Full text: 1951 (0079)

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Regie-Autobusse fahren 5400000 km im Jahr 
Der Bergarbeiter-Transport 
Schnelligkeit, Bequemlichkeit und Zeitersparnis 
D as Wiederinbetriebsetzen der Gruben war 
eine der Hauptaufgaben der Regierungen, 
sobald der Krieg beendet war. So groß auch die 
Schwierigkeiten zu diesem Zeitpunkt waren, in 
dem jeder Wirtschaftszweig durch den mörde 
rischen Aderlaß des Krieges seiner Substanz 
beraubt war, hieß der Befehl „Kohle fördern“. 
Erst Kriegsmittel, wurde das „schwarze Gold“ 
unerläßliches, aber nunmehr friedliches Element 
für den Wiederaufbau eines in Trümmern 
liegenden Europa. 
Eine der ersten Aufgaben, die der Direktion 
der Saargruben gestellt wurde, war die Be 
förderung der Belegschaft zur Arbeit. Sie war 
nicht einfach. Wer hat nicht noch den trostlosen 
Anblick der zerstörten Brücken, der aufge 
worfenen Straßen, der verlassenen oder zer- 
NEUFANG MALZBIER 
störten Maschinen und Eisenbahnwagen, der 
gähnend leeren Bahnhöfe, der Autotrümmer am 
Rand der Straßen vor Augen? Und trotz allem 
mußte die Belegschaft die Arbeit wieder auf 
nehmen. 
Dazu kam noch, daß die Frage der Rekrutie 
rung von Arbeitskräften für die Saargruben 
— wie allgemein bekannt — ganz besonders 
gelagert ist. Die Arbeiter der großen französi 
schen Kohlenbecken wohnen in Arbeitervierteln 
nahe der Arbeitsstelle. Die Frage der Beleg 
schaftsbeförderung erhebt sich nicht, zumindest 
nicht in dem Maße wie an der Saar, wo ver 
schiedene Arbeiter von sehr weit kommen und 
zweimal täglich bis zu 60 km zwischen ihrem 
Wohnort und ihrer Arbeitsstelle zurücklegen. 
Alle diese Erwägungen haben die Regie dazu 
bestimmt, ein Verkehrsnetz für das gesamte 
Saarland zu schaffen und insbesondere einen 
eigenen Beförderungsdienst mit Autobussen ein 
zurichten, der sehr schnell der wichtigste an der 
ganzen Saar wurde. 
Die Autobusse holten nicht nur Bergleute aus 
Ortschaften, die an das Eisenbahnnetz nicht an 
geschlossen waren, sondern ergänzten letzteres 
in zahlreichen Fällen, in denen die Langsam 
keit der Beförderung mit dem Zug die Abwesen 
heit der Bergleute von zu Hause in wenig 
wünschenswerter Weise beeinflußte. 
Nachstehende Zahlen geben ein beredtes 
Zeugnis über die derzeitige Wichtigkeit des 
Bergarbeiter-Autobustransportes. 
Es werden 135 Strecken befahren: 
Gruppe Ost Gruppe Mitte Gruppe West 
52 45 38 
Es laufen täglich 142 Autobusse für die 
Gruppe Ost Gruppe Mitte Gruppe West 
52 43 47 
Die Anzahl der beförderten Bergleute beträgt 
17 149 
Davon entfallen auf 
Gruppe Ost Gruppe Mitte Gruppe West 
7378 4437 5334 
Die im Bergarbeitertransport eingesetzten 
Fahrzeuge legen täglich 18 000 km = 5 400 000 
km im Jahr zurück, was einer Strecke von 
135 Runden um die Erde gleichkommt. 
Jeder Autobusbenutzer fährt täglich durch 
schnittlich 30,4 km. In 
Gruppe Ost Gruppe Mitte Gruppe West 
32,5 25,8 33,4 
während sein Arbeitskamerad, der die Eisen 
bahn benutzt, durchschnittlich 38,9 km zurücklegt. 
Nebenstehende Tabelle gibt die Aufteilung 
der Belegschaft nach Gruben und benutzten 
Transportmitteln. Da diese Tabelle früher als die 
vorstehenden Statistiken aufgestellt wurde, 
weichen die Zahlen leicht voneinander ab. 
Wenn die der Belegschaft zur Verfügung ge 
stellten Transportmittel sich seit 4 Jahren in 
bezug auf Schnelligkeit, Bequemlichkeit und die 
Fahrzeiten ständig verbessert haben, so darf 
nicht übersehen werden, daß mit der Einfüh 
rung der Fahrtkostenerstattung an mehr als 
4 km vom Arbeitsplatz entfernt wohnende Be 
legschaftsmitglieder, wie sie für die französi 
schen Bergarbeiter üblich ist, der Belegschafts 
transport eine starke Belastung für die Regie 
bedeutet. Diese Belastung fällt um so mehr ins 
Gewicht, als der saarländische Bergmann im 
Gegensatz zu dem französischen Bergarbeiter 
— wie schon erwähnt — im allgemeinen weit 
von seinem Arbeitsplatz entfernt wohnt. Einige 
Zahlen genügen, um einen Begriff von dem 
Ausmaß dieser Belastung zu geben. 
Die Regie vergütet monatlich 
42 Millionen Frs. Transportkosten 
an 33 000 Belegschaftsmitglieder, 
die den Zug, die Straßenbahn oder den Autobus 
benutzen, das sind im Durchschnitt 1272,— Frs 
je Belegschaftsmitglied. 
Die Belastung durch die Fahrtkoslenerstattung 
an Belegschaftsmitglieder beträgt demnach jähr 
lich mehr als 500 Millionen Frs.
	        
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