Saarbrücken - öas Schicksal einer öeuischen Staöt
Non Kriegsberichter Freiherr v. Wangenheim
Wenn man Frankreich gesehen und immer
wieder erlebt hat, wie alle Städte des Landes
weit, weit hinter Paris, seinem Glanz, seiner
Macht, seinem Reichtum zurückbleiben, so emp¬
findet man es dankbar als ein besonderes Glück
für unser Vaterland, daß Berlin als Reichs¬
hauptstadt nicht alle anderen Städte dazu ver¬
dammt, Provinz zu sein. Es gibt ja so viele
Städte im Reich, denen man mit Recht das
Attribut „Hauptstadt" zugestehen kann, sie leben,
sie bestehen und sie können sich neben und trotz
Berlin nach eigener Art entwickeln, sie sollen es
sogar. Da ist Wien, das ja eigentlich schon mehr
Weltstadt als Hauptstadt ist, da ist Hamburg,
Leipzig, München und da sind Städte wie
Düsieldorf, Köln, Dresden, Danzig, Städte
eigener Kultur, eigener Kraft, eigenen Wachs¬
tums. Sie und noch manch andere sind —- es
gibt kein anderes Wort — Metropolen, Metro¬
polen ihres geopolitisch, historisch, kulturell und
wirtschaftlich bedingten Kräftefeldes. Am leb¬
haftesten empfindet man den Begriff „Metro¬
polis" vielleicht in Königsberg, der Hauptstadt
des allzulang getrennt gewesenen Ostpreußens
dort, wo man von einer Reise „ins Reich"
sprach, wenn man den Korridor zu passieren ge¬
dachte, ganz und gar eine Stadt, mit einem
spezifisch eigenem Fluidum, ein seiner selbst sich
höchst bewußter Mittelpunkt. In diese stattliche
Reihe vielfältigen Angesichts ist nun heute
Saarbrücken getreten, Saarbrücken, das
auferstanden ist wie ein Phönix aus der Asche,
in wenigen Jahren vom Sitz der Regierungs¬
kommission des Völkerbundes zur Gauhauptstadt
der deutschen Westmark emporgestiegen!
Viele Brücken spannen sich über die muntere
Saar, dort, wo sie zum letztenmal ein Stückchen
nach Osten ausholt, um sich dann eilends der
größeren Schwester, der Mosel, zuzuwenden, die
ihre Wasser zum Vater Rhein bringt. Brücken
wachsen nicht von ungefähr, zu all diesen Brücken
führen Straßen, Straßen, die von alters her
einen guten Teil des Verkehrs in dieser beweg¬
ten Westecke des deutschen Raumes vermitteln.
*
-
Unaufhaltsam marschiert der deutsche Infanterist nach Osten und schlägt jeden Feind Groß-
»deutschlands, wo er ihn trifft. Einzelne Einheiten legten in 4Vs Tagen kämpfend 300 km zurück.
Foto: Weltbild. PK-Sohe
93