Full text: 1948 (0076)

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Den ersten Schritt hat dabei Frankreich 
mit dem Projekt des Meereskraftwerkes an 
der Rance-Mündung getan. So hat die Natur 
immer eine neue Wohltat in Reserve, wenn 
der arme Mensch glaubt am Ende zu sein. 
Die „blaue“ Kohle wird also die „weiße“ er 
gänzen. Diesmal sind Sonne und Mond am 
Werk, wenn ihre Bahnen sich kreuzen oder 
sie in Quadratur stehen, dann gehorchen ihnen 
die Meeresfluten: Ebbe und Flut lösen sich in 
gleichem Rhythmus ab. Dabei tritt ein Was 
serstandsunterschied auf, dessen größte Diffe 
renz zwischen den Gezeiten verschieden sein 
kann, je nach Beschaffenheit der Küsten 
form. So sind die großen nach Westen liegen 
den französischen Küsten am Kanal mit be 
sonders großem Wasserstands-Unterschied be 
dacht. Diese Voraussetzung des Meereskraft 
werkes muß gegeben sein, da ähnlich den nor 
malen Wassergefällen unserer Flüsse die Fall 
kraft des Wassers in elektrische Arbeit um 
gewandelt werden soll. Dieses Gefälle reicht 
an folgenden Punkten aus: Mont St. Michel 
12,40 m, Rance-Mündung 11,40 m und anderen; 
in 10% der jährlichen 705 Gezeiten werden 
diese Höhen noch übertroffen. Außerdem sind 
die Küsten flachgrundig, was den Bau von 
Staudämmen erleichtert und die Kosten 
niedrig hält. 
Um die Gezeitenkräfte auszunutzen, können 
verschiedene Systeme angewandt werden; das 
im Falle der Rancezentrale gewählte ist wie 
folgt zu erläutern: 
Zuerst steigt die Flut durch Schleusen in 
den hinter einem Staudamm gelegenen Mün 
dungsteil der Rance. Die Turbinen stehen 
still. Bei Höchstflut werden die Schleusen 
geschlossen, das Meer sinkt zur Ebbe. Nach 
dem ein genügend großer Höhenunterschied 
herrscht, werden die Speisekanäle der Tur 
binen geöffnet, das Wasser fließt ins ebbende 
Meer ab. 
Die Fachleute haben es als das billigste und 
am schnellsten zu bauende System bezeichnet. 
Ein 33 m hoher und 900 m langer Damm 
trennt dabei die Rance-Mündung vom offenen 
Meer, und die Produktion wäre jährlich 700 
Millionen KW. Die Bucht vom Mont St. Michel 
würde bei 23 km Dammlänge 21 Milliarden 
KW jährlich liefern, was ungefähr der Ener 
giegesamtmenge entspricht, die Frankreich 
1946 erzeugte. Doch liegt der Kostenpunkt der 
letzten Anlage so hoch, daß vorerst nur das 
Rance-Projekt in Frage kommt. 
Nachdem die Generationen jedoch für Jahr 
hunderte planen müssen, darf nicht über 
sehen werden, daß der Wasserkraftausnutzung 
wirtschaftliche Grenzen gesetzt sind, die in 
30 Jahren bestimmt erreicht sein werden. Zu 
diesem Zeitpunkt werden wir es uns auch 
nicht mehr leisten können, Kohle nur zu 50 % 
in Dampfmaschinen auszunutzen oder gar im 
Küchenherd durch den Kamin zu jagen. 
Die unerschöpfliche Windkraft. 
Ohne auf holländische Windmühlenromantik 
zurückzukehren, sagen die Windkraftfach 
leute, daß diese Energieform in quantitativer 
Bild 4 Windkraftwerk 
wie auch kostenmäßiger Hinsicht dem Bedarf 
bis in das nächste Jahrtausend gewachsen 
sein soll. 
So wird die Leistungsfähigkeit des Windes 
allein in den windstarken Gebieten der Erde 
mindestens auf 100 Milliarden KW je Stunde 
geschätzt, was einer Jahreserzeugung von ca. 
500 000 Milliarden KW gleichkommt. 
Wenn wir aber aus der Sonnenenergie diese 
Kraftreserven errechnen — es werden ja 2V2 
Prozent in Windkraft umgesetzt — so erhalten
	        
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