Full text: 1949 (0077)

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Bild 2 Start mit Zusatzraketen 
pressor mit bis zu 14 Stufenrädern und 10.000 
U/min. ln der Flugrichtung liegt die grosse, 
charakteristische Lufteintrittsöffnung des Kom 
pressors. Zwischen Kompressor und Verbren 
nungsturbine sind die Verbrennungskammern 
ringförmig angeordnet mit nach aussen treten 
den Kühlflächen, ähnlich einem Sternmotor. In 
diese Kammern wird zu der komprimierten Luft 
ein flüssiger Brennstoff eingespritzt, die Ver 
brennung beim Start elektrisch gezündet, durch 
den Hitzeanstieg erfolgt dann Selbstzündung 
wie im Dieselmotor. Die plötzlich erhitzte Luft 
findet nach Antrieb der Turbine Expansion in 
der Ausström-Düse, Letztere versetzt die hoch 
gespannten Gase in enorm schnelle Bewegung. 
Der Vorgang ist folgender: der Startermotor 
bringt Kompressor und Turbine auf halbe Tou 
renzahl (5.000-6.000). Die angesaugte Luft 
menge wird auf ca. 2 Atü komprimiert und in 
die Verbrennungskammem gedrückt. Hier er 
folgt Brennstoffeinspritzung und Zündung bei 
grossem Druckanstieg der Verbrennungsgase. 
Die Turbine wird nun selbst getrieben, der Star 
termotor rastet aus, und mit zunehmender Dreh 
zahl steigert der Turbokompressor seine Lei 
stung. Der Luftriickstoss steigert sich zum 
Zyklon; er wird derart gross, dass er in Ton 
nen zu berechnen ist. Das Modell Rolls-Royce 
«Nene» leistet bei 36 kg/sec. Luft und Brenn 
stof fmenge bei 600 m/sec. Ausströmgeschwin 
digkeit der Gase 2,3 to Riickstoss. Der Brenn 
stoffverbrauch verhält sich dabei wie 1:50 zum 
Gewicht der Luft, die durchgeblasen wird. 
Leistungsmässig ist der Turbinenantrieb dem 
Propellerantrieb bei geringer Fluggeschwindig 
keit unterlegen, dagegen in grosser Höhe er 
laubt er Geschwindigkeiten bis 
zur Schallgrenze. Das Rückstoss- 
prinzip ist von Luftwirbeln un 
abhängig und je schneller die 
Maschine fliegt, umso leichter 
dringt auch die Luft durch die 
grosse Eintrittsöffnung des Kom 
pressors, sodass der Stirnwider 
stand desselben nur noch teil 
weise einen hemmenden . Faktor 
darstellt. Wird die Turbine vom 
Start weg als Antrieb benutzt, 
so ist ein Teil des Brennstoffes 
schlecht verwertet, dies bedeu 
tet verringerten Aktionsradius. 
Man greift daher zu einem Hilfs 
mittel, welches schon bei Flug 
zeugträgern und kurzen Start 
bahnen im Gebrauch ist. 
Das Flugzeug wird während 
einer kurzen Zeit (bis 30 sec.) 
durch Hilfsraketen so beschleu 
nigt, dass es von der Luft ge 
tragen wird und die Turbine 
sofort einen hohen Leistungs 
faktor erreicht. Das Prinzip der 
Rakete beruht auf Massenbeschleunigung, indem 
der Treibstoff (Brennstoff + Sauerstoff) durch 
plötzliche Verbrennung einen sehr schnellen Gas- 
strom erzeugt. Wir kennen Raketen mit flüssigem 
und festem Treibstoff. Die Walter-Zusatzrakete 
109/500 ergibt bei 140 kg flüssigem Treibstoff 
und 1.000 m/sec. Gasaustritt-Geschwindigkeit 
während 30 sec. 500 kg Rückstoss. Die Jato- 
AS-1.000 ergibt bei 50 kg festem Treibstoff 
(sprengstoffhaltig) und derselben Ausströmge 
schwindigkeit während 12 sec. 450 kg Rück 
stoss. Diese Zeit genügt, um das Flugzeug auf 
die erforderliche Höhe und Geschwindigkeit zu 
beschleunigen. Die Treibstofferspamis ist min 
destens gleich dem Gewicht der Hilfsraketen, 
die nach dem Start abgeworfen werden. 
Zur Zeit sind die amerikanischen Düsenflug 
zeuge vom Typ P. 80 die schnellsten. Sie er 
reichen bei einem Aktionsradius von 1.600 km 
eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 1.100 km. 
Damit erreichen sie die durch die Schal’ge- 
schwindigkeit gezogene Grenze, d. h. die Schall 
wand. 
Wenn ein Flugkörper sich in der Luftschicht 
bewegt, so ruft er lokale Druckveränderungen 
hervor, die sich kreisförmig ausbreiten. Die Ge 
schwindigkeit, mit der dieses geschieht, ist die 
sogenannte Schallgeschwindigkeit; sie beträgt in 
Bodennähe (N/N) 345 m/sec. Wenn der Flug 
körper unter dieser Geschwindigkeit (1.250 
Stdkm.) bleibt, so eilen diese Druckwellen ihm 
voraus. Bewegt sich der Körper (Geschoss) aber 
schneller, so wird er sich vor der Schallwelle 
bewegen. Die Spitze des Geschosses erzeugt 
eine Kopfwelle, Stosswelle genannt, weil es sich 
an der vor seiner Flugbahn verdichteten Luft-
	        
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