Der Führer bei einer Lagebesprechung im Osten. — Von links Generalfeldmarschall von Manstein, General¬
oberst Ruoff, der Führer, General der Infanterie Zeitzier, Generalfeldmarschall von Kleist.
Presse-Hoffmann
damit erhält er auch sich und die Seinen.
Der Krieg spielt sich abseits alles
schönen ab. Es geht um das nackte Leben.
Im Einzelnen wie im Gesamten. Kompro¬
misse sind ausgeschlossen. Nur das Durch¬
halten bleibt, bis zum letzten Mann und
bis zur letzten Patrone. Der Soldat weiß
es und lebt es täglich vor. Im Angriff wie
in der Verteidigung. Keiner kann sich da
verstecken. Jeder aber wächst dabei weit
über sich selber hinaus: Denn so, wie es
in seiner Gruppe eben um die Gruppe geht
und der Sinn des Einzelnen nur in Ver¬
bindung mit ihr Bedeutung erhält, wobei
sein Tod oft der Preis für den Sieg und
damit das Leben der Gruppe ist, so fühlt
er sich als untrennbarer Teil des Gesamten:
Seines Volkes.
Mit dieser Einstellung, die dem Wesen
des Soldaten ebenso wie der sachlichen
Überlegung entspringt, fährt der Soldat
nach oft über zwei Jahren Fronteinsatz
in die Heimat, um das neu entdeckte Bild
von ihr mit der Wirklichkeit dort zu ver¬
gleichen und es möglichst noch reicher
mit hinaus in seine kriegerische Welt zu
nehmen.
Die ersten Eindrücke überwältigen: Er
steht im fahrenden Zug am Fenster, sieht
draußen die schmucken Dörfer mit ihren
ragenden Kirchen im Teppich der Wiesen
und Äcker liebevoll eingewirkt, fährt
durch Städte, an rauchenden Schloten
vorüber und spürt die harte Arbeit, die
hier überall geleistet wird. Aber er ent¬
deckt auch Trümmer und verkohlte Balken,
die vom letzten Bombenangriff noch übrig
geblieben sind und erschrickt. Denn
damit, so geht es ihm durch den Sinn,
steht die Heimat auch unter denselben
Gesetzen, die den seinen draußen sehr
nahe kommen, und die für das schöne
Traumbild wenig Raum mehr geben.
Dann ist er zu Hause, findet sich lang¬
sam wieder zurecht, wandert mit offenen
Augen durch die vertraute Welt, erzählt
und läßt sich erzählen, und wird über alles
doch ein wenig nachdenklich.
Denn sie erzählen ihm viel. Er versteht
ihre Sorgen zu würdigen, aber nicht alle.
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