Full text: 1951 (0079)

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Q)as neue 
BERGMANNS- 
HEIM 
Von Ingeborg Margait, Saarbrücken 
V 1 yoi uns das weiße Band der Landstraße, 
in das sich der Wagen hineinfrißt—dunkle 
Tannen — Mischwälder, in denen die Sonne 
tanzt — über hügeliges Land das bunt gewürfelte 
Tischtuch der Äcker und Wiesen gebreitet — 
im Brautschmuck der blühende Schwarzdorn am 
Rande der Straße — verschwiegene Wiesen 
täler, auf denen Maßliebchen, Wiesenschaum 
kraut und Sumpfdotterblumen ihren holden 
Frühlingstraum träumen — Fördertürme und 
Schlote, die sich dunkel gegen den Horizont 
abheben — Schächte — Gruben, schwarz in der 
Landschaft — und dazwischen alte Bergmanns 
dörfer und -orte im Schmuck ihrer roten Ziegel 
dächer —- die meist einstöckigen Häuser sauber 
gestrichen, mit Blumen an den Fenstern, so daß 
man ihnen ihr Alter kaum ansieht. Wie schwer 
wird es oft für die Bergleute gewesen sein, 
sich diese Häuschen zu bauen! Hat nicht man 
cher von ihnen sein Leben lang dafür gearbeitet 
und gespart? Und ist eingezogen in den halb 
fertigen Bau, wenn die Küche bewohnbar war 
und das Schlafzimmer, hat sich einen Raum nach 
dem andern hergestellt, meist selbst nach ver 
fahrener Schicht. Ja, sie haben sich alle ihr Leb 
tag abgerackert, aber dafür ihr eigenes Heim 
besessen, das sie weitergeben konnten an ihre 
Kinder und Kindeskinder. . . Diese Gedanken 
überfallen uns, während die Landschaft in bun 
tem Wechsel an uns vorüberzieht. Könnte es 
einen günstigeren Tag geben als diesen holden 
Frühlingstag, der die Heimat in einem unbe 
schreiblichen Zauber vor uns ausbreitet, um 
uns die Bodenständigkeit des saarländischen 
Bergmanns verständlich zu machen? Und ist 
diese Bodenständigkeit nicht in erster Linie der 
Grund für den seit jeher so stark ausgeprägten 
Bauwillen des Saarbergmanns? 
Vielleicht haben die Bauherren, zu denen wir 
jetzt hinfahren, es leichter als ihre Vorgänger. 
Auch Bergarbeiter, die vor kurzem in ihre neuen 
Häuser eingezogen sind. Sie haben von der 
Regie des Mines de la Sarre ein Darlehen er 
halten und mit diesen Geldern den Bau ermög 
licht. Halten wir nun vor dem ersten dieser 
neuen Bergmannsheime still. Mittelbexbach. Wir 
befinden uns auf dem Ausstellungsgelände am 
Haus Nr. 2. Einladend und freundlich steht es 
da hinter einem kleinen, hübsch angelegten Vor 
garten. Eine breite Treppe, die zur Haustür führt, 
ein großes Fenster zu beiden Seiten und als ein 
ziger Schmuck eine schön gearbeitete schmiede 
eiserne Lampe mit dem Zeichen des Bergbaus — 
den gekreuzten Schlegel und Hammer. Wir wer 
den freundlich empfangen, und bereitwillig zeigt 
uns die glückliche Besitzerin dieses „Schmuck 
kästchens" ihre Räume. Blitzblank ist es überall 
und glänzt vor Neuheit, so daß es den Anschein 
hat, als hätte die Frau des Hauses eben erst 
ihren Umzug beendet und im Augenblick die 
letzte Schublade zugeschoben, in die sie ihre 
Siebensachen räumte. Aber dem ist nicht so, 
denn schon wohnen sie sechs Monate in ihrem 
neuen Heim. Vier Zimmer besitzen sie zu 
ebener Erde und eins im Dachgeschoß, so daß 
für die fünfköpfige Familie genügend Platz ist. 
Gewandt übernimmt die Bergmannsfrau die 
Führung, öffnet geschwind die Klappläden, so 
daß die Sonne in breiten Streifen durchs Fenster 
fällt und die hellen, hübsch tapezierten Zimmer 
mit ihrem Licht belebt. Ein Wohnzimmer, das
	        
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