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äusseren Glanz einer einfachen, schönen Klein
residenz erhalten. Und im Mittelpunkt dieser
baulichen Gestaltung stand eine Zeitlang die
Erweiterung und Erneuerung
des Residenzsdhlosses
Nach der Zerstörung der Burg im Verlaufe
des dreissigjährigen Krieges waren im Jahre
1675 durch einen Pater F. Bonitius eine kleine
Kapelle und wenige Jahre später fünf Häuser
an der Stelle dieser Burg errichtet
worden, von denen eins für den
Leyener Amtmann bestimmt,
zweigeschossig erbaut und turm
bewehrt war. Bereits 1697 sanken
auch diese Bauten wieder in
Trümmer. ,
Um 1700 wurde dann ein an
die Kapelle des P. Bonitius an
gelehntes Jagdschloss mit 26
Räumen und Amtswohnung er
baut. Doch war dieser Bau schon
in den 1760 er Jahren dringend
erneuerungsbedürftig, weshalb
das Blieskasteler Oberamt mit
Zustimmung der Koblenzer Herr
schaft daranging, das Schloss
notdürftig mit billigsten Mitteln
zu erneuern und es schliesslich
auch dem modernen Geschmack
in etwa anzupassen. Man war mit
dem bekannten Festungsbau
meister A. G. F. Guillemar aus
Longwy in Verbindung getreten,
der im Verein mit dem ortsan
sässigen Zimmermann Schmitt
vor allem die Fassade erneuerte,
eine Arbeit, die 1758 durchge
führt war.
Nach der Übersiedlung des Reichsgrafen
Franz Karl nach Blieskastel mochten die bis
herigen Räumlichkeiten kaum noch ausreichen,
weshalb namentlich durch Aufstockung der
Raummangel zu beseitigen versucht wurde.
So bot sich denn nach mehrjährigen baulichen
Erneuerungen und Erweiterungen um 1778 das
nach einem uns erhaltenen Prospekt bekannte,
von der Bliesbrücke aus gesehene Schlossbild :
über niedrigen, alten Privathäusern ragt steil-
auf die gelbrote, ausgedehnte Felswand ; „
darüber steigt hinauf der eigentliche Schlossbau
mit den F'ensterreihen der verschiedenen Stock
werke und den Gaupenreihen eines mächtigen
Daches ; links und rechts durch alle Höhen
llankieren zwei Ecktürme den imposanten Bau ;
mitten innen gliedert ihn ein Risalit (Vor
sprung), zur Seite links schliesst sich auf präch
tig gegliederten Terrassenmauern der Garten
an, der am Siidosteck auf vorspringender Bas
tion ein zierlich ausgestattetes Lusthaus trägt;
Arkaden stellen die Verbindung mit dem Schloss
her ; den Weg dahin unterbrechen malerisch
kleine Pavillons mit pagodenhaft wirkenden
Dachbildungen.
Wenn auch Franz Karls Sohn gelegentlich
schreibt, dass das Schloss von seinem Vater
«mit beträchtlichen Kosten erbaut » worden
sei, so handelte es sich bei der baulichen Neu
gestaltung im wesentlichen um die Errichtung
eines weiteren Obergeschosses und sonstige
Erneuerüngsarbeiten, die in den Jahren von
1770 bis 1778 durchgeführt wurden Es mag
beiläufig erwähnt werden, dass Meister Charles
Mangin als mit der Ausgestaltung des Schlosses
beschäftigt angeführt wird. Und wenn 1793
eine französische Feststellungskommission ihr
Urteil dahin abgibt, dass die Einrichtung des
Blieskasteler Schlosses an Pracht jene von
Saarbrücken und Neunkirchen übertreffe, so
mag damit gleichzeitig bekundet sein, dass das
Haus von der Leyen sich sehr wohl neben dem
Fürsten von Nassau-Saarbrücken und dem
Herzog von Zweibrücken sehen lassen konnte.
Blieskastels ^Neugestaltung
hatte eigentlich schon mit der Durchführung
eines bereits 1744 auf Wunsch der Bevölkerung
aufgestellten Bebauungsplanes begonnen, und
zwar durch Aufschliessung von notwendigem
Baugelände im Osten der Stadt. Dreissig Jahre