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Homburg
zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges (nach Merian)
Trier zurückzugeben, war er die letzte Festung,
auf der noch die lothringische Fahne wehte".
(Memoire de la societe d'archeologie lorraine
III. Serie—XHIe Volume — Nancy 1885). Konnte
er sich zunächst auch noch auf klare Instruk
tionen seines Herzogs stützen, so war er bald
in seinem Amt allein auf sich gestellt und hatte
als Richtschnur seines Handelns nur die Stimme
seines Gewissens. Und diese Stimme befahl ihm,
die Festung gegen jeden zu bewahren, der hier
Einlaß begehrend anpochte, solange es sein
Herzog verlangte,
Denn das Schicksal wollte es, daß Karl IV.
als heimatloser Flüchtling bald in das tiefste
Elend versinken sollte. Dieser Mann ist eine
seltsame Erscheinung selbst in dieser wildbe
wegten Zeit. Mit Spanien verbündet, hatte er
im Krieg sein Land an die Franzosen verloren
und war auch durch den Westfälischen Frieden
nicht wieder in seine Rechte eingesetzt worden.
Halb spanisch - habsburgisch bezahlter Partei
gänger, halb selbständiger Fürst, mit ansehn
lichen Geldmitteln ausgerüstet und an der Spitze
einer ihm treu ergebenen Armee von 5—6000
Mann, so steht er in den Jahren nach dem West
fälischen Frieden zwischen den teils weiter
kämpfenden, teils friedensuchenden Parteien:
den Spaniern nie ganz aufrichtig ergeben und
auch von ihnen mißtrauisch beobachtet, den
Franzosen feind und doch gelegentlich mit ihnen
auf eigene Faust verhandelnd, auf Kaiser und
Reich erbittert. „Er haßte sie alle drei gleich
mäßig, Deutsche, Franzosen und Spanier", sagt
eine zeitgenössische Biographie, und die selt
samsten Gerüchte waren im Umlauf über die
abenteuerlichen politischen Pläne, mit denen er
sich tragen sollte (d'Hausonville, Historie de la
reunion de la Lorraine ä la France II 273 ff).
Nach den Bestimmungen des Westfälischen
Friedens sollte Homburg wieder an die Grafen
v. Nassau-Saarbrücken zurückgegeben werden.
Aber da Karl IV. in den Friedensschluß nicht
einbezogen war, verweigerte er auch weiterhin
die Herausgabe. Auch der Nürnberger „Friedens-
Executions-Vergleich" von 1650, in dem die
Räumung Homburgs noch einmal angeordnet
wurde, vermochte ihn in seiner Haltung nicht
zu beeinflussen. Zwar schloß er drei Jahre
später mit dem Kaiser einen Vergleich, daß er
gegen Zahlung von 300 000 Reichstalern Hom
burg räumen würde. Aber da das Geld ausblieb,
zog der Herzog seine Truppen nicht ab, sondern
behielt Homburg und die Burgen Hammerstein
und Landstuhl fest in seiner Hand.
Seine unklare Haltung zu Spanien und Frank
reich und persönliche Differenzen mit dem
spanischen Befehlshaber, dem Grafen v. Fuen-
saldana waren die Ursache, daß Karl IV. bei
seinem Aufenthalt in Brüssel 1655 von seinen
eigenen Verbündeten, den Spaniern, gefangen
gesetzt, nach Spanien überführt und erst nach
fünf Jahren wieder freigelassen wurde. Auch
diese Gefangenschaft konnte den Herzog nicht
zu einer Aenderung seiner Haltung wegen
Rückgabe der Festung Homburg veranlassen,
so daß diese Rückgabe unterblieb, zumal de
Croonders sich weigerte, von einem anderen als
seinem Herzog Befehle entgegen zu nehmen.
Zwar gaben die Spanier, um sich die Truppen
des Herzogs zu erhalten, dessen Bruder Nicolas-
Francois den Oberbefehl über dieselben. Dieser
Prinz setzte sich auch sofort mit den Befehls
habern der Armee und der lothringischen be
festigten Plätze (Homburg, Landstuhl, Mussy,
Longuyon, Dieuze und Marsal) in Verbindung.
Aus einem seiner Briefe ergibt sich, daß auch