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Welcher der beiden genannten Stollen der
ältere ist, läßt sich aus den alten Berichten
und Rissen nicht feststellen. Letztere sind erst
im Jahre 1818 angelegt worden. Nur die Baue
über dem westlichen Stollen sind auf diesen
Rissen mit Jahreszahlen versehen und Nachtra
gungen der Grubenbaue in den xolgenden Jahren
erfolgt. Es ist daher anzunehmen, daß der öst
liche Stollen der ältere ist. Auf den alten Rissen
kündet eine alte verblichene Schrift: „Daß die
Königliche Steinkohlenzeche Wahlschied von
den Unterzeichneten königlichen Beamten, höhe
rer Bestimmung zufolge, totgefahren worden,
daß dieses heute geschah und die letzte Kohlen
förderung dieser Zeche am 11. September d. J
stattgehabt hat, wird hierdurch attestiert."
Saarbrücken, den 23. Oktober 1823.
Der Bergamtsdirektor: Sello.
Der Bergmeister: Schmidt.
Der Berggeschworene: Pletschke.
Der Markscheider: Prediger.
Das war das Ende der alten Wahlschieder
Grube.
Es waren in dieser Zeit für den Absatz vor
teilhafter gelegene neue Stollen angehauen und
fortbetrieben worden, die eine Vereinfachung
des Staatsbergbaus an der Saar mit sich brach
ten. Bei der Einstellung hatte der östliche Stol
len eine Länge von 440 m und der westliche
Stollen eine solche von 600 m erreicht.
Die alte Quierschieder Grube
Die der Grube Göttelborn im Jahre 1888 zu
geteilte alte Grube Quierschied verdankte ihre
Entstehung der im Jahre 1779 gegründeten
Quierschieder Glashütte. Es ist mit Sicherheit
anzunehmen, daß zugleich mit der Einrichtung
der Glashütte auch der Stollenbetrieb der alten
Grube angehauen wurde. Ueber Förderung und
Belegscha t liegen keine amtlichen Unterlagen
vor, da sie vollkommen nur als Privatgrube
betrieben wurde. Am 13. Mai 1817 wurde die
Grube als Staatszeche von dem Saarbrücker
Bergamt übernommen. Erst vom Jahre 1823
wurden Risse angelegt. Aus demselben Jahre
stammt auch eine Beschreibung der Grube. Sie
lautet:
„Ueber das Alter der Quierschieder Grube
sind keine bestimmten Nachrichten vorhanden,
es geht aber aus den Bergamtlichen Acten
hervor, daß sie schon 18 Jahre vor dem 7ten
July 1797 den Besitzern der Quierschieder
Glashütte war, um letztere mit den erforder
lichen Kohlen zu versorgen, dagegen die Ge
werkschaft aber einen jährlichen Canon an
den Fürsten von Nassau-Saarbrücken entrich
ten mußten. Auch unter der französischen
Regierung blieb diese Grube 18 Jahre an die
Glashüttervgewerkschaft verpachtet, wofür sie
jährlich 600 ffrcs. bezahlen mußte und die
nötigen Kohlen auf ihre eigene Kosten för
dern ließ. Durch die Besitznahme dieses
Landes von Preußen verordnete am 13. Mai
1817 ein Königl. Hochlöbl. Ober-Berg-Amt, da
jene Pacht schon früher zu Ende gegangen
war, die definitive Einziehung dieser Grube,
und den Betrieb für Königliche Rechnung,
jedoch nur einzig und allein für
die Hütte. Es wurde aber auch festgesetzt,
daß der Kohlenbedarf nach einem der Selbst
kosten angemessenen und vom Königl. Berg-
Amte vorzuschlagenden Preis verabfolgt werden
sollte. Auch jetzt wird die Grube wie früher
bloß für die Glashütte betrieben, mit der Aus
nahme, daß seit dem 9ten März 1821 die Ge
meinde Quierschied ihre Bedarfskohlen von
dieser Grube bezieht, anstatt daß sie ihre
Kohlen früher von der Duttweiler Grube er
hielt.“
Nach den dieser Beschreibung folgenden An
gaben über die Stärke der aufgeschlossenen
Flöze und über deren Abbau war bis 1823 nur
ein Stollen — der Thomasstollen — in Betrieb,
der dem Abbau des sogenannten Quierschieder
Flözes diente. Nach einer Eintragung auf einem
alten Riß ist dieser Stollenbetrieb im Jahre 1832
eingestellt worden. Nördlich dieses Stollens war
bereits die neue Tagesstrecke „Johanna“ ange
hauen und in das sogenannte Dechenflöz fort
betrieben worden. Im Jahre 1850 sind auf den
alten Rissen bei diesen Stollen die letzten Bauten
verzeichnet. Die beiden Stollenbetriebe lagen
jenseits des Fischbachsprunges im heutigen
Abbaufeld der Grube Friedrichsthal. Zugleich
mit der Stillegung der Tagesstrecke „Johanna"
im Jahre 1850 wurde fm Kohlbachtale die Grube
Quierschied angehauen, die als „alte Grube
Quierschied" bezeichnet wird. Der Zugang zu
dieser Grube bildete die „Quierschieder Tages
strecke“, die an der Grenze der Wald- und Feld
mark angesetzt wurde. Sie erschloß zunächst
Flöz 48 und im Jahre 1853 auch Flöz 93, die
späteren Flöze „Elisabeth" und diejenigen der
„Beust"-Gruppe.
Die heutigen beiden Kohlbachflöze wurden in
den Jahren 1878 bis 1887 erschlossen. Zwar
waren diese Baue noch bei Zuteilung der Grube
an Göttelborn in Betrieb, jedoch im Niveau
der Tagefjstrecke bis auf einige Pfeiler abgebaut.
Die Grube Dilsburg
Es gab auch einmal eine „Grube Güchenbach"
und „Grube Hirtel“. In ihrem Felde waren be
reits vor etwa 150 Jahren schon verschiedene
Stollen im Betrieb. Auf alten vergilbten Rissen
sind dieselben mit großen lateinischen Buch-