Full text: 72.1944 (0072)

Der Führer bei einer Lagebesprechung im Osten. — Von links Generalfeldmarschall von Manstein, General¬ 
oberst Ruoff, der Führer, General der Infanterie Zeitzier, Generalfeldmarschall von Kleist. 
Presse-Hoffmann 
damit erhält er auch sich und die Seinen. 
Der Krieg spielt sich abseits alles 
schönen ab. Es geht um das nackte Leben. 
Im Einzelnen wie im Gesamten. Kompro¬ 
misse sind ausgeschlossen. Nur das Durch¬ 
halten bleibt, bis zum letzten Mann und 
bis zur letzten Patrone. Der Soldat weiß 
es und lebt es täglich vor. Im Angriff wie 
in der Verteidigung. Keiner kann sich da 
verstecken. Jeder aber wächst dabei weit 
über sich selber hinaus: Denn so, wie es 
in seiner Gruppe eben um die Gruppe geht 
und der Sinn des Einzelnen nur in Ver¬ 
bindung mit ihr Bedeutung erhält, wobei 
sein Tod oft der Preis für den Sieg und 
damit das Leben der Gruppe ist, so fühlt 
er sich als untrennbarer Teil des Gesamten: 
Seines Volkes. 
Mit dieser Einstellung, die dem Wesen 
des Soldaten ebenso wie der sachlichen 
Überlegung entspringt, fährt der Soldat 
nach oft über zwei Jahren Fronteinsatz 
in die Heimat, um das neu entdeckte Bild 
von ihr mit der Wirklichkeit dort zu ver¬ 
gleichen und es möglichst noch reicher 
mit hinaus in seine kriegerische Welt zu 
nehmen. 
Die ersten Eindrücke überwältigen: Er 
steht im fahrenden Zug am Fenster, sieht 
draußen die schmucken Dörfer mit ihren 
ragenden Kirchen im Teppich der Wiesen 
und Äcker liebevoll eingewirkt, fährt 
durch Städte, an rauchenden Schloten 
vorüber und spürt die harte Arbeit, die 
hier überall geleistet wird. Aber er ent¬ 
deckt auch Trümmer und verkohlte Balken, 
die vom letzten Bombenangriff noch übrig 
geblieben sind und erschrickt. Denn 
damit, so geht es ihm durch den Sinn, 
steht die Heimat auch unter denselben 
Gesetzen, die den seinen draußen sehr 
nahe kommen, und die für das schöne 
Traumbild wenig Raum mehr geben. 
Dann ist er zu Hause, findet sich lang¬ 
sam wieder zurecht, wandert mit offenen 
Augen durch die vertraute Welt, erzählt 
und läßt sich erzählen, und wird über alles 
doch ein wenig nachdenklich. 
Denn sie erzählen ihm viel. Er versteht 
ihre Sorgen zu würdigen, aber nicht alle. 
45
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.