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den einen oder anderen gebrauchten, Aber da
es bei dem Wachstum der Saat nicht nur auf
das Wetter ankommt, sondern auch auf das
Saatgut, die Düngung und schlechte oder gute
Arbeit beim Pflügen, Säen und Eggen, gediehen
die Pflanzen auf den Äckern der Bauern von
Peinaggel durchaus nicht gleichmäßig, da es
unter ihnen, wie in jedem Stand, Fleißige und
weniger Fleißige gab. Diejenigen Bauern, deren
Felder schlecht standen, blickten mit Neid auf
jene, deren Felder einen besseren Stand auf
wiesen. Und es dauerte gar nicht lange, da ging
so ein Neidhammel hin und ließ es zur Unzeit
regnen. Nachdem die Disziplin einmal gebrochen
war, gab es kein Halten mehr. Nun ließ jeder,
um dem anderen einen Schabernack zu spielen,
den Regen fallen, den Wind wehen und die
Sonne scheinen, wie er wollte. Die Folge war,
daß nichts mehr vorwärtsging und die Pei-
naggeler Bauern, die sich soviel auf ihre Wetter
macherei eingebildet hatten, zuerst zum Gespött
und dann zum Abscheu der ganzen Gegend
wurden, weil sie durch ihre Zügellosigkeit nicht
nur ihre eigene Ernte, sondern auch die ihrer
unschuldigen Mitmenschen in Gefahr brachten.
Schließlich wurde die Stimmung gegen die
Bauern von Peinaggel so gereizt, daß sie sich
in einer wilden Explosion entlud, die als die
Schlacht von Peinaggel weltbekannt geworden
ist. Diese Schlacht ist eine der elf Merkwürdig
keiten der Weltgeschichte. Denn in dieser
Schlacht war es so, daß sich nicht nur die Pei-
naggeler Bauern und ihre Widersacher gegen
seitig verdroschen, sondern daß im Verlaufe der
Schlacht eine allgemeine Drescherei stattfand,
bei der es nicht mehr um den Sieg einer Partei,
sondern nur noch um die Befriedigung urtüm
licher menschlicher Instinkte und Leidenschaften
ging. Die Leidenschaft bei diesem Kampf, der,
um jeder Geschichtsfälschung vorzubeugen,
allein durch die Zügellosigkeit der Bauern von
Peinaggel verursacht worden ist, war so groß,
daß sich an ihm nicht nur die Männer mit
Dreschflegeln, Wagenstorren, Sielscheiden und
ähnlichen Waffen beteiligten, sondern auch
die Weiber die friedlichen Waffen ihrer Küche,
Bratpfannen, Kochtöpfe, Besen und Schrubber
in den Kampf führten. Um die Mittagszeit, als
die Kampfeshitze ihren höchsten Grad erreichte,
achtete niemand mehr darauf, wen er vor sich
hatte, sondern schlug wahllos auf jeden ein, der
in seine Reichweite kam. Zahllose ,,Gefallene"
bedeckten das Schlachtfeld, aber keiner von
ihnen hätte, wenn es darauf angekommen wäre,
sagen können, wer ihm den betäubenden Schlag
beigebracht hatte.
Als der Pitter vom Himmel aus die Streit
hähne erblickte, eilte er spornstreichs auf die
Erde zurück, um den Streit zu schlichten, an
dem er sich schuldig fühlte. Als er unten ankam,
tobte der Kampf noch immer hin und her. ,,Was
macht ihr da? Seid ihr denn ganz verrückt ge
worden? Auseinander, sag' ich." Pitter war
bärenstark, aber gegen diese Übermacht konnte
er doch nicht an. Da rief einer: „Ach sieh da,
der Herrgott von Peinaggel!" und bald wieder
holte der ganze Schlachthaufen, Männer und
Frauen, den Spottruf: „Der Herrgott von Pei
naggel! Der Herrgott von Peinaggel!" Pitter sah
noch, wie ein Bauer einen schweren eisernen
Wagenstorren zum tödlichen Streich gegen ihn
erhob, da — erwachte er.
Eine Zentnerlast wälzte sich von seiner Brust.
So hatte er alles nur geträumt und nichts von
dem, was er sich eingebildet hatte, war ge
schehen. Die Pferde standen friedlich da und
wunderten sich nur, daß die Ruhepause heute
so lange dauerte. Pitter faßte die Zügel und mit
„Jüh, Schimmel! Vorwärts, Schwarzer!" ging es
wieder ans Pflügen. Pitters Frau wunderte sich
in der Folgezeit sehr, daß er die gottesläster
lichen Redensarten nicht mehr hören ließ, die
sie so sehr an ihm getadelt hatte. Sie forschte
neugierig nach dem Grunde, aber da der Pitter
nichts verriet, schrieb sie es endlich ihrem Ein
fluß zu, daß Pitter sich gebessert hatte. Sie
wußte nicht, daß er als Herrgott von Peinaggel
eine so schlechte Rolle gespielt hatte, daß er
sich nie wieder vermaß, es besser als der alte
Herrgott machen zu können.
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