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Universal-Schrämmaschine
von Förderwagen oder ein Förderband kom
men.
Zuweilen deuten ein oder mehrere Blech
schornsteine, die durch Seile gehalten werden,
ein Kesselhaus an. Sehr oft ist die Grube
völlig elektrifiziert und erhält ihren Strom
über eine Freiluft-Umspannstation, die wir
seitlich liegen sehen.
Wir sind bei der Sieberei, die von drei,
selten von vier Gleisen durchquert wird. Man
stellt drei oder vier Kohlensorten her: Fein
kohle, Nüsse und Stückkohle. Die Kohle ist
im allgemeinen rein, sodaß es in der Regel
nicht nötig ist, die Kohle ziu waschen, und wir
sehen nur wenige Klauber an den Nuß- und
Stückkohilenbändern damit beschäftigt, die
wenigen Bergestücke, die aus dem Hangenden
in die Kohle gefallen sind, auszuhalten. Aber
viele Gruben haben schon Waschen, und zwar
aus zwei Gründen: die elektrisch betriebene
Lademaschine nimmt alles auf, was sich ihr
darbietet, Berge wie Kohle, und die Klauber
sind teuer. Man muß sie daher durch eine
Maschine ersetzen, und diese Maschine ist die
Wäsche; für die Nüsse ein Spitzbehälter mit
Schwerflüssigkeit, mit einer Dichte von 1,6
oder 1,8, welche nur die leichten Bestandteile
aufschwimmen läßt.
Von der Sieberei aus überblicken wir die
Tagesanlagen, und wir sehen außer dem
Kesselhaus und den Gebäuden für die Förder
maschinen zwei oder drei kleine einstöckige
Gebäude. Unser Führer erklärt sie uns: das
erste ist die Reparaturwerkstatt, das zweite,
entferntere ist das Magazin, das dritte das
Büro und auf den neueren Gruben die Bade
anstalt. Diese Gebäude könnte man leicht in
einem einzigen Zechensaal der Saargruben
unterbringen. Im Büro erledigen zwei oder
drei Angestellte alle Schreibarbeiten. Diese
Arbeiten sind bemerkenswert vereinfacht. Es
gibt kein Gedinge, keine komplizierten Ver
rechnungen. Alle Arbeiter in den mechani
sierten Betrieben arbeiten im Schichtlohn.
Man zählt die Schichten, woraus sich unmittel
bar der Lohn ergibt.
Im Magazin sind nur wenige Gegenstände,
oeinahe ausschließlich Ersatzteile für Maschi
nen; auf dem Holzplatz einige nicht entrindete
Holzstämme aller Arten. In der Werkstatt
sieht man nur wenige Werkzeugmaschinen
und einige Arbeiter. Und trotzdem hat die
Grube, die wir besuchen, eine Tagesförderung
von 4000 bis 5000 to bei zwei Schichten. Wie
können so wenige Werkstatt-Ar beiter eine
solche Grube unterhalten?
Begeben wir uns in die Grube. Wir fahren
im Schacht an oder mit einem Zug durch den
Stollen. Der Seilfahrtschacht bietet nichts Be
sonderes. Der Förderschacht hat gewöhnlich
Skipförderung mit Gefäßen von 5 bis 10 to.
Der kippbare Förderkorb mit einem einzigen
Förderwagen, der ehemals allgemein ge
bräuchlich war, wird seltener.
Im Tiefbau, wie im Stollenbetrieb, erreichen
wir die Baue mit einem Zug von niedrigen
Förderwagen. Ihre Spurweite beträgt etwa 1 m
und ihr Fassungsvermögen im allgemeinen
4 to und in neuen Gruben bis zu 7 to. Und
wir fahren mit großer Geschwindigkeit, ge
zogen von einer Fahrdrahtlokomotive von oft
mehr als 100 PS. Wir halten in der Nähe einer
Abteilung, die — so sagt uns der foreman
(Steiger) — 300 to in der Schicht fördert. Der
Abbau erfolgt im Kammerpfeilerbruchbau
Die Abteilung umfaßt 10 Kammern und Pfei
ler und ist mit einer Batterie von Maschinen
ausgestattet, zu denen eine Schräm- und
Kerbmaschine, eine Lademaschine und eine
Rangierlokomotive gehören mit einer Be
dienung von neun Arbeitern und einer Auf
sichtsperson.
Die Schräm- und Kerbmaschine kommt vor
den Stoß der Kammer, die 6 — 7 m breit ist,
und stellt einen Schram am Liegenden her
und dann einen senkrechten Kerb. Während
die Maschine in Stellung gebracht und wieder
zurückgesetzt wird, hat man die vier bis fünf
Löcher mit einer elektrischen Säulendreh
bohrmaschine gebohrt. Alles dies dauert etwa
eine halbe Stunde. Der Schießmeister schießt
ein oder zwei Zündgänge, und das Ort ist
fertig zum Laden. Jetzt kommt die elektrische
Lademaschine an die Reihe, deren Schnabel
in das Kohlenhaüfwerk eindringt, während
Kratzarme die Kohle auf das Band bringen,
auf dem die Kohle in den Förderwagen ge
langt. Der Bedienungsmann der Lademaschine
ist ausschließlich damit beschäftigt, seine
Maschine in den Kohienhaufen zu treiben.