Full text: 70.1942 (0070)

Saarbrücken - öas Schicksal einer öeuischen Staöt 
Non Kriegsberichter Freiherr v. Wangenheim 
Wenn man Frankreich gesehen und immer 
wieder erlebt hat, wie alle Städte des Landes 
weit, weit hinter Paris, seinem Glanz, seiner 
Macht, seinem Reichtum zurückbleiben, so emp¬ 
findet man es dankbar als ein besonderes Glück 
für unser Vaterland, daß Berlin als Reichs¬ 
hauptstadt nicht alle anderen Städte dazu ver¬ 
dammt, Provinz zu sein. Es gibt ja so viele 
Städte im Reich, denen man mit Recht das 
Attribut „Hauptstadt" zugestehen kann, sie leben, 
sie bestehen und sie können sich neben und trotz 
Berlin nach eigener Art entwickeln, sie sollen es 
sogar. Da ist Wien, das ja eigentlich schon mehr 
Weltstadt als Hauptstadt ist, da ist Hamburg, 
Leipzig, München und da sind Städte wie 
Düsieldorf, Köln, Dresden, Danzig, Städte 
eigener Kultur, eigener Kraft, eigenen Wachs¬ 
tums. Sie und noch manch andere sind —- es 
gibt kein anderes Wort — Metropolen, Metro¬ 
polen ihres geopolitisch, historisch, kulturell und 
wirtschaftlich bedingten Kräftefeldes. Am leb¬ 
haftesten empfindet man den Begriff „Metro¬ 
polis" vielleicht in Königsberg, der Hauptstadt 
des allzulang getrennt gewesenen Ostpreußens 
dort, wo man von einer Reise „ins Reich" 
sprach, wenn man den Korridor zu passieren ge¬ 
dachte, ganz und gar eine Stadt, mit einem 
spezifisch eigenem Fluidum, ein seiner selbst sich 
höchst bewußter Mittelpunkt. In diese stattliche 
Reihe vielfältigen Angesichts ist nun heute 
Saarbrücken getreten, Saarbrücken, das 
auferstanden ist wie ein Phönix aus der Asche, 
in wenigen Jahren vom Sitz der Regierungs¬ 
kommission des Völkerbundes zur Gauhauptstadt 
der deutschen Westmark emporgestiegen! 
Viele Brücken spannen sich über die muntere 
Saar, dort, wo sie zum letztenmal ein Stückchen 
nach Osten ausholt, um sich dann eilends der 
größeren Schwester, der Mosel, zuzuwenden, die 
ihre Wasser zum Vater Rhein bringt. Brücken 
wachsen nicht von ungefähr, zu all diesen Brücken 
führen Straßen, Straßen, die von alters her 
einen guten Teil des Verkehrs in dieser beweg¬ 
ten Westecke des deutschen Raumes vermitteln. 
* 
- 
Unaufhaltsam marschiert der deutsche Infanterist nach Osten und schlägt jeden Feind Groß- 
»deutschlands, wo er ihn trifft. Einzelne Einheiten legten in 4Vs Tagen kämpfend 300 km zurück. 
Foto: Weltbild. PK-Sohe 
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