Saarburg
(Phot. Max Wentz, Saarbrücken)
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Neckel: Da hast Du recht. Reden wir zunächst
darüber, wo uns der Schuh drückt.
Was hältst Du von unserer Pensions
kasse? Ist es nicht Sünd und Schande,
daß man uns heute mit so ein paar
Mark abspeist, während uns fast
mehr als das Doppelte zusteht. 40 Jahre
hat unsereiner in der Grube geschafft,
treu und redlich 6eine Knappschafts-
Beiträge gezahlt, um im Alter versorgt
zu sein, und nun diese Enttäuschung.
Du kannst mir’s glauben, Matz, wenn
ich die Halunken in die Finger be
käme, die uns so um unsere sauer ver
dienten Groschen gebracht haben, ich
glaube, ich würde „Gehacktes" aus
ihnen machen.
Matz: Aber mein Lieber, die Kerle, die uns
in diese traurige Lage gebracht haben,
sind nicht mehr am Leben. Du weißt
doch, daß die glorreichen Führer des
Dritten Reiches, Hitler, Goebbels und
Genossen sich in Berlin längst ver
giftet haben, und daß der Rest der
Kumpane zurZeit in Nürnberg auf der
Anklagebank sitzt.
Neckei: Ja, es ist empörend und kaum zu
fassen. Ueber zweihundert Millionen
Reichsmark Knappschaftsvermögen
hatten diese Halunken nach Berlin
geholt, um sie in dem durch ihren
Größenwahn ent esselten Krieg durch
die Kanonenrohre zu jagen. Wir
stehen nun da und haben als traurige
Hinterlassenschaft nichts als Trümmer
und leere Sozialversicherungskassen.
Und wie sollen diese Kassen wieder
aufgefüllt werden?
Matz: Aufgefüllt, so wie das früher war,
daran ist vorerst garnicht zu denken.
Wenn wir es nur wieder soweit brin
gen, daß unsere Pensionen in der
statutenmäßigen Höhe gezahlt werden,
dann können wir zufrieden sein. Zu
Reserveansammlungen wird es lange
Zeit nicht kommen. Und doch muß die
Knappschaftskasse mit der Zeit auch
wieder einige Reserven haben, wenn
auch nicht mehr in der früheren Höhe.
Reserven sind schon notwendig, wenD
bei einer verringerten Belegschaft mit
verminderten Beitragseinnahmen die
lautenden Ausgaben gedeckt werden
sollen. Zur Zeit lebt unser Knapp-
6chaft.sverein nur von den laufenden
Beiträgen unserer noch arbeitenden
Kameraden. Die Zahl der augenblick
lichen Belegschaftsmitglieder der Saar
gruben ist aber geringer als die Zahl