Von Major W. Ritgen
Der Krieg auf dem Balkan
Auf allen Kriegsschauplätzen war England
Ende 1940 geschlagen — in Polen, Skandi¬
navien und im Westen. Nun setzte es um die
Jahreswende seine Hoffnung auf den Balkan.
Hier sollte eine neue Front entstehen, von der aus
man neue Verbündete gegen die Achse vor¬
schicken zu können hoffte, nachdem seit längerer
Zeit schon die von England unterstützte grie¬
chische Armee in Albanien gegen die Italiener
kämpfte. Deutschland, das dieser Entwicklung
nicht tatenlos zusehen konnte, hatte seine Vor¬
bereitungen getroffen. Nachdem die deutsche
Luftwaffe schon seit längerer Zeit den Schutz der
rumänischen Olfelder über¬
nommen hatte, rückten
nunmehr unter Zustim¬
mung der bulgarischen Re¬
gierung Verbände des
Heeres und der Luftwaffe
unter Führung des Gene¬
rals der Flieger v.Richt-
hofen in diesem Lande
ein.
Während die Englän¬
der damit beschäftigt wa¬
ren, Truppen in Nord-
griechenland zu landen,
marschierte die Armee L i st
im Süden Bulgariens an
der griechischen Grenze auf.
In der letzten Märzwoche
kam es dann zu dem poli¬
tischen Zwischenspiel in
Belgrad, wo die Regie¬
rung, die am 25. März
feierlich den Beitritt des
Landes zum Dreimächte¬
pakt erklärt hatte, durch
einen Staatsstreich besei¬
tigt wurde. Damit stellte
sich Jugoslawien in die
Reihe der Feinde der Neu¬
ordnung Europas, und
die der deutschen Wehr¬
macht auf dem Balkan
gestellte Aufgabe der Ver¬
treibung der Engländer
aus Griechenland erwei¬
terte sich durch die Not¬
wendigkeit, gleichzeitig
Jugoslawien niederzuwer¬
fen. Innerhalb der erstaunlich kurzen Zeit von
10 Tagen gelang es, die militärischen Voraus¬
setzungen für die erweiterte Aufgabe zu schaffen,
sodaß der Führer den Beginn der Operationen
auf den 6. April 1941 festsetzen konnte.
England und seine serbischen Trabanten hat¬
ten wohl mit Sicherheit damit gerechnet, daß die
von Deutschland in den bisherigen Feldzügen
mit entscheidendem Erfolg eingesetzten schnellen
Panzerverbände in dem gebirgigen Gelände des
Balkans nur in beschränktem Umfang verwend¬
bar sein würden. Sie wurden in kürzester Zeit
eines anderen belehrt!
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