbeitsplatz entfernt wohnende Be
legschaftsmitglieder, wie sie für die französi
schen Bergarbeiter üblich ist, der Belegschafts
transport eine starke Belastung für die Regie
bedeutet. Diese Belastung fällt um so mehr ins
Gewicht, als der saarländische Bergmann im
Gegensatz zu dem französischen Bergarbeiter
— wie schon erwähnt — im allgemeinen weit
von seinem Arbeitsplatz entfernt wohnt. Einige
Zahlen genügen, um einen Begriff von dem
Ausmaß dieser Belastung zu geben.
Die Regie vergütet monatlich
42 Millionen Frs. Transportkosten
an 33 000 Belegschaftsmitglieder,
die den Zug, die Straßenbahn oder den Autobus
benutzen, das sind im Durchschnitt 1272,— Frs
je Belegschaftsmitglied.
Die Belastung durch die Fahrtkoslenerstattung
an Belegschaftsmitglieder beträgt demnach jähr
lich mehr als 500 Millionen Frs.