Full text: 1949 (0077)

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an jenem Tage vor Jahren, als ihr die Idee 
gekommen war, einem unbekannten Soldaten ein 
Päckchen zu schicken, fünfzehn Jahre alt ge 
worden. Als nun kurz darauf die verliebten 
Briefe eines Jakob Müller ins Haus kamen, war 
sie zunächst fassungslos. Die Erkenntnis, sie 
dürfe den Geliebten nicht enttäuschen, liess sie 
handeln. Sie erwischte also im Bücherschrank 
einen alten vergilbten Briefsteller, fand den 
geeigneten Vorwurf, verquickte ihn mit Eigenem, 
und nun schwirrte ihrerseits der erste Liebesbote 
kuvertiert davon. Dann kam Jakobs Drängen 
nach einem Bild. Auf keinen Fall wollte sie ein 
gestehen, dass sie noch ein Lausmädel war. Sie 
half sich aus dem Dilemma, indem sie kecksinnig 
der Schwester eins ihrer Bilder klaute, das nun 
denselben Weg wie Briefe urid Pakete ging. 
Jakob Müller war ein adretter Bursche, und 
mit der Zeit wurde aus dem Verlegenheitsflirt 
eine tatsächliche Liebe, die das kleine Fräulein 
ganz närrisch machte. Nun brauchte sie keinen, 
Briefsteller mehr, die Regungen ihres Herzens 
ersetzten ihn vollkommen ... 
Als Jakob aus Saarlouis zurückkam, war er 
fröhlich und guter Dinge. In seiner Brust sang 
die Nachtigall des Glücks. Und nun werden 
Marie und er bald ein Paar werden. Denn das 
Mädel ist in den Jahren, wo, wie man sagt, die 
Haube es vor ähnlichen Torheiten schützen 
wird. 
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