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Bild 2 Start mit Zusatzraketen
pressor mit bis zu 14 Stufenrädern und 10.000
U/min. ln der Flugrichtung liegt die grosse,
charakteristische Lufteintrittsöffnung des Kom
pressors. Zwischen Kompressor und Verbren
nungsturbine sind die Verbrennungskammern
ringförmig angeordnet mit nach aussen treten
den Kühlflächen, ähnlich einem Sternmotor. In
diese Kammern wird zu der komprimierten Luft
ein flüssiger Brennstoff eingespritzt, die Ver
brennung beim Start elektrisch gezündet, durch
den Hitzeanstieg erfolgt dann Selbstzündung
wie im Dieselmotor. Die plötzlich erhitzte Luft
findet nach Antrieb der Turbine Expansion in
der Ausström-Düse, Letztere versetzt die hoch
gespannten Gase in enorm schnelle Bewegung.
Der Vorgang ist folgender: der Startermotor
bringt Kompressor und Turbine auf halbe Tou
renzahl (5.000-6.000). Die angesaugte Luft
menge wird auf ca. 2 Atü komprimiert und in
die Verbrennungskammem gedrückt. Hier er
folgt Brennstoffeinspritzung und Zündung bei
grossem Druckanstieg der Verbrennungsgase.
Die Turbine wird nun selbst getrieben, der Star
termotor rastet aus, und mit zunehmender Dreh
zahl steigert der Turbokompressor seine Lei
stung. Der Luftriickstoss steigert sich zum
Zyklon; er wird derart gross, dass er in Ton
nen zu berechnen ist. Das Modell Rolls-Royce
«Nene» leistet bei 36 kg/sec. Luft und Brenn
stof fmenge bei 600 m/sec. Ausströmgeschwin
digkeit der Gase 2,3 to Riickstoss. Der Brenn
stoffverbrauch verhält sich dabei wie 1:50 zum
Gewicht der Luft, die durchgeblasen wird.
Leistungsmässig ist der Turbinenantrieb dem
Propellerantrieb bei geringer Fluggeschwindig
keit unterlegen, dagegen in grosser Höhe er
laubt er Geschwindigkeiten bis
zur Schallgrenze. Das Rückstoss-
prinzip ist von Luftwirbeln un
abhängig und je schneller die
Maschine fliegt, umso leichter
dringt auch die Luft durch die
grosse Eintrittsöffnung des Kom
pressors, sodass der Stirnwider
stand desselben nur noch teil
weise einen hemmenden . Faktor
darstellt. Wird die Turbine vom
Start weg als Antrieb benutzt,
so ist ein Teil des Brennstoffes
schlecht verwertet, dies bedeu
tet verringerten Aktionsradius.
Man greift daher zu einem Hilfs
mittel, welches schon bei Flug
zeugträgern und kurzen Start
bahnen im Gebrauch ist.
Das Flugzeug wird während
einer kurzen Zeit (bis 30 sec.)
durch Hilfsraketen so beschleu
nigt, dass es von der Luft ge
tragen wird und die Turbine
sofort einen hohen Leistungs
faktor erreicht. Das Prinzip der
Rakete beruht auf Massenbeschleunigung, indem
der Treibstoff (Brennstoff + Sauerstoff) durch
plötzliche Verbrennung einen sehr schnellen Gas-
strom erzeugt. Wir kennen Raketen mit flüssigem
und festem Treibstoff. Die Walter-Zusatzrakete
109/500 ergibt bei 140 kg flüssigem Treibstoff
und 1.000 m/sec. Gasaustritt-Geschwindigkeit
während 30 sec. 500 kg Rückstoss. Die Jato-
AS-1.000 ergibt bei 50 kg festem Treibstoff
(sprengstoffhaltig) und derselben Ausströmge
schwindigkeit während 12 sec. 450 kg Rück
stoss. Diese Zeit genügt, um das Flugzeug auf
die erforderliche Höhe und Geschwindigkeit zu
beschleunigen. Die Treibstofferspamis ist min
destens gleich dem Gewicht der Hilfsraketen,
die nach dem Start abgeworfen werden.
Zur Zeit sind die amerikanischen Düsenflug
zeuge vom Typ P. 80 die schnellsten. Sie er
reichen bei einem Aktionsradius von 1.600 km
eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 1.100 km.
Damit erreichen sie die durch die Schal’ge-
schwindigkeit gezogene Grenze, d. h. die Schall
wand.
Wenn ein Flugkörper sich in der Luftschicht
bewegt, so ruft er lokale Druckveränderungen
hervor, die sich kreisförmig ausbreiten. Die Ge
schwindigkeit, mit der dieses geschieht, ist die
sogenannte Schallgeschwindigkeit; sie beträgt in
Bodennähe (N/N) 345 m/sec. Wenn der Flug
körper unter dieser Geschwindigkeit (1.250
Stdkm.) bleibt, so eilen diese Druckwellen ihm
voraus. Bewegt sich der Körper (Geschoss) aber
schneller, so wird er sich vor der Schallwelle
bewegen. Die Spitze des Geschosses erzeugt
eine Kopfwelle, Stosswelle genannt, weil es sich
an der vor seiner Flugbahn verdichteten Luft-