Full text: 1951 (0079)

134 
Philippsborn - Wanborn - Neuhaus 
Von 
Kurt Hoppstädter, Wiebelskirchen 
J eder Saarbrücker kennt den Ausflugsort Neu 
haus, das Forsthaus, wo er nicht weit von der 
Stadt und doch entfernt von ihrem Lärm im Frie 
den großer Wälder ausruhen und frische Kräfte 
für den kommenden Werktag sammeln kann. Die 
Gastwirtschaft ist heute freilich geschlossen, und 
ein Rasten an diesem Ort ist also nicht mehr 
möglich. Aber trotzdem lohnt sich der Weg hier 
herauf. Wollte man aber an Hand der Karte den 
Weg suchen, so würde man erstaunt feststellen 
müssen, daß das Forsthaus, in dessen freund 
lichen Räumen man früher ein kühles Glas Bier 
trinken konnte, gar nicht Neuhaus heißt, son 
dern Wanborn, und daß das Forsthaus Neuhaus 
in Wirklichkeit etwa 400 m davon entfernt liegt. 
Der Volksmund macht also von dem amtlichen 
Namen keinen Gebrauch. Das kommt öfters vor 
und wäre auch nicht weiter tragisch zu nehmen. 
Bedauerlich ist nur, daß die Historiker dieser 
Verwechslung zum Opfer gefallen sind. Denn daß 
wir uns hier an einem Ort mit Geschichte befin 
den, erkennt jeder, der sich einmal im Hofe des 
Forsthauses Neuhaus (das in Wirklichkeit Wan 
born heißt) umgesehen hat. Er erkennt, daß in 
dem Gebäude Reste eines alten Baues stecken 
und sieht eine Lattentür mit der verblaßten In 
schrift „Histor. Keller". Der Keller mit seinen 
mächtigen Gewölben und Steinsäulen ist heute 
allerdings, mit altem Gerümpel gefüllt und 
stockfinster, nicht mehr zu betreten. Vor eini 
gen Jahren konnte man auch neben dem Tor 
eine Inschrift auf einer Marmortafel lesen des 
Inhalts, hier habe einst Schloß Philippsborn ge 
standen, von dem Grafen Philipp III. 1577 er 
baut und von den Franzosen 1793 zerstört. Da 
diese Inschrift nicht ganz richtig war, soll etwas 
näher auf die Geschichte der Örtlichkeit ein 
gegangen werden. 
Seit es eine saarländische Geschichtsschrei 
bung gibt, geistert durch die Berichte die „Wald 
burg Wanborn", die hier gestanden haben soll. 
Sie soll nach einer Jahreszahl 1113, die sich am 
Brunnen im Burghof befand, im Jahre 1113 von 
Graf Siegebert erbaut worden sein. 
Was ist nun an dieser Geschichte? Irgend 
eine urkundliche Nachricht über die „Waldburg" 
Wanborn ist nicht zu finden. Alle Berichte 
gehen auf den Saarbrücker Registrator Andreae 
zurück, der im Jahre 1638 schreibt: 
(Enealogia saraepontana, pag 241) 
„Das alte Jagd-Hauß Wanborn, im Wald V2 
Meil von Saarbrücken ließ er (Graf Philipp v. 
Nassau-Saarbrücken) abbrechen und ein schön 
Schloß: Philippsborn, nach seinem Namen, dahin 
bauen." 
Auch Köllner spricht in seiner Geschichte der 
Grafen und Fürsten von Saarbrück noch vom 
„Jagdhaus Wanborn', während er in einer 
Handschrift (Archiv d. Histor. Vereins) sagt: 
„Da, wo jetzt auf einer der höchsten waldigen 
Höhen des Saargebirges das Neuhaus liegt, 
lag in den frühesten Zeiten unserer Geschichte 
Wanborn, eine alte Waldburg, die schon unter 
Graf Friedrich von Saarbrücken vorhanden ge 
wesen sein muß, wie aus der Jahreszahl 1113, 
die sich am Brunnen im Burghof befand, her 
vorgeht." 
Diese Angaben Köllners bilden dann die 
Quelle aller späteren Erzählungen von der 
Waldburg Wanborn (vgl. z. B. Grande, Neu- 
haus-Saarbrücken 1924), 
Die „Waldburg Wanborn“ hat nie bestanden, 
und zwar sprechen folgende Gründe dagegen: 
1. Sie wird nie in Urkunden genannt. Erst An 
dreae nennt 1638 ein ehemaliges Jagdhaus 
Wanborn, erst Köllner spricht noch zwei Jahr 
hunderte später von einer Waldburg. 
2. Die Zahl 1113 kann nicht auf dem Brunnen 
gestanden haben, und wenn sie doch auf dem 
Brunnen gestanden haben sollte, so ist sie in 
einer späteren Zeit angebracht worden. Aus 
dem Jahre 1113 stammt sie keinesfalls. Ich 
glaube aber, das die Sache anders liegt. Ara 
bische Zahlen kommen in Schriftstücken und 
Siegeln erst seit Anfang des 13. Jahrhunderts 
vor, ihre Anwendung durch Steinmetzen wird 
erst im 15. Jahrhundert allgemein. Die alten 
Formen der Ziffern sind zudem recht schwierig 
zu lesen und sind vieldeutig. Nehmen wir an, 
daß die von Köllner gefundene Inschrift etwa 
so wie in der Abbildung ausgesehen hat, so 
könnte das zwar für 1113 gelesen werden, 
heißt aber in Wirklichkeit 1574 und würde 
somit auf die Er 
bauung des Schlos 
ses Philippsborn Be 
zug nehmen. 
3. Wanborn ist vom 
althochdeutschen 
wani — Mangel 
oder wan = ver 
schwinden, Weg 
gehen, zu Ende ge 
hen, abzuleiten und 
bedeutet also eine 
spärlich fließende 
Quelle. Nach solch 
bescheidenem 
Brünnlein mag man 
vielleicht ein klei-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.