Full text: 1950 (0078)

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den einen oder anderen gebrauchten, Aber da 
es bei dem Wachstum der Saat nicht nur auf 
das Wetter ankommt, sondern auch auf das 
Saatgut, die Düngung und schlechte oder gute 
Arbeit beim Pflügen, Säen und Eggen, gediehen 
die Pflanzen auf den Äckern der Bauern von 
Peinaggel durchaus nicht gleichmäßig, da es 
unter ihnen, wie in jedem Stand, Fleißige und 
weniger Fleißige gab. Diejenigen Bauern, deren 
Felder schlecht standen, blickten mit Neid auf 
jene, deren Felder einen besseren Stand auf 
wiesen. Und es dauerte gar nicht lange, da ging 
so ein Neidhammel hin und ließ es zur Unzeit 
regnen. Nachdem die Disziplin einmal gebrochen 
war, gab es kein Halten mehr. Nun ließ jeder, 
um dem anderen einen Schabernack zu spielen, 
den Regen fallen, den Wind wehen und die 
Sonne scheinen, wie er wollte. Die Folge war, 
daß nichts mehr vorwärtsging und die Pei- 
naggeler Bauern, die sich soviel auf ihre Wetter 
macherei eingebildet hatten, zuerst zum Gespött 
und dann zum Abscheu der ganzen Gegend 
wurden, weil sie durch ihre Zügellosigkeit nicht 
nur ihre eigene Ernte, sondern auch die ihrer 
unschuldigen Mitmenschen in Gefahr brachten. 
Schließlich wurde die Stimmung gegen die 
Bauern von Peinaggel so gereizt, daß sie sich 
in einer wilden Explosion entlud, die als die 
Schlacht von Peinaggel weltbekannt geworden 
ist. Diese Schlacht ist eine der elf Merkwürdig 
keiten der Weltgeschichte. Denn in dieser 
Schlacht war es so, daß sich nicht nur die Pei- 
naggeler Bauern und ihre Widersacher gegen 
seitig verdroschen, sondern daß im Verlaufe der 
Schlacht eine allgemeine Drescherei stattfand, 
bei der es nicht mehr um den Sieg einer Partei, 
sondern nur noch um die Befriedigung urtüm 
licher menschlicher Instinkte und Leidenschaften 
ging. Die Leidenschaft bei diesem Kampf, der, 
um jeder Geschichtsfälschung vorzubeugen, 
allein durch die Zügellosigkeit der Bauern von 
Peinaggel verursacht worden ist, war so groß, 
daß sich an ihm nicht nur die Männer mit 
Dreschflegeln, Wagenstorren, Sielscheiden und 
ähnlichen Waffen beteiligten, sondern auch 
die Weiber die friedlichen Waffen ihrer Küche, 
Bratpfannen, Kochtöpfe, Besen und Schrubber 
in den Kampf führten. Um die Mittagszeit, als 
die Kampfeshitze ihren höchsten Grad erreichte, 
achtete niemand mehr darauf, wen er vor sich 
hatte, sondern schlug wahllos auf jeden ein, der 
in seine Reichweite kam. Zahllose ,,Gefallene" 
bedeckten das Schlachtfeld, aber keiner von 
ihnen hätte, wenn es darauf angekommen wäre, 
sagen können, wer ihm den betäubenden Schlag 
beigebracht hatte. 
Als der Pitter vom Himmel aus die Streit 
hähne erblickte, eilte er spornstreichs auf die 
Erde zurück, um den Streit zu schlichten, an 
dem er sich schuldig fühlte. Als er unten ankam, 
tobte der Kampf noch immer hin und her. ,,Was 
macht ihr da? Seid ihr denn ganz verrückt ge 
worden? Auseinander, sag' ich." Pitter war 
bärenstark, aber gegen diese Übermacht konnte 
er doch nicht an. Da rief einer: „Ach sieh da, 
der Herrgott von Peinaggel!" und bald wieder 
holte der ganze Schlachthaufen, Männer und 
Frauen, den Spottruf: „Der Herrgott von Pei 
naggel! Der Herrgott von Peinaggel!" Pitter sah 
noch, wie ein Bauer einen schweren eisernen 
Wagenstorren zum tödlichen Streich gegen ihn 
erhob, da — erwachte er. 
Eine Zentnerlast wälzte sich von seiner Brust. 
So hatte er alles nur geträumt und nichts von 
dem, was er sich eingebildet hatte, war ge 
schehen. Die Pferde standen friedlich da und 
wunderten sich nur, daß die Ruhepause heute 
so lange dauerte. Pitter faßte die Zügel und mit 
„Jüh, Schimmel! Vorwärts, Schwarzer!" ging es 
wieder ans Pflügen. Pitters Frau wunderte sich 
in der Folgezeit sehr, daß er die gottesläster 
lichen Redensarten nicht mehr hören ließ, die 
sie so sehr an ihm getadelt hatte. Sie forschte 
neugierig nach dem Grunde, aber da der Pitter 
nichts verriet, schrieb sie es endlich ihrem Ein 
fluß zu, daß Pitter sich gebessert hatte. Sie 
wußte nicht, daß er als Herrgott von Peinaggel 
eine so schlechte Rolle gespielt hatte, daß er 
sich nie wieder vermaß, es besser als der alte 
Herrgott machen zu können. 
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