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über hundert Jahre lang gebaut haben, ohne un
sere Mittel und unsere traditionellen Methoden
weitgehendst zu ändern. Unsere Art zu bauen,
hat nämlich ihre allgemeinen Prinzipien und
Methoden kaum geändert. Wenn die Technik des
Eisenbetons und des Stahls auch bedeutende Ver
besserungen gebracht hat, so hat sie dennoch
nicht in einem entsprechenden Ausmaß unsere
Arbeitsweise reformiert. Wir bauen (das gilt so
wohl für den Architekten wie auch für den Unter
nehmer) immer noch wie im Mittelalter: totale
Abweichung der Pläne untereinander, improvi
sierte Arbeit auf der Baustelle, Nichtvorhanden
sein von dimensionellen Normen, alles das ist
die gefährliche Frucht des bisherigen totalen
Individualismus. Hier auch müssen die vorer
wähnten Grundsätze uns leiten, auch auf tech
nischem Gebiet; die Ordnung fordert hier eine
Vereinfachung der verschiedenen Konstruktions
elemente, sie fordert einen mittleren Durch
schnitt, Normen jeder Art, allgemein verständ
liche Richtlinien für die fortschrittlichsten Ver
fahren. '
Wirksamkeit und Volkswirtschaft verlangen,
daß die Verschwendung an Material, an Zeit und
an Arbeitskräften auf der Baustelle ein Ende
finden; verlangen, daß auch das Haus fabrik
mäßig hergestellt wird mit einem Nutzwert, wie
man ihn von der Industrie gewöhnt ist, wo bei
spielsweise für das Automobil der Prozentsatz
der beteiligten menschlichen Arbeitskraft vom
Beginn der Fabrikation an bis heute um rund
80 Prozent gesunken ist. Fabrikmäßig hergestellt
und auf der Baustelle mit einem Minimum an
Arbeitskraft und an Arbeitszeit montiert, bedeu
tet dieses Verfahren der Verwendung des Fertig
fabrikates im Bauwesen nicht etwa eine Mode,
die der Spleen gewisser Architekten verlangt
hätte. Es ist vielmehr nichts anderes als die Er
füllung jenes Gesetzes, das will, daß der Mensch
die besten und wirtschaftlichsten Mittel, die er
zur Verfügung hat, braucht, um sein Heim zu er
richten. Es ist also nichts anderes wie ein Mittel,
das alle Architekten verwenden können, um den
Zweck zu erreichen, den sie sich vorgesetzt
haben: dem Menschen zu dienen und ihn empor
zuheben. Es ist selbstverständlich, daß ein histo
risches Gebäude, oder em durch seine bauliche
Schönheit ausgezeichneter Platz, dadurch nicht
betroffen, sondern restauriert wird. In der Zei
tenfolge gibt es keinen Zufall. Die Industrie,
welche der Wissenschaft folgt, verfügt über die
Verfahren, die Methoden und die Werkzeuge,
welche dem Maßstab der Zerstörung entsprechen
und daher das gigantische Werk der Wiederer
weckung Saarbrückens unternehmen und zu
einem glücklichen Ende führen können. Das ist
die einzige Lösung angesichts des Umfangs und
der Eile dieses Problems. Sie ist auch die beste,
weil sie uns erlaubt, den vollständigen Neuauf
bau des städtischen und ländlichen Wohnbaupro
gramms durchzuführen und damit am Ende den
langsamen aber sicheren Aufstieg des Menschen
zu einer höheren Bestimmung.
M. PINGUSSON.
Brebacb mit dem Haiberg und der Haiberger Hütte (Phot Max Wentz, Saarbrücken!