wurde am 14. Dezember 1872 die erste Sitzung
der Elversberger Gemeinderäte abgebalten. An
gesichts der Armut der neuen Gemeinde, die
nicht einmal über ein Zimmer zur Abhaltung
der notwendigen Ratssitzungen verfügte, fand
man bei der Heinitzer Grubenverwaltung wohl
wollende Unterstützung. Im « alten Schulhaus »,
dem ehemaligen Schlafhaus, fand diese erste
wie manche weitere Sitzung der Gemeindeväter
statt.
Wohl niemand hatte geahnt, dass sich die Ent
wicklung der neuen Dorfgemeinde so rasch voll
ziehen werde, wie wir es in den nächsten Jahr
zehnten beobachten können. Als Gemeindevor
steher Sondermann 1874 als Fahrsteiger nach
Grube Sulzbach versetzt worden war, folgte ihm
der bereits erwähnte Kapellmeister und Kohlen
messer W i 11 i g von Grube Heinitz im Amte,
der bis 1901 die Geschicke des Dorfes lenkte,
jener über die Banngrenzen hinaus geschätzte
Musiker, dessen Andenken die Gemeinde da
durch verdient ehrte, dass sie nach ihm die
« Alexanderstrasse » benannte.
Wie sich Elversberg unterdessen vergrössert
hatte, dokumentieren uns am deutlichsten einige
Zahlen und sonstige Angaben : wurden am
1. Dezember 1875 in 809 Wohnhäusern bereits
466 Familien mit 2 448 Bewohnern gezählt, so
betrug die Einwohnerzahl fünf Jahre später 2 762
Seelen. Und Grube Heinitz meldete damals
(1881) eine Belegschaft von 3 937 Mann. Im
Jahre 1890 registrierte man im Bergarbeiterdorfe
schon 3 950 Einwohner, um nach weiteren zehn
Jahren 5 042 zu erreichen. 1910 waren es 6 265
und 1939 annähernd 8.000 Menschen, die die
hundert Jahre zuvor so einsame Waldsiedlung
nunmehr bewohnten, ln Bezug auf die schuli
schen und kirchlichen Verhältnisse mögen fol
gende Feststellungen die gesunde Entwicklung
von Elversberg kennzeichnen : nachdem 1862
die erste katholische Schulklasse gegründet wor
den war, folgte zwei Jahre später die Einrich
tung einer solchen auch für evangelische Schul
pflichtige. hn Jahre 1873 wird die Gründung
der evangelischen Pfarrgemeinde Elversberg ver
merkt, die denn auch 1890 eine eigene Kirche
einweihen konnte, wogegen die Katholiken des
Dorfes sich erst um 1900 ein Gotteshaus
erbauten.
Auch unter der Amtszeit des dritten Elvers
berger Gemeindevorstehers, des Steigers August
Bluemer von Grube Heinitz, der seit 1901
während elf Jahren dem Dorfe Vorstand, stellen
wir ein unaufhörliches, gesundes Wachsen des
Ortes fest, das nur durch den I. Weltkrieg in
etwa gehemmt werden konnte. Aber nach wie
vor blieb die Entwicklung der Grubenverhält-
nisse im « Holzhauertal» die Grundlage jeden
dörflichen Fortschrittes auf der Elversberger
Waldhöhe. Und als nach dem verlorenen Welt
kriege 1914/18 Frankreich als Entschädigung
für seine vielen zerstörten Gruben das unum
schränkte Besitzrecht der saarländischen Berg
werke eingeräumt wurde, änderte dies, wenn wir
uns gegenüber ehrlich sein wollen, an den allge
meinen Verhältnissen in dem grossen Bergar
beiterdorf eigentlich wenig ; denn wer auch von
dieser Zeit ab, besonders nach Einführung der
französischen Währung, die Fortentwicklung
von Elversberg aufmerksam verfolgte, wird am
Ende der Völkerbundszeit im Jahre 1935 fest
gestellt haben, dass sich Elversbergs Bewohner
zahl beinahe um ein Drittel vermehrt hatte und
bei dem grössten Teil der an Arbeit und Fort
kommen interessierten Bewohner sich ein gewis
ser Wohlstand bemerkbar machte. Diese Mei
nung deckt sich auch eher mit der Tatsache, dass
man vor etwas mehr denn zehn Jahren mit Recht
von dem geradezu anmutigen, sauberen und
gepflegten Bergmannsdorfe schrieb. Eine den
Tatsachen wirklich entsprechende Feststellung,
die nur darin ihre Begründung haben kann, dass
der grosse Teil der Elversberger auf den nahen
Gruben im Holzhauertal nach wie vor lohnende
Beschäftigung fand, die ihrerseits kaum möglich
war, wenn man Tendenzschreibem Glauben
schenken würde, die seit 1920 bis 1935 von
« einer einzigen Zeit des Niederganges» der
Gruben schrieben. Jedenfalls trügt das äussere
Bild Elversbergs um die Zeitepoche nicht.
Wie vor 1914 und in den Nachkriegsjahren
1920-1935, so war auch in den wenigen Jahren
vor dem II. Weltkrieg in der Bergarbeiterge
meinde kein Stillstand zu verzeichnen. Wenn
heute die Hälfte des Dorfbannes bebaut ist —
die Siedlungen « Am Hirschberg» und « Im
Grossenbruch » wurden in den 1930er Jahren in.
günstigem Uebergang zu dem übrigen Ortsteil
geschaffen —, dann ist diese gewaltige Erweite
rung des Ortsbildes, wie all die Jahrzehnte vor
dieser Zeit, im wesentlichen dem im Holzhauer
tal betriebenen Steinkohlenbergbau zu verdan
ken, ohne den der Elversberger Höhenrücken
vielleicht heute noch das wäre, was er vor
hundert Jahren war. -r.
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