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Hochwasserpegel in Saarbrücken und über
schritt damit die bisher bekannten höchsten
Hochwasser an der Saar von 1784 und 1824.
An diesem unvergesslichen Tag glich die Saar
nicht mehr dem lieblich dahinfliessenden Flüss
chen, sie war ein reissender Strom geworden,
der mit ungeheurer Gewalt alles, was in seinem
Weg lag, nht sich fortriss. Die Holzvorräte der
flussaufwärts gelegenen Sägewerke wurden von
den Fluten wie Flösse mit grosser Geschwindig
keit abgetrieben. Dazwischen sah man Hunde
hütten, Hühnerställe, Bäume und Gartenhäus
chen, die die wilden, losgelösten Elemente
forttrugen.
Ein trostloses Bild bot die Stadt Saarbrücken.
In den überschwemmten Strassen ruderten die
Anwohner mit Paddelbooten, Kähnen und selbst
zusammengebauten Flössen, um so eine Verbin
dung mit ihrer Wohnung aufnehmen zu können
oder ihre Habe in Sicherheit zu bringen.
Ebenso waren Lastwagen eingesetzt, die, so
weit als möglich, den bedrängten Menschen
Hilfe leisteten. Auch die Versorgung der vom
Wasser eingeschlossenen Bevölkerung mit Le
bensmitteln wurde auf diesem Wege vorgenom
men. Die Bewohner der Stadt griffen in der
vorbildlichsten Weise helfend ein. Besonders tat
sich die Städtische Feuerwehr hervor, die uner
müdlich tätig war, um die in Gefahr schwe
benden Menschen zu retten und die flüchten
den, obdachlos gewordenen in eine Notunter
kunft zu bringen.
Kurz nach 16 Uhr wurden alle Brücken im
Stadtgebiet wegen Einsturzgefahr gesperrt. Die
beiden Stadtteile Saarbrücken und St. Johann
waren somit voneinander abgeschnitten, obwohl
die Fluten die Fahrbahnen der Brücken nicht
erreichten, standen doch die seitlichen Zugänge
stark unter Wasser. Alle Brücken haben jedoch
den anströmenden Fluten standgehalten, ja sogar
die kurz unterhalb der « Alten Brücke » wäh
rend des Hochwassers noch stehende, nach dem
Kriege errichtete Schiffsbrücke. Abbildung 3 mit
der « Alten Brücke » zeigt deutlich im Hinter
grund die im stumpfen
Winkel aufragende
Schiffsbrücke.
Von der gewaltigen
Strömung wurden ledig
lich die nach dem Kriege
errichteten Behelfs
brücken über die Saar
zwischen Völklingen -
Fürstenhausen, Mett
lach -Keuchingen und der
Fussgängersteg Bous-
Wadgassen weggerissen.
In den Abendstunden
bis in die Nacht zum
30. Dezember war im
mernoch ein stündliches
Ansteigen von 8-16 cm
zu verzeichnen. Am 30.
Dezember erreichten in
einer klaren Winter
nacht, in der die Tem
peratur stark gefallen
war, um 3 Uhr die
Fluten ihren Höchst
stand mit 9,66 m am
Hochwasserpegel Saar
brücken.
Mit diesem Stand wurde das bekannte höchste
Hochwasser um 1,13 m überschritten. Dieser
Höchststand währte bis gegen 7 Uhr, dann be
gann das Wasser langsam zu fallen. Am 1. Ja
nuar 1948 um 19 Uhr erreichte die Saar wieder
ihren Normalstand.
Der Aufstieg des Wassers erfolgte bis zum
Höchststand in rund 50 Stunden, wogegen der
Ablauf bis zur Erreichung des Normalstandes
64 Stunden dauerte.
Bei diesem Flöchststand von 9,66 m hatte die
Saar eine Durchflussmenge von über 1.200 Ku
bikmeter in der Sekunde, was einer Geschwin
digkeit von 2,5—3,0 m je Stunde entspricht.
Dagegen fliessen in Saarbrücken bei gelegten
Wehren und einem Wasserstand von 3 m am
Hochwasserpegel rund 120 Kubikmeter in der
Sekunde ab.
Bis zum Höchststand mit 9,66 m sind etwa
130 Millionen und vom Höchststand bis zum
Bild. 2 Die untere Bahnhofstrasse (Photo Gressung)