Von Kriegsberichter K. H. Lea, im Osten
PK. - Wer hätte diese Dörfer je genannt,
die seit Jahrhunderten im geschichtslosen
Dämmerdasein der Steppe liegen? Diese Höhen
und Schluchten, die niemals einen Namen
trugen, diese Straßen, die sich gleich Wüsten¬
pfaden durch die weiße Unendlichkeit winden,
oft wie Hohlwege eingefurcht in die meter¬
hoch aufgewehte Schneedecke. In diesen
Wochen des großen, unerhört harten Ringens
gegen den Massensturm des Bolschewismus
verknüpfen sich mit ihnen Taten und Opfer¬
gänge von erhabener Größe. Im Raume dieser
Schlacht gewinnen Siedlungen, in denen kein
Haus von Stein steht, und armselige Statio¬
nen, an einsamen Schienensträngen schweren,
bleibenden Klang.
Im Absetzen und im Gegenangriff, in der
Führung abgeschnittener Verbände, im Hal¬
ten und Verteidigen der wenigen Straßen
und Bahnwege, im Aufbau neuer Verteidi¬
gungslinien und im Heranführen neuer Kräfte
bestehen die großen Leistungen der Führung,
die auch einem wechselvollen Schlachten¬
schicksal gegenüber unerschüttert stehen
muß. Die Taten des deutschen Soldaten sind
ihrer würdig. So, wie die Meldungen aus
neuen Gefechtsständen an die höheren Kom¬
mandostellen unbeirrt weitergegeben werden,
auch wenn das Feuer vorbeirasselnder
Sowjetpanzer das gesprochene Wort im Fern¬
sprecher für Sekunden übertönt, liegt irgend¬
wo im hochaufgewehten Schnee eine MG-
Bedienung, bei der kein Mann danach fragt,
was noch hinter ihm steht, oder was die
Bolschewisten im nächsten Morgengrauen an
neuen Massen gegen den deutschen Riegel
vorschicken werden.
In diesen bitter harten Kämpfen kann da9
Ganze nur bestehen, wenn der Einzelne sich
voll einsetzt. Auch dann, wenn er sich selber
den Befehl dazu geben muß. Das Erlebnis
jenes aus München gebürtigen Nürnberger
Feldwebels, eines alten bayerischen Maschinen¬
gewehrschützen aus dem ersten Weltkrieg,
Eine Handgranate .
von gestähltem Arm des Stoßtruppmannes kraftvoll geschleudert.
PK-Leßmann-Weltblld
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