rannten sie an allen Frontstellen mit einem
ungeheuren Massenaufgebot an Truppen und
Material an, um irgendwo durchzubrechen und
die deutsche Front aufzurollen. Im Mittelab¬
schnitt bei Kursk entwickelte sich eine Ma¬
terialschlacht von bisher nicht erlebten Di¬
mensionen. Am 8. Juli entbrannten im Raum
Bjelgorod-Orel härteste Kämpfe. Gewaltig
waren die Abschußziffern von Panzern und
Flugzeugen. Allein innerhalb dieses Kampf¬
abschnitts wurden innerhalb von 16 Tagen,
seit Beginn der sowjetischen Offensive bis zum
22. Juli über 5500 Panzer abgeschossen, Sow¬
jetregimenter wurden bis auf 30—50 Mann
zusammengeschossen und dennoch warf Stalin
immer neue Truppen in den Kampf. Ebenso
wie die anglo-amerikanischen Truppen immer
neue Kräfte auf Sizilien landeten, um auch
hier eine Entscheidung zu erzwingen.
König Viktor Emanuel verrät Mussolini
und die Achse.
Mussolinis Rücktritt am 25. Juli war nicht,
wie sein Nachfolger kurze Zeit die Welt täu¬
schen konnte, ein freiwilliger Schritt, sondern
das Ergebnis des in der Geschichte der Völker
schamlosesten Verrates durch König Vik¬
tor Emanuel und seiner Hintermänner,
an ihrer Spitze Pietro B a d o g 1 i o , begangen
an Mussolini — der mit seiner faschistischen
Bewegung zwanzig Jahre vorher Italien und
sein Königshaus vor dem sicheren Untergang
errettete — am Dreierpakt, und vor allem
am italienischen Volk selbst.
Der Duce war das Opfer eines Putsches des
Königs und Kreisen aus der italienischen
Armee und Flotte geworden. Und leider mußte
er in dieser schweren Stunde seines Lebens
erkennen, daß auch in den Reihen seiner
eigenen Partei Verräter saßen, die, als man
ihn zu stürzen wußte, sofort auf die Seite des
Gegners gingen.
Mussolini wurde am 25. Juli, nach einer
kurzen Unterredung mit dem König, in der
der Verräter die Maske fallen ließ, gefangen
genommen und durch Carabinieri verschleppt.
Sechs Wochen lang hetzten ihn Badoglios
Schergen durch das Land, bis endlich auf
Befehl des Führers Männer des Sicherheits¬
dienstes, der Waffen-H und der Fallschirm¬
truppe in einer beispiellos kühnen Tat seine
Befreiung erzwangen. Kurz bevor der König
und Badoglio die schändlichste der Schänd-
lichkeiten, Mussolini an die Feinde auszu-
liefem, durchführen konnten. Damit hat unser
Führer der Welt nicht nur bewiesen, was von
seinem Freundeswort zu halten ist, sondern
er hat auch unseren Gegnern eine Schlacht
geschlagen, deren Auswirkungen sie noch
spüren werden.
Italiens Verräterkönig und seine Anhänger,
vornehmlich im höheren Offizierskorps, glaub¬
ten Mussolini und den Faschismus zuerst be¬
seitigen zu müssen, wenn sie ihr Ziel, der Achse
untreu zu werden, erreichen wollten. Daher
wurde der Putsch inszeniert und der Faschis¬
mus durch List, Verrat und Waffengewalt nie¬
dergemacht. Und während sie Deutschland und
Japan heuchelten, daß der Kampf weitergehe
und an eine Kapitulation nicht 2m denken sei,
verhandelten sie mit Eisenhowers Beauf¬
tragten und ließen sich am 3. September einen
Waffenstillstand diktieren, wie man ihn nur
einer Führung anbieten kann, die selber das
Wort Ehre aus ihrem Kodex gestrichen hat,
die Feigheit dem Kampf und Verlogenheit der
Wahrheit vorzieht, kurz, die sich selbst ent¬
mannt hat. Nur so ist zu begreifen, daß noch
am achten September der König und der
Außenminister dem deutschen Geschäftsträger,
also fünf Tage nach der vollzogenen Kapitu¬
lation erklären konnten, Italien werde weiter¬
kämpfen.
Der Führer hat in diesen schicksalsschweren
Wochen vom 25. Juli bis zum 12. September,
dem Tag der Duce-Befreiung, gehandelt. Hat
gründlich gehandelt. Und so wurde der große
Schlag, wie ihn sich die Angloamerikaner
durch Italien gegen uns ausgedacht hatten,
buchstäblich ein Schlag ins Wasser-
Der deutschen Wehrmacht gelang es in we¬
nigen Tagen, nicht nur das Badoglioheer zu
entwaffnen und jeden aufkommenden Wider¬
stand zu brechen, sondern auch alle für
unsere Kriegsführung wichtigen Positionen im
italienischen Raum zu beziehen. Damit war
die Basis für die neue faschistische National¬
regierung geschaffen, an deren Spitze sich
nach seiner Befreiung Benito Mussolini sofort
stellte.
Der Duce hat dem italienischen König die
einzig mögliche Antwort auf sein schamlos¬
verbrecherisches Verhalten erteilt, indem er
ihm den schon längst fälligen Fußtritt ver¬
setzte und das italienische Volk aufrief, in
Schweiß, Blut, Opfer und Kampf sich erneut
zu bewähren. Bedanken aber für all das Leid,
die verlorenen Gebiete und für seine vielen
gefallenen Söhne muß sich Italien bei Viktor
Emanuel und seinem Vasallen Badoglio, die
ihm in der Stunde der Not den Dolch in den
Rücken stießen.
Die Fronten im August und September.
Der Feind wagte von Sizilien den Sprung auf
die italienische 'Südküste, nach Kalabrien, und
landete starke Truppenkontingente in der
Bucht von Salerno. Er hat bis in diese Tage
sehr starke Verluste erlitten und muß jeden
Meter Boden auf italienischem Raum mit
schweren und schwersten Verlusten erkaufen.
Es wird sich später zeigen, ob die Rechnung,
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