sich in die Kohle hineinfrißt. Schrumm-peng
und wieder schrumm-peng werfen sich die Schüt¬
telrutschen, die eingewölbten Bleche, die der
Knappen gelöste Kohle weiterbefördern bis zu
den Wagen.
Ja, und der Grubengaul, der ist verschwunden.
Der warme, heuduftende Stall in der Tiefe,
viele hundert Meter unter der Erde, ist Garage
für Lokomobile geworden, die jetzt die kleinen
Wagen über die Schienen ziehen.
Wo einstmals Berggeister geisterten, da
herrscht heute die Technik mit allen Vorzügen
und Nachteilen. Die Romantik ist weg. Aber
fragt einen Bergmann, ob er das ernsthaft be¬
dauert. Er ist froh über diese neue Zeit. Sein
Beruf ist schwer und wird immer schwer blei¬
ben, doch er spürt am eigenen Leib die Erleich¬
terungen, die ihm die Technik unserer Tage
schenkt.
Oben schnurren die Seilscheiben. Und unten
fährt die Preßluft durch meilenweite Gänge, tief
unten, Hunderte von Metern tief. Das ist das
Ergebnis der Mühe und der Berechnungen der
Ingenieure. Man darf also auch hier über den
Bergmann nicht den Arbeiter der Stirn ver¬
gessen, der sein Gehirn der Grube widmet.
Die Tradition läßt, unsere Saarknappen bei
feierlichen Gelegenheiten die Uniform von ehe¬
mals tragen. Das ist richtig so. Aber der Laie
darf über dem weißen Paradebusch über dem
Schachthut niemals vergesien, daß der Berg¬
mann täglich unterm Helm arbeitet •— unterm
Helm eines Soldaten der Arbeit.
Und er soll dem Bergmann unserer Saar¬
heimat nicht Mitleid widmen, wenn ein Unglück
geschehen ist. Er soll ihm Hochachtung entgegen¬
bringen alle Tage. Und er soll ihm jeden Tag
wünschen: „Glück auf!" A. Gräser.
In der Richtstrecke
Die Strecke steht im Scheine meiner treuen Lampe,
Die vor sich her des Stollens Finsternisse scheucht,
Mein Schritt klingt hallend auf des Fahrwegs schmaler Rampe,
Ich bin allein, nur ich und mit mir mein Geleucht.
Die Flamme zittert in des Wetterzuges Strudeln,
Fast wie ein Herz, das man mit bösen Worten schlägt,
In tiefer Rösche brack'ge Wasser schachtwärts sprudeln,
Darüberhin die Lampe ihren Lichtschein trägt.
Die Felsen wuchten auf in grauen Schalenquadern,
So, wie ein Gott vor Urgezeiten sie gesetzt,
Im matten Glanze steh’n der Flöze Kohlenadern,
Da nun der Mensch des Berges Siegel hat verletzt.
Aus weiter Ferne gleißt ein grelles Lichtgefunkel,
Ein Feuerauge, das im Sturme näherfliegt,
Ein Kohlenzug braust an, verschwindet in dem Dunkel,
Und hinter ihm ein Rollen durch die Sohle wiegt.
Hans Adolf Groß, Göttelborn.
69