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Kriegsauswirkungen bei der Saarknappsdiaft
W ie alle anderen Dienststellen im Saargebiet
steht die Saarknappschaft vor der Auf
gabe, aus Ruinen und Trümmern den Weg zum
Wiederaufbau zu finden.
a) Kriegszerstörungen
1) Wohl jedem Bergmann wird das Verwal
tungsgebäude der Saarknappschaft aus der
Friedenszeit in Erinnerung sein. In seinen fünf
Stockwerken befanden sich über 100 Räume. Im
großen Treppenhaus grüßte jeden in Glasmalerei
das Bild eines helmkehrenden Bergmannes.
Wenn inzwischen auch bereits tatkräftig an
der Wiederinstandsetzung des Gebäudes gear
beitet wurde, so sind doch die schweren Schä
den, welche im Laufe des Krieges entstanden
sind, noch in großem Umfange vorhanden. In
vier Stockwerken sind z. Zt, 45 Räume benutz
bar. Die fortschreitenden Bauarbeiten werden
aber die jetzige räumliche Enge fühlbar mildern.
2) Gut Hartungshof: Anfang Dezember 1944
kam das knappschaftliche Gut unter Artillerie
beschuß und mußte überstürzt geräumt werden.
Bei den schweren Kämpfen um den Hof haben
sämtliche Wirtschafts- und Wohngebäude
schwere Zerstörungen davongetragen und sind
zum Teil vollkommen ausgebrannt. Ein großer
Teil der Ländereien — und gerade die ertrag
reichsten — wurde vermint.
3) Knappschafts-Krankenhäuser: Das Knapp
schaftskrankenhaus Völklingen, das bereits von
Kriegsbeginn bis zum August 1940 geräumt war,
mußte beim Näherrücken der Front in den
ersten Dezembertagen 1944 erneut aufgegeben
werden. Die Kranken wurden mit einem Laza
rettzug nach dem Innern des Reiches abtrans
portiert. Nur zum Teil konnte die Innenein
richtung geborgen werden.
Das Knappschaftskrankenhaus Sulzbach, das
in unmittelbarer Nähe der Bahnlinie liegt, er
litt nur unbedeutenden Glasschaden durch
Artilleriebeschuß und Bombeneinwirkung.
Bei Luftangriffen auf die Stadt Neunkirchen
wurde auch das Knappschaftskrankenhaus
Neunkirchen mit betroffen und erlitt die größ
ten Beschädigungen von sämtlichen Knapp
schaftskrankenhäusern. Eine in der Bunker
linie beim Knappschaftskrankenhaus Quier
schied niedergehende Luftmine verursachte
Schäden am Haupt- und Wirtschaftsgebäude.
Durch sofort einsetzende Hilfsmaßnahmen der
Grubenverwaltung war es möglich, das Kran
kenhaus innerhalb kurzer Zeit wieder so her
zurichten, daß der Krankenhausbetrieb wieder
in vollem Umfange! weitergeführt werden konnte.
Am 13. Juli 1944 wurde die knappschaftliche
Augenklinik in der St. Johanner Straße in
Saarbrücken total zerstört.
b) Versorgungsschwierigkeiten:
Bereits Ende 1944 waren die Zufuhrwege nach
dem Saargebiet sehr oft durch Kriegseinwirkun
gen unterbunden. In den ersten Monaten des
Jahres 1945 war die Unterbrechung des Eisen
bahnverkehrs usw. so nachhaltig, daß die Her
anschaffung von Lebensmitteln fast vollkommen
ausfiel. In dieser Zeit mußten die vorhandenen
Vorräte der Krankenhäuser aufgebraucht wer
den, sodaß beim Einzug der alliierten Truppen
keine Lebensmittel und zum Teil auch keine
Verbandmittel und Medikamente mehr vor
handen waren. Selbstverständlich war die In
standsetzung der Verkehrsverbindungen eine
schwierige und zeitraubende Aufgabe. Die Kran
kenhausküchen konnten nicht so lange still
gelegt werden. Mit Fuhrwerken und Lastwagen
mußten aus dem landwirtschaftlichen .Hinter
land wenigstens Kartoffeln und aus den Mühlen
Mehl herangeischafft werden. Die gleiche Zwangs
lage bestand für die Beschaf ung von Arzneien
und Verbandmitteln. Auch hier mußten sich die
Krankenhäuser selbst weiter heben. Schon
während der letzten Kriegsjahre waren Medi
kamente und Verbandstoffe nur in einem be
stimmten Verhältnis der Bezugismengen des
Betriebsjahres 1938 zugestanden worden. Um
welche Mengen es sich dabei handelt, kann
man sich vorstellen, wenn man erfährt, daß der
normale Verbrauch an Verbandstoffen unserer
Krankenhäuser jährlich
50 000 m Verbandmull
200 000 Mullbinden
20 000 Gipsbinden
10 000 kg Zellstoffwatte
8 000 Rollen Heftpflaster usw.
beträgt.
Für Arzneien hat die Saarknappschaft im
Jahre etwa 120 000 RM ausgeben müssen.
Daß dem kranken Bergmann in den Knapp
schaftskrankenhäusern aber immer wieder die
notwendige Arznei, die unentbehrlichen Ver
bände und die erforderliche Verpflegung gege
ben werden konnten, ist zurückzuführen auf
die tatkräftige Unterstützung der Saarknapp
schaft durch die Mission Frangaise.
Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde
sofort versucht, die Schäden an den Knapp
schaftskrankenhäusern behelfsmäßig so zu be
heben, daß die Aufnahme von Patienten mög
lich war. Sehr oft scheiterte dieser Versuch
an den Schwierigkeiten der. Materialbeschaf
fung, bis uns dann die Saargruben-Verwaltung
Baumaterialien für die Wiederinstandsetzung
zur Verfügung stellte. Es war eine sehr wirk
same Unterstützung, denn allein innerhalb von
drei Monaten wurden
2 500 qm Glas
3 Waggon Gips
9 Waggon Zement
5 Waggon Kies
3 Waggon Kalk
42 000 Backsteine