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Schulrat Keil berichtet in der « Geschichte des
Kreises Merzig», dass Matthias von Saarburg,
Pastor von Losheim im Jahre 1489 sein Jahrged chtnis
in seiner Pfarrkirche gestiftet habe. Demnach muss
damals eine ältere Kirche an Stelle der spätgoti
schen gestanden haben. Und weiter entnehmen wir
aus De Lorenzi folgende Angaben: «Losma (= la
teinische, mittelalterliche Bezeichnung für Losheim)
ist in dem Edikt des Erzbischofs Adalbero (1132-
1152) unter den Pfarrgemeinden aufgeführt, we’che
schon im 10. Jahrhundert alljährlich zu der Abtei
kirche von Mettlach zu pilgern pflegten, und wahr
scheinlich von letzterer gegründet waren. Die
Kirche von Lohsma nebst dem Zehnten an 11 Or
ten (Pfarrbezirk) kommt wenigstens in dem Güter
verzeichnis der Abtei von ca. 1200 als Eigentum
der letztem vor. Erzbischof Theodorich von Trier
hat dann am 29. Februar 1228 die Pfarrkirche mit
allen zur nfarrlichen Seelsorge gehörenden Ein
künften dem Refektorium von Mettlach inkorpo
riert mit der Massgabe, dass statt des Pfarrers ein
Vikar angestellt werden solle. Diese Inkorporation
wurde 1248 durch Papst Innocenz IV. bestätigt.»
Nach Rücksprache mit Herrn Pfarrer Schäfer in
Losheim, der das Original des soeben erwähnten
Güterverzeichnisses selbst gesehen hat, soll dieses
nicht aus der Zeit um 1200 stammen, sondern un
gefähr 200 Jahre älter sein. Vor allem aber ist für
unsere Frage wichtig zu wissen, dass es schon im
10. Jahrhundert eine Pfarrgemeinde Losheim gab,
die alljährlich zu dem Grabe de hl. Ludwin in der
Abtei Mettlach pilgerte. Diese Pfarrnemeinde Los
heim wird wohl auch eine Pfarrkirche besessen
haben.
Was sagt nun die Ausgrabung hierzu ? Auf dem
Gesamtplan (Abb. 2) sehen wir einige Mauerzüge
schwarz gezeichnet, die in der Hauptsache quer
zur Achse des spätgotischen Chors liegen und sich
auch ausserhalb desselben weitererstrecken. Diese
Mauern laufen teils unter den spätgotischen Grund
mauern hindurch, sind also überbaut, oder sie
wurden beim Bau der spätgotischen Kirche teil
weise abgebrochen, um selbständige Fundamente
aufführen zu können, die sich im gleichen Ver
hältnis setzen sollten wie das übrige Mauerwerk
des Neubaues. Es ist also sicher, dass diese schwarz
gezeichneten Mauern älter sind als die spätgotische
Anlage. Jedoch zu dem erwarteten Grundriss der
älteren Kirche führen sie nicht? es ist zu wenig
erhalten. Professor Dr. Irsch, Trier, schlug vor,
in ihnen Geländestützmauern zu sehen, weil das
Gelände tatsächlich nach Osten und Süden stark
abfällt und die Mauern teilweise so dick sind, wie
sie für das Fundament einer Dorfkirche nicht ge
dacht werden können. Der schwere, unter dem
spätgotischen Chor liegende Mauerriege! ist über
2,20 m dick. Wir nahmen den Vorschlag von
Dr. Irsch als Arbeitshypothese an.
Bei der weiteren Untersuchung stellte sich aber
bald heraus, dass diese alten Grundmauern ganz
verschiedenen Charakter zeigten. Der 2,20 m cLcke
Mauerriegel bestand aus zwei aneinander gefügten
Mauern von 1,20 m und 1 m Dicke (B und C auf
dem Gesamtplan, Abb. 2). Die westliche Hälfte (C)
war besonders bemerkenswert. In ihrem tiefsten
Teil bestand sie aus mächtigen Quadersteinen, un
ter welchen sich profilierte Architekturstücke von
einem römerzeitlichen Bauwerk befanden. Auch in
die Mauer D waren solche Steinquader einge
mauert. C und D gehören nach der Art der Steine
und ihrer Vermauerung sowie nach dem gleichar
tigen steinharten, kalkigen und mit Steinchen ver
mischten Mörtel zusammen. Im übrigen enthielt die
Mauer C auch Bruchstücke von Steinsärgen und
Bausteine mit Malereien in leuchtenden Mineral
farben. Auch das Fundament eines schräg stehen
den Strebepfeilers E ausserhalb der Kirche gehört,
nach seiner Zusammensetzung zu urteilen, zu D
und C. Abbildung 10 zeigt diesen ausserhalb der
Kirche stehenden Pfeiler mit einem eingemauerten
Bruchstück des römerzeitlichen Baues.
Ich sehe in den Teilen C, D und E die ältesten
erhaltenen Grundmauern und spreche sie als Ge
ländestützmauern an. B, F und G dagegen sind im
Mauerwerk schlechter. Die Mauer B . ist an C
später angebaut. F ist nach dem Ausbrechen einer
Bresche in C nachträglich eingebaut und überdeckt
C in den oberen Steinschichten. Es war nun ein
grosses Glück, dass die Mauer F in ihrem obersten
gerade noch erhaltenen Teil eine Schwenkung in
der Form eines Kreisbogens machte, wie aus dem
Gesamtplan (Abb. 2) andeutungsweise ersichtlich
ist. Jetzt war für uns kein Zweifel mehr. Hier
hatten wir den letzten Rest der halbrunden Apsis
(= halbkreisförmiger Chorschluss) der älteren
Kirche gefunden. Und diese war romanisch und
nicht frühgotisch. Ein höchst wertvolles Ergebnis.
Es konnte aber nur erreicht werden durch pein
lichste Sauberkeit bei der Freilegung der Stein
schichten. Immer wieder musste der Besen in Tätig
keit treten. Und wir mussten scharf aufpassen, dass
kein Stein zuviel entfernt wurde, denn es war ja
nur noch ein geringer Rest des Mauerbogens erhal-
Bild 10 Schräger Pfeiler E mit profiliertem römer-
zeitlichem Stein (Photo Staatl. Landesbildstelle)