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Blieswehr mit Gebäude der früheren Porzellanmanufaktur in Ottweiler
Pelleve war nach Zweibrücken gegangen, und
zwar zu einem gewissen Hanon, bei dem es sich
vermutlich um einen Peter Anton Hannong aus
der berühmten Strassburger Keramikerfamilie
handelt. Jedenfalls kündet eine uns erhaltene
Ottweiler Lavoirkanne mit eingeritztem « D.P. »
von der Kunst Pelleves und damit der Ottweiler
Manufaktur, ein schönes Stück heimischer
Arbeit. Betriebstechnisch ist von nicht zu unter
schätzender Bedeutung, dass bereits unter Pel
leves Leitung in der Ottweiler Manufaktur Oefen
mit Steinkohlenfeuerung Verwendung fanden,
eine technische Neuerung, die nicht zuletzt auf
das Konto des Weitblickes der ersten Betriebs
leitung zu setzen war. Vorbildlich und als eine
der ersten Fabriken gleicher Art erzielte die
fürstliche Porzellan- und Fayence-Fabrik in Ott
weiler Resultate, die ihren Ruf in weite Lande
trugen. Pelleve aber blieb in der Folgezeit nicht
verschollen, denn im Jahre 1770 erschien er
überraschend auf gutem Hartporzellan der Fa
brik Etiolles, das als Zeichen trug « Etiolles 1770
Pelloue». In der Reihe der in der Frühzeit der
Manufaktur hier tätigen ausländischen Kräfte
seien noch die Maler und Modelleure Jean-Pierre
Vaquette und Francois Ge rard genannt,
der aus einer Malerfamilie in Sevres stammte.
Nach dem Tode Wilhelm Heinrichs im Jahre
1768 griff dessen Sohn Fürst Ludwig den alten
Plan seines Vaters auf und verpachtete die
Ottweiler Manufaktur an die französischen Un
ternehmer Frangois Jolly und Niclas Ledere,
und zwar bereits im April 1769. Der Pachtver
trag wurde 1771 für 15 Jahre verlängert. Die
Pächter, die das Llnternehmen auf eine ertrag
reichere Basis zu stellen suchten, nahmen nun
mehr auch die Fabrikation von englischem Stein
gut auf, von dem 1784 auch die Rede ist.
Im September 1789 ging die Ottweiler Manu
faktur in den Besitz des saarbrückischen Ober
hofmeisters von Trebra über, dem ausdrücklich
erlaubt wurde, nicht nur Porzellan und Fayence,
sondern auch geringeres Geschirr zu fabrizieren,
dieses in- und ausserhalb des Landes zu ver
kaufen.
Als die Ottweiler Fabrik dann anfangs der
1790er Jahre einging, übernahm die zu Weltbe
deutung gelangende Saargemiinder Manufaktur
den grössten Teil der Utensilien, nicht zuletzt
die Werkleute. Das aber steht fest, dass aus der
Ottweiler Porzellan- und Fayence-Manufaktur
eine Reihe von Werken hervorgingen, die zu den
schönsten und gesuchtesten Erzeugnissen des
Kunstgewerbes gehören. R.