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nicht vergessen. Wir wollen dieses hier nicht
nur gebührend feststellen, sondern als Berg
männer und hier, der Tradition entsprechend,
gelohten: die Bergmannsfrauen und -Mütter
immer zu lieben und zu ehren, denn ohne die
tüchtige, fleißige Bergmannsfrau an der Saar
..stirbt“ der Bergmann.
In diesen 40 und mehr Jahren wurde das
Schwingen des Schlägels und das Drehen
des Eisens, wie es die zu ehrenden Jubilare
in ihrer bergmännischen Jugendzeit erlernt
hatten, abgelöst durch das Rotieren und
Vibrieren der Bohr- und Pikhämmer, der
Schrämmaschinen, dem laufenden Band und
anderer Maschinen mehr.
Die schöne alte Zeit, so hört man es heute
oft, ist vorbei. Hand aufs Herz, Ihr Jubilare,
ist dies wahr?
Tatsache ist: die Arbeit im Bergbau war
Schwerarbeit und wird es auch in Zukunft
bleiben. Jedoch, die „schöne alte Zeit“ hatte
auch ihre Ecken und Kanten, an denen man
nicht ungestoßen vorbei kam.
Wie war es? Während einer Schicht zwei
Löcher ins Hangende, von je einem Meter
Tiefe, mit Schlägel und Eisen. Es war eine
Leistung, die Kraft, Ausdauer und nicht zu
letzt Geschick — sonst war der Fuchs da —
erforderte.
Heute leistet die Bohrmaschine diese Arbeit.
Sie beansprucht aber auch den ganzen Mann.
Willst du, junger Kamerad, aus der schönen
alten Zeit mehr wissen, so frag beim „Berg
amt“ den alten Kameraden, den wir, du und
ich, ehren wollen. Er kann dir von Schleppers
Leid und Freud, von langen, niedrigen und
heißen Strecken und von Rädern, die nicht
rollen wollten, erzählen. Dabei sollen die
Jubilare auch nicht — darum bittet der
Schreiber dieses — vergessen, warum der
Schlepper in der Regel immer ein Beil nach
trug.
Den Schlepper nach dem alten Begriff gibt
es nicht mehr. Auch er ist abgelöst durch die
Maschine. „Schippen ist Trumpf“ gilt nicht
mehr für den Schlepper, sondern nur noch
für die im Stoß. Hier mußten aber im alten
Strebbau die Kohlen mitunter dreimal über
die Schaufel, bis sie den Schlepper erreichten.
Die alte Zeit war doch nicht so schön, wie
sie, in der Vergangenheit gesehen, aussieht.
Und doch möchte keiner der Jubilare, dessen
bin ich gewiß, nicht Bergmann gewesen sein.
Die Arbeit unter Tage ist nicht geisttötend,
wie dies oft von Außenstehenden behauptet
wird. Sie bedingt nicht nur handwerkliches
Können aus den verschiedensten Berufen,
sondern sie beansprucht den ganzen Menschen,
Geist und Körper. Sie bedingt und fördert
eine Kameradschaftlichkeit, wie diese nur
selten in einem anderen Beruf vorhanden ist.
Dieses ist es, worauf der Bergmann mit Recht
stolz ist und sein kann. Diese Kameradschaft
lichkeit besteht vorbildlich über die aktive
Arbeitszeit hinaus. Sie zu pflegen ist auch
dem Jubilar Ehrensache.
Grube M e 11 i n — Ansiebt von Osten
In dem Arbeitsleben der Jubilare haben die
Saargruben sehr im Blickfeld der Welt
öffentlichkeit gestanden. Durch den Friedens
vertrag 1919 wurde Frankreich Besitzer der
Saargruben. Von Anfang 1920 bis Ende
Februar 1935 wurden diese durch den fran
zösischen Staat verwaltet. Von da ab waren
die Gruben Eigentum des Reiches und wurden
für dieses durch eine A.G. verwaltet. Z. Zt
untersteht die Verwaltung der französischen
Militär-Regierung in Deutschland.
Besitzer und Verwalter haben im Arbeits
leben der Jubilare mehrfach gewechselt. Be:
allem Wechsel aber ist die Treue des Berg
manns an der Saar zu seinem Beruf und zu
seinem Betrieb die gleiche geblieben. Mit
dieser Treue sichert der Bergmann dem Volke
an der Saar die Lebensgrundlage. Für diese
mannhafte Haltung sei dem Saarbergmann,
insbesondere aber den Jubilaren, aufrichtig
gedankt.
In dieser Gesinnung, liebe Jubilare, treten
wir, und nicht zuletzt Euere jüngeren Kamera
den, zur Gratulation vor Euch hin.
Jedem einzelnen von Euch drücken wir die
Hand und geloben dabei, daß wir die berg
männische Art. hochhalten, dem Bergmanns
beruf treu bleiben, besonders aber in unserer
Jugend die Tradition pflegen werden, wie Ihr
dies getan habt.