derung unter Tage beschaffen sein, die ein Höchstmaß an
Wirtschaftlichkeit und Sicherheit bietet?
Das — allerdings nur theoretisch erreichbare — Ideal
einer Förderung wäre die Förderung ohne Knick, bei der
die Kohle ohne Umladen vom Stoß bis zur Hängebank
in einem stetigen Strom fließt. Diesem Ideal kommt
aber die neuzeitliche Förderung schon ziemlich nahe.
Man vergegenwärtige sich: Die Lewinnung erfolgt
mit Kohlenpflug, eisernem Bergmann oder dergl., d. h.
durch Vorrichtungen, die weitgehend selbsttätig arbeiten.
Die hcreingewonnene Kohle wird unverzüglich von der
Förderung übernommen und läuft praktisch ohne Förder¬
knick bis in die Großraumförderwagen auf der Förder¬
sohle. Dies wird durch weitestgehenden Einsatz von
Bändern, Seigerförderern, Wendelrutschen usw. er¬
reicht. Menschliche Tätigkeit beschränkt sich auf War¬
tung und Pflege der Fördermittel. Die Grubenräume,
die längere Zeit aufgehalten werden müssen, sind ge¬
räumig, und für gute Beleuchtung aller' Stellen, an
denen Bergleute tätig sind, ist Sorge getragen. Außer¬
dem ist man bemüht, wo irgend angängig, durch Kalk¬
anstrich für Aufhellung des Grubengebäudes zu sorgen,
vor allem in allen Bahnhöfen, Aufstellgleisen und an
den Ladestellen. Schließlich ist der Lärm durch Einbau
von Auspufftöpfen an den Preßluftmaschinen und ähn¬
liche Maßnahmen auf ein Mindestmaß herabgesetzt
worden.
Ein solcher neuzeitlicher Bergwerksbetrieb, der die drei
Hauptforderungen: Raum! Licht! Ruhe! erfüllt, kann
erwarten, daß die Unfälle in der Förderung wesentlich
zurückgehen. Er darf nunmehr auch von seinen Berg¬
leuten verlangen, daß sie selbst aktiv an der Senkung der
Unfallziffer mitarbeiten.
Diese andere Seite — die mcnschengestaltende Ar¬
beit — ist nicht weniger wichtig, als die technisch-organi¬
satorische. Sie ist erheblich schwieriger zu bewältigen,
muß jedoch in Angriff genommen werden, da sonst nur
die Hälfte des Gesamtgebietes aufgearbeitet wird.
Die Erziehung des Bergmanns in der Förderung zu
unfallsicherem Arbeiten und Handeln hat sich als zwar
lohnende, aber langwierige Arbeit erwiesen. Denn
der deutsche Bergmann, an sich sehr konservativ, hat sich
eine nicht geringe Zahl von Handgriffen angelernt, die
für die heutigen Förderungsverfahren nicht mehr zweck¬
mäßig und sicher sind. Man wird also nicht umhin
können, die zweckmäßigen Handreichungen genau zu stu¬
dieren und dann allen denjenigen beizubringen, die in
der Förderung tätig sind oder werden. Es ist Brauch,
daß der Berglehrling zunächst
in der Förderung beschäftigt
wird. Zweifellos stammt dieser
Brauch aus der Zeit, da die
Leistungen des Bergbaus noch
nicht hoch waren, da es also
keine Bedenken barg, wenn die
unerfahrenen Leute gleich in die
Förderung gebracht wurden.
Man kann Zweifel hegen, ob
diesen Gedanken heute noch bei¬
zupflichten ist, da der heutige
intensive Betrieb der Förderung
Anforderungen stellt, denen
Bergjungleute nicht gewachsen
sind, oder denen sie erst nach
gründlicher Unterweisung ge¬
recht werden können.
Man wird daher, wenn man
die Jungen in der Förderung
einzusetzen beabsichtigt, eine
Lehrstrccke einzurichten haben,
in der alles praktisch gezeigt
wird, was bei der Betreuung
und Wartung der verschiedenen
Fördereinrichtungen zu wisien
und können not tut. Tatsächlich
existieren derartige Einrichtun¬
gen bereits an verschiedenen
Stellen. Hier wird dem Jun¬
gen jeder Handgriff praktisch
gezeigt und solange geübt, bis
er „sitzt". Hier sieht der Junge
aber auch noch etwas anderes,
nämlich eine technisch einwand¬
frei laufende Förderung. Es
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