Full text: 1951 (0079)

46 
Am Ende dieser Darlegung angelangt, wird 
es dem Leser klar geworden sein, daß die 
Kohle, die manchmal mit Recht als „Brot der 
Industrie" bezeichnet wird, schließlich eine kost 
bare Ware ist, die nicht nur zu Tage gefördert 
zu werden braucht, sondern daß ihr auch die 
zahlreichen Unreinigkeiten entzogen und sie 
sorgfältig in bestimmte Größen eingeteilt wer 
den muß. Sie soll sich damit nicht nur dem ver 
schiedenartigen Bedarf der Käufer anpassen, 
sondern muß auch den wachsenden Ansprüchen 
der Abnehmerschaft gerecht werden. 
Unwillkürlich drängt sich uns hierbei der Ver 
gleich der Kohle mit dem Diamanten auf, dessen 
Werdegang mit demjenigen der Kohle verwandt 
ist. Auch der Diamant muß veredelt, d. h. auf 
bereitet werden. Die unreinen Teile werden 
von ihm abgeschieden und dienen anderen 
Zwecken; nur der gereinigte, gehauene und 
sorgfältig geschliffene Kern wird in luxuriösen 
Schaufenstern zum Verkauf angeboten, begehrt 
und gekauft. Das Tragen eines solchen Edel 
steines hebt die weibliche Eleganz und Anmut 
je nach der Feinheit des fertigen Schliffes. 
Diamant und Kohle erhalten erst durch Auf 
bereitung zu einem bestimmten Zweck ihren 
höchsten Nutzwert. 
Wir beenden diese Abhandlung, die manchen 
Bergmann und auch manchen Leser einer bisher 
unbekannten Sache näher gebracht hat, und 
hoffen, besonders unseren Bergleuten damit 
Freude bereitet zu haben. 
Franz Stenger 
Der saarländische Bergmann steht in enger 
Beziehung zu der Knappschaft, deren Rolle es 
ist, ihm in Krankheiten oder Unfällen beizu 
stehen. 
Er ist mit Recht stolz auf seine Knappschafts- 
Kameraden, die sich durch eine besondere Lei 
stung hervorgetan haben. Deshalb soll hier des 
verstorbenen Herrn Franz 
S t e n g e r gedacht werden. 
Er wurde im Jahre 1874 in 
Quierschied geboren als 3. 
Kind einer Kaufmannsfami 
lie. Seine Schwester heira 
tete einen Kaufmann, einer 
seiner Brüder wurde Lehrer 
und der andere, Robert, 
starb in Lauterbach, wo er 
Maschinen-Werkmeister im 
Kraft- und Wasserwerk war 
und auch an der Bergschule 
in Saarbrücken unterrichtete. 
F. Stenger begann seine 
Laufbahn auf der Grube Göt 
telborn und später besuchte 
er die Bergvorschule in 
Neunkirchen. Im Jahre 1898 begann man die 
Röntgenstrahlen, die drei Jahre vorher von 
Röntgen entdeckt worden waren, in der Medizin 
anzuwenden. Herr Stenger interessierte sich so 
fort für die Sache, besonders, da er immer bereit 
war, zu helfen und zu lindern, wo Krankheit 
und Leid war. Unter Anleitung von Herrn Dr. 
Füller erlernte er so schnell die neue Technik, 
so daß seine Röntgenaufnahmen bald den Stolz 
des Knappschaftskrankenhauses bildeten. Sie 
retteten vielen das Leben. 
Im Jahre 1901 heiratete Franz Stenger Wil 
helmine Barth und aus dieser Ehe entsprangen 
2 Töchter, die sich beide im Ausland verheira 
tet haben. 
Beim Ausbruch des 1. Weltkrieges konnte 
das Knappschaftslazarett Herrn Stenger nicht 
entbehren, der wie ein Soldat, zu jeder Stunde 
des Tages oder in der Nacht da war, um den 
Kranken und Verwundeten zu helfen und ihre 
Schmerzen zu lindern. 
Als er sich nach Jahren in 
den wohlverdienten Ruhe 
stand setzte, war ihm doch 
noch keine Ruhe vergönnt. 
Er hatte schwer unter dem 
Naziregime zu leiden, und 
der 2. Weltkrieg brachte ihn 
um die Früchte seiner schwe 
ren Arbeit. 
Leider kannte man damals 
die Gefahren der Röntgen 
strahlen noch nicht. Herr 
Stenger überprüfte die Röh 
ren seines Apparates immer 
mit dem vorgestreckten Fin 
ger seiner rechten Hand. Um 
1930 bildeten sich an diesem 
Finger kleine Geschwüre, die als Röntgenkrebs 
erkannt wurden. Nach der Amputation dieses 
Fingers ging es eine Zeitlang gut, aber dann 
stellte sich eine Verschlechterung des Allge 
meinbefindens ein. Im Mai 1949 starb er dann, 
nachdem eine Aussaat des Röntgenkrebses auf 
den Körper übergegangen war. 
Nur wenige derer, denen Herr Stenger durch 
seine Arbeit Linderung und Heilung gebracht 
hatte, konnten an seinem Begräbnis teilnehmen, 
aber die junge Generation sollte den Namen 
des nur zu bescheidenen Franz Stenger, der als 
ein Opfer seines Berufes und Märtyrer der Wis 
senschaft dahingegangen ist, kennen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.