Full text: 1948 (0076)

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Ist Energie aus Naturkraft begrenzt ? 
Von Alois T h i e r y , Sulzbach. 
Über zwei Milliarden Menschen bevölkern 
die Erde. Dasein und Kultur sind vom Grad 
der Ausnutzung der Naturkräfte abhängig. 
Die schaffenden Hände dieser Menschheit 
werden hundertfach widergespiegelt im Rhyth 
mus der Maschinen. 
Nur der Segen der Arbeit dieser gewaltigen 
Energiemengen ermöglichte die Vermehrung 
der Menschen bei gleichzeitiger Verbesserung 
der Lebensbedingungen. In der Energiewirt 
schaft aller Zeiten liegt die materielle Seite 
der Zivilisationen begründet. 
Eine Erde ohne Naturwissenschaftler, Ma 
schinenbauer, ohne Turbine, Dynamo, ohne 
Verkehrs- und Nachrichtenmittel würde die 
sen zwei Milliarden Menschen überhaupt nicht 
die Existenz ermöglichen. Das Wirken der 
Naturkräfte hat unsere Forscher und Tech 
niker gelehrt, die Zahl der unsichtbar sich 
regenden Arme ins Gewaltige zu steigern. Der 
Menschen Streben seit Urzeit ist, die eigene 
Muskelkraft zu schonen. Er schuf sich Ar 
beitsmaschinen, von den primitiven Steinzeit 
werkzeugen bis zu den Großkraftwerken un 
serer Tage. Mensch und Maschine wuchsen 
zusammen, vervollkommneten sich, so daß sie 
heute unzertrennlich, beide allein auf sich 
gestellt, ohne Nutzen sind. 
Bild 1 Römische Heizanlage 
Die letzten zwei Jahrhunderte vor allem 
haben bewiesen, daß die maschinelle Energie 
viel rascher anwachsen mußte als die Men 
schen, um deren stets anspruchsvolleren 
Lebensbedingungen zu genügen. Während die 
Zahl der Menschen sich verdoppelt hat, mußte 
sich die Energieausnutzung verhundertfachen. 
Industrie, Landwirtschaft und Verkehr ver 
schlingen heute Energiemengen, die in 1000 
Milliarden KWTI. ausgedrückt werden. Diese 
Energien müssen laufend erzeugt werden, 
wenn nicht eine tödliche Lähmung den Erd 
ball erfüllen soll. 
Energiespender ist die Natur; dem Menschen 
oblag es nur, ihr diese Kräfte nutzbringend 
abzuringen. 
Das Sonnenlicht hat durch die Chlorophyll 
synthese aus der natürlichen Kohlenstoffver 
bindung das Holz wachsen lassen. Bedenken 
wir dies und wir kommen zum Ursprung aller 
Energie auf unserem Erdball: der Sonne, mit 
ihren Strahlungen, wovon nur einige Wärme 
heißen. Alles ist durch dieses Licht geworden, 
was Naturkraft heißt. Noch vor zweihundert 
Jahren war das Holz gewaltiger Wälder der 
Hauptenergieträger; sein Verbrauch war so 
gewaltig, daß sich bald die Wälder lichteten 
und Not nach neuen Energiespendem ward. 
Besonders im römischen Weltreich, mit den 
Anfängen von Industrie, Verkehr und Groß 
raumpolitik, war die gesamte Wirtschaft vom 
Holzbestand der Gefilde des Mittelmeeres ab 
hängig. Holzkohle ermöglichte das Schmelzen 
der Metalle, Heizen der Bäder, Holz war Bau 
stoff von Schiff und Wagen, Mazedoniens 
Wälder verschwanden und entblößten öden 
Karst. 
Nur der Kohle ist es zu verdanken, daß 
der Waldbestand nicht völlig ausgerottet 
wurde. 
Der Sieg der Dampfmaschine im 18. Jahr 
hundert wäre ohne Kohle nie möglich ge 
wesen. Kohle ist ja auch der zur Zeit größte 
Energiespender. 
Vor vielen Jahrmillionen entstanden in 
feuchtem, sehr heißem Klima Urwälder von 
unvergleichlicher Üppigkeit, im Laufe der 
Jahrtausende verfielen sie zu Moorland. Erup 
tion und Erosion überlagerten diese mit Ge 
röll, und heute finden wir die Reste in den 
Steinkohlenflözen. Dieses Schauspiel der Natur 
wiederholte sich oft, so oft als heute Flöz 
lagerungen davon zeugen. Später entstand in 
höherer Lagerung aus anderen Holzarten, aber 
auf ähnliche Weise, die Braunkohle. 
In vielen Bergwerken schürfen tapfere 
Männer den Reichtum der Erde. Unserer Hei 
mat Wohlstand beruht im besonderen auf 
diesem schwarzen Diamanten, Segen einer 
Urzeit-Laune der Natur. So ist Kohle auf 
gespeicherte Sonnenenergie, die heute in un 
seren Dampfmaschinen und -Turbinen Wärme 
energie in mechanische Energie verwandeln 
läßt. Damit war an jedem Ort mit der Wärme 
Arbeit zu leisten, doch der Mensch, unzufrie 
den, wie immer, sann nach Neuem. Die Er 
forschung der Elektrizität, die Leitfähigkeit, 
die Möglichkeit, im Dynamo mechanische 
Energie in elektrische Kraft zu verwandeln, 
brachte erst das Zeitalter der gewaltigen 
Energieerzeugung. Im Kraftwerk geleistete 
Arbeit wird durch den dünnen Draht an jeden 
beliebigen Punkt gebracht und im Motor
	        
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