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AUGUSTA TREVERORU M
Die historische GröSje der alten Moselstadt Trier
Von H. KÖRNER, Saarbrücken.
ls der römische Feldherr Julius Caesar in
den Jahren 58 — 51 v. Chr. Gallien unter
warf, erschienen die Treverer zum erstenmal
ln der Geschichte. Sie waren schon damals,
wie Caesar berichtet, ein mächtiges Volk.
Caesar nennt in Gallien viele Städte und be
festigte Plätze, und doch an keiner Stelle fin
den wir, daß irgendeine Stadt in den Trierer
Landen den Anspruch erheben konnte, Haupt
stadt des Volkes gewesen zu sein.
Erst später, bei den römischen Schrift
stellern Pomponius Mela, Tacitus und Auso-
nius, finden wir eine Bezeichnung für die
Hauptstadt der Treverer, nämlich Augusta
Treverorum, Urbs Treverorum oder Treve-
rica. Als Bezeichnung der Einwohner Triers
finden wir bei Tacitus wie bei Caesar das
Wort „Treviri“, während dasselbe Wort als
Stadtname vereinzelt erst im 9. Jahrhundert
erscheint, meist in poetischer Form. Bei den
mittelalterlichen Schriftstellern erscheint für
die Stadt Trier die Bezeichnung „ T r e v i -
r i s Sie wurde später am gebräuchlichsten.
In seiner Schrift „De situ orbis“ nennt der
römische Geograph Pomponius Mela um 40
n. Chr. Trier eine der reichsten Städte Gal
liens. Die Moselstadt war schon damals durch
ein ausgedehntes Straßennetz mit dem Her
zen des römischen Weltreiches verbunden.
Manche römische Legion ist über Trier auf
diesen trefflichen Heerstraßen zum Rhein
und weiter zum „Limes“, dem römischen
Grenzwall, marschiert. In einsamen Wald
distrikten in der Eifel und auf dem Hunsrück
sind heute noch Teile dieser Straßen aus
gezeichnet erhalten.
Trier war der Knotenpunkt von acht gro
ßen Römerstraßen, welche die Verbindung
Galliens mit dem Rhein .herstellten. Die
Straßen von Reims, Köln und Mainz-Bingen
nach Trier wurden schon zur Zeit des Kaisers
Augustus, um 30 v. Chr., von dessen Feldherr
Agrippa gebaut.
Die große Straße von Bingen nach Trier zog
im Jahre 368 n. Chr. der römische Dichter
A u s o n i u s , der von Kaiser Valentinianus
zur Erziehung des Prinzen Gratianus nach
Trier berufen worden war. In seinem wun
derbaren Moselgedicht „M o s e 11 a“, welches
370^71 n. Chr. entstand, schildert er seine
Reise auf der Heerstraße durch die tiefen
Forsten des Hunsrücks.
Römische Kolonie wurde Trier zwischen
den Jahren 50 und 70 n. Chr. Die Einwoh
ner erhielten um diese Zeit römisches Bür
gerrecht. Als der Kaiser Maximianus im
Jahre 286 n. Chr. die Stadt zu seiner Residenz
erhob und sie zur Hauptstadt von Britannien,
Gallien und Spanien machte, die zusammen
eine der 4 Präfekturen des Reiches bildeten,
wurde Trier in politischer Bedeutung die
erste römische Stadt diesseits der Alpen, d i e
Hauptstadt des gesamten Okzi
dents. Dieser Stadt kann man, was ihre
damalige große Bedeutung angeht, eigentlich
nur die heutigen großen Regierungshaupt
städte der europäischen Staaten zur Seite
stellen.
Aber auch schon vorher gehörte die Mosel
stadt zu den berühmtesten Städten des römi
schen Weltreiches: z. B. wurde im Jahre 276
die Wahl des Kaisers Tacitus durch den römi-