Full text: 1950 (0078)

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Ein Kapitel von Kinderspielen, Backöfen und Nähmaschinen 
DAS SOZIALE SCHAFFEN DER „REGIE des MINES" 
Kindergärten und Hausholtungsschulen 
Wenn auch der Gedanke alt ist, die Bergmanns 
frau durch das „Verwahren" ihrer Kinder zu 
entlasten und ihr die Sorge um eine gute Aus 
bildung ihrer Töchter abzunehmen, so haben 
sich doch im Laufe der Jahrzehnte ganz neue 
Gesichtspunkte auf dem Gebiete des Sozial 
wesens herauskristallisiert, so daß der Service 
Social der Regie des Mines de la Sarre, als 
er nach Beendigung des zweiten großen Krieges 
mit seiner Wiederaufbauarbeit begann, nicht 
ohne weiteres auf alte Erfahrungen zurück 
greifen konnte. 
Die Kindergärten und Haushaltungsschulen 
der Saargruben gehen auf eine gewisse Tradi 
tion zurück. Bereits im Jahre 1876 gründete der 
Knappschaftsverein in verschiedenen Berg 
mannskolonien „Kleinkinderverwahranstalten" 
die derart großen Anklang fanden, daß im 
Jahre 1884 / 85 die Bergwerksverwaltung sich 
entschloß, dieselben auf eigene Kosten zu über 
nehmen. Auch die ehemaligen „Industrie 
schulen" sind knappschaftlichen Ursprungs und 
wurden später von der Verwaltung der Saar 
gruben übernommen. Die Gründung der Kinder 
gärten und Haushaltungsschulen stellt eine für 
die damalige Zeit beachtenswerte Tat dar. 
Jetzt unterhält die Regie des Mines nicht 
weniger als 16 Kindergärten, die sich schon 
dadurch wesentlich 
von den ursprüng 
lichen unterscheiden, 
daß sie nicht „Ver 
wahranstalten" sein 
wollen, sondern Kin 
dergärten, in denen 
die Kleinen unter der 
sorgsamen Leitung der 
Kindergärtnerin oder 
Jugendleiterin gehütet, 
gepflegt und erzogen 
werden. Sie werden 
dazu angehalten, sich 
vor dem Frühstück 
die Hände zu waschen, 
ordentlich und sauber 
zu essen, und haben 
bald gelernt, daß Mut- 
ters Butterbrote dann 
doppelt so gut schmek- 
ken. Einen großen Teil 
in der Gesundheits 
erziehung des Kindes 
nimmt die Gymnastik ein, auf die in unseren 
Kindergärten besonderer Wert gelegt wird. 
Die Kindergärten, die fast alle im Laufe des 
Jahres 1943 renoviert wurden, weisen durch 
weg helle, große Räume auf und sind auch in 
hygienischer Hinsicht in jeder Beziehung vor 
bildlich. Viele Grubendirektoren ließen die 
Tagesräume künstlerisch ausmalen, so daß die 
Kleinen, wenn sie bei schlechtem Wetter auf 
die Zimmer angewiesen sind, eine schöne 
„Bleibe" haben und an ihren niedlichen Tisch 
chen und den kleinen Stühlchen — die direkt 
von den sieben Zwergen hinter den sieben 
Bergen herzurühren scheinen — bei Gesell 
schaftsspiel oder Kasperletheater mindestens 
genau so gut aufgehoben sind wie auf den 
Spielplätzen draußen. 
Den Höhepunkt in ihrem kleinen Leben bil 
den die Kinderfeste, die an Ostern, dem 
Nikolaustag und an Weihnachten oder dem 
Tag, an dem die Sechsjährigen der Kinder 
gartengemeinschaft Lebewohl sagen müssen, 
um ihrer Schulpflicht zu genügen, in Gemein 
schaft der Eltern gefeiert werden. Zu diesen 
Festen werden wochenlang Vorbereitungen ge 
troffen. Es gibt jedesmal viel Geheimnistuerei 
und schließlich glückstrahlende Kinderaugen 
am gemeinsamen Kaffeetisch mit dem herrlich 
Kinder beim Sandspiel in einem der vielen Kindergärten 
der Regie des Mines de la Sarre
	        
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