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den des eben erst abgelaufenen katastrophalen
Hochwassers waren noch nicht übersehen, als
unsere schwer geprüfte Saarheimat im neuen
Jahre von einer erneuten Überschwemmung
heimgesucht wurde. Wie zum Schluss des alten
Jahres die Regenperiode begann, so setzt das
neue Jahr diese fort. In den ersten Tagen des
Januar sind die Niederschläge noch gering, am
13. Januar setzt dann stärkerer Regen mit fol
genden Niederschlagshöhen ein, die in Saar
brücken beobachtet wurden:
vom 13. 1. 48 bis 14. 1. 48 von 21-9 Uhr
~ 14,4 mm
und am 14. 1. 48 von 9-21 Uhr —
23,9 mm.
Dieser starke Regenfall auf die vollgesaugte
Erde bewirkte, dass am 14. 1., um 10 Uhr, die
Hochwassermeldestelle in Saarbrücken erneut
Hochwassergefahr meldete. Um 19 Uhr hatte
die Saar nach anfänglich starkem Steigen bereits
den Stand von 5,08 m am Hochwasserpegel in
Saarbrücken erreicht. Am 15. 1., um 7 Uhr,
war bereits ein Stand von 6,76 m eingetreten.
Von dieser Stunde an wurde nur noch ein ge
ringes stündliches Anwachsen der Saar beobach
tet, das um 18 Uhr den Höchststand mit
7,54 m am Hochwasserpegel erreichte. Dieser
nochmals aufgetretene hohe Wasserstand lag
nur 7 cm unter dem Hochwasser vom 27. 11.
1882. Der Normalstand wurde am 18. Januar
um 7 Uhr in Saarbrücken erreicht. In Saar
brücken waren keine Strassen überflutet, doch
wurden zahlreiche Keller abermals unter Was
ser gesetzt und den Betroffenen erneut Schaden
zugefügt. Ebenso wurden die an der Saar lie
genden Städte und Dörfer, vor allem Saarlouis,
nochmals stark in Mitleidenschaft gezogen. Die
Fluten strömten erneut über die Kapuziner Aue
und die Fliesen hinweg.
In die Stadt war die Wasserflut wieder ein-
gedrungen und überschwemmte die Asterstrasse,
den Kleinen Markt, den östlich von der katholi
schen Kirche liegenden Teil der Altstadt bis
zur Mitte des Grossen Marktes, die Saarstrasse
und die Schlächterstrasse bis zur evangelischen
Kirche.
Der Höchststand trat in Saarlouis am 16. Ja
nuar um 1 Uhr nachts mit einem Stand von
5,62 m am Pegel ein, womit der Stand des
Hochwassers vom 27. November 1882 erreicht
worden ist. Nur sehr langsam läuft auch dieses
Hochwasser in Saarlouis ab. Diese Verzögerung
des Abflusses wird durch die Verflachung der
Hochwasserwelle hervorgerufen. Am 22. Januar
um 12 Uhr wurde in Saarlouis immer noch ein
Wasserstand von 2,40 m beobachtet, das sind
rund 2 m über dem Nonnalstand.
Derart gewaltige Katastrophenhochwasser tra
ten bisher nur sehr selten auf. Als einmalig
dürfte wohl in der Chronik vermerkt werden,
dass innerhalb von 14 Tagen zwei Hochwasser
aufgetreten sind, die in die grössten bekannten
Hochwasserkatastrophen an der Saar von 1683,
1784, 1824 und 1882 eingereiht werden müs
sen. Auffallend ist weiterhin, dass sie in einer
Zeit lagen, in der normalerweise keine Hoch
wasser bzw. nur äusserst selten auftraten.
Um die an der Saar liegenden Gemeinden
rechtzeitig vor beginnendem Hochwasser zu
warnen, besteht unter der Leitung des Wasser
strassenamtes Saarbrücken seit Jahrzehnten die
bereits erwähnte Hochwassermeldestelle. Diese
Meldestelle beobachtet täglich an den Pegel-
stellen den Wasserstand sowie die Nieder
schlagshöhen. Treten höhere Wasserstände oder
Niederschläge auf, so werden zu jeder Tag
oder Nachtzeit telefonisch und mittels soge
nannter «Wobs-Telegramme», die vor allen
Telegrammen bevorzugt weitergegeben werden,
alle Gemeinden an der Saar, Gruben, Hütten
werke, Eisenbahn, Rundfunk und die Dienst
stellen, die bei Katastrophen eingesetzt werden,
benachrichtigt. Steigt das Wasser weiter, gibt
die Hochwassermeldestelle regelmässig morgens
und abends Meldungen über den Stand des
Wassers durch. Treten höhere Wasserstände
als 6 m am Hochwasserpegel auf, so wird auch
mittags noch eine Meldung gegeben. Auf Grund
dieser Benachrichtigungen müssen die Gemein
den den Bewohnern durch orstübliche Bekannt
machungen von der bevorstehenden Gefahr
Kenntnis geben, damit diese Vorbereitungen zur
Verhütung von Schäden treffen können.
Das Wasserstrassenamt Saarbrücken wird die
bei diesen beiden Hochwasserkatastrophen ge
wonnenen Erfahrungen verwenden und gemein
sam mit den hierfür in Frage kommenden
Dienststellen den Flochwassernachrichtendienst
auf die Blies und die jetzt gegebene Möglichkeit
auch auf die französische Saar erweitern. Durch
diese Massnahmen können den Orten an der
Saar, noch bevor in Saarbrücken höheres Was
ser eingetreten ist, bereits Vorwarnungen gege
ben werden.
Hoffen wir, dass unsere schöne Saarheimat
von so grossen, furchtbaren Naturkatastrophen,
die der betroffenen Bevölkerung schweren
Schaden zugefügt haben, verschont bleibt.
bekannt
für gute
QUALITÄTEN