Full text: 72.1944 (0072)

aus Selbach in Baden oder im Kreis Mühl¬ 
heim a. Rh. Sponheim bei Kreuznach gab 
den Sponheimern einst ihren Namen mit, 
ebenso Sevenig im Kr. Trier den Sevenig 
und Echternach in Luxemburg den Echter¬ 
nacht im Sulzbachtal. Beim Familien¬ 
namen Diedenhofen brauchen wir uns nun 
gar nicht lange zu besinnen; auch die 
Imbsweiler sind zweifellos vor Jahrhun¬ 
derten zu ihrem Familiennamen dadurch 
gekommen, daß ihr letzter Ahne, der noch 
ohne Zunamen war, aus Imsweiler im 
Kreis Rockenhausen nach einem andern 
Orte umsiedelte, und daß die Eifler aus 
der Eifel kamen, errät man ohne weiteres. 
Weniger schnell kommt man darauf, daß 
die Litzenburger nach ihrer Herkunft aus 
dem Lande Luxemburg geheißen sind; 
denn nicht jeder weiß, daß „Luxemburg“ 
eine unter französischem Einfluß gekom¬ 
mene Umformung von altem deutschem 
Lutzilinburg ist (was „Kleine Burg“ be¬ 
deutet), das im Volksmund aber schon seit 
Jahrhunderten und heute noch Litze(n)- 
oder Letze(n)burg heißt, und das stimmt 
zu jenem Familiennamen. Gar nicht weit 
her sind die Schiffler; man merkt das frei¬ 
lich erst, wenn man liest, daß einer aus 
ihrer Familie, der in Niederlinxweiler 
lebte, noch vor und nach 1700 seinen 
Namen einmal Schiffler und einmal Schiff- 
weyler schrieb, seine Vorfahren also aus 
Schiffweiler bei Neunkirchen stammten. 
Die Spanier haben nichts mit dem Lande 
selbst zu tun, das heute von uns noch so 
genannt wird; zum Staate Spanien gehör¬ 
ten ehemals auch Holland, Belgien und 
Luxemburg, und es ist wahrscheinlich, 
daß der Familienname auf aus Luxemburg 
Stammende angewendet wurde, ebenso 
Spaniol. Dagegen kommen die Huy oder 
Houy aus Frankreich; zunächst stammen 
sie aus Houy a. d. Maas, sitzen später zu 
Eupen und kommen von da nach Neun¬ 
kirchen. 
Die aus Ortschafts- oder auch Land¬ 
schaftsnamen entstandenen Familiennamen 
sind deswegen von besonderem Interesse, 
weil sie verraten, von woher überall die 
Menge der Menschen im Sulzbachtal ein¬ 
mal zusammengeströmt ist. Freilich geben 
sie nur zu einem kleineren Teil Anhalts¬ 
punkte. Dagegen gehen andere wohl auch 
auf eine Örtlichkeitsangabe zurück, aber 
in einem Dorf oder einer Stadt selbst, also 
unter Umständen in Dudweiler oder Sulz¬ 
bach usw., von denen wir hier handeln. 
Erinnern wir uns abermals an jene meh¬ 
reren Peter in einem und demselben Ort! 
Wohnte einer davon am Bach oder auf 
dem Berg oder beim Brunnen („beim 
Pütz“), dann konnte er darnach der Peter 
am Bach, später „Peter Bach“ heißen; ent¬ 
sprechend wurden Berg, Brunn, Pitz 
(Pitsch) zu Familiennamen oder auch 
Bacher, Berger, Brunner, P(f)ützer. Nicht 
anders verhält es sich mit Bungert, zu¬ 
sammengezogen aus altem boumgarte 
( = ,Baumgarten1) und Backes (= Back¬ 
haus', d. h. Haus mit einem großen Back¬ 
ofen, in welchem das ganze Dorf reihum 
backte). 
Aber jetzt ist es Zeit, daß wir die große 
Masse der Müller, Schmidt (Schmitt, 
Schmid, Schmied), Weber, Schlosser, 
Schneider usw. zu Wort kommen lassen. 
Gewiß haben sie schon erraten: „Als es 
noch keine Familiennamen gab, da war 
unser Ahne von Beruf das, was diese 
Namen besagen, und weil er den gleichen 
Taufnamen wie noch andere trug, unter¬ 
schied man ihn von ihnen, indem man 
seinen Berufsnamen daneben nannte und 
schrieb“, und das ist richtig. Wir brauchen 
darum nur auf ein paar Namen zu deuten, 
die man als Beruf kaum kennt oder er¬ 
kennt. Den Blechschmit (= Schmidt) nen¬ 
nen unsere Alten in manchen Gegenden, 
z. B. der von Kaiserslautern, noch heute 
Spengler (weil er einst aus Eisenblech 
Spangen, d. i. Klammern und Beschläge 
fertigte); heute ist er ja zum Installateur 
geworden. Den Seger brauchen wir bloß 
verständlicher Säger zu schreiben, dann 
blickt der Mann dahinter hervor, welcher 
Holz zersägt (der Sägmüller). Nicht anders 
verhält es sich mit Coerper oder Körper; 
richtigeres Körber läßt noch erkennen, daß 
er einst Korbverfertiger war. So stellte 
der Deppener (mundartlich für Düppener) 
Düppen, d. i. Töpfe her; Deppener bedeutet 
also dasselbe wie der Name Toepfer 
(Töpfer) oder Hafner (Hawner); hat doch 
Düppenweiler im Kreise Merzig von einer 
großen Töpferei der alten Zeit seinen 
Namen und heißt im Volksmund „Deppen- 
willer“. Was wir heute Dreher nennen, 
hieß ehemals und heißt in andern deut¬ 
schen Gegenden noch heute Drechsler 
oder kürzer Drecsel (Drexel); wie aber 
vielfach im Volksmund aus Achse „As“, 
aus Deichsel „Deisel, Deischel“ oder ähn- 
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