Full text: 69.1941 (0069)

Narvik auf Anhieb gelungen war, ist eine 
in der Seekriegsgeschichte bisher einzig da¬ 
stehende Leistung. Daß sie vollbracht werden 
konnte, ist das Verdienst der Kriegsmarine, die 
sich rücksichtslos für die Erfüllung ihres Auf¬ 
trages einsetzte und bei der Niederkämpfung des 
feindlichen Widerstandes vpr Oslo und Kri¬ 
stiansand die Kreuzer „B l ü ch e r" und 
„Karlsruhe" verlor. Ganz besonders harte 
Kämpfe entwickelten sich bald nach dem gelunge¬ 
nen Landungsmanöver vor dem nördlich des 
Polarkreises gelegenen Hafen Narvik, wo 
eine deutsche Zerftörerflottille weit überlegenen 
englischen Kräften bei mehrfachen Angriffen 
bis zur letzten Granate feuernd schwerste Ver¬ 
luste beibrachte. — Nachdem die Landungs¬ 
operation überall planmäßig verlaufen war, 
kam es vor allem darauf an, die zunächst nur 
schwachen Landungstruppen allmählich zu verstär¬ 
ken. Am 11. April meldete das OKW. den 
planmäßigen Fortgang dieser Arbeit. Neben 
den Einheiten der Kriegsmarine, die den Trans¬ 
port und die Ausschiffung der Landungsverbändc 
des Heeres sicherten, waren starke Verbände 
der deutschen Luftwaffe eingesetzt worden, deren 
Aufklärungstätigkeit erste Voxaussetzung für 
daS Gelingen der Landungsoperationen gewesen 
war und die nun auch dazu beitrugen, den Nach¬ 
schub schnell über die weiten Strecken heran¬ 
zubringen. Daneben richteten unsere Kampfge¬ 
schwader heftigste Bombenangriffe auf alle eng¬ 
lischen Seeftreitkräfte, die sich in ihrer Reich¬ 
weite sehen ließen. 
Vordringlichste Aufgabe der deutschen Füh¬ 
rung nach der geglückten Landung war eS, den 
weiten Raum Süd- und MittelnorwegenS, von 
dem lediglich fünf über die in einem weiten 
Bogen verlaufende Küste verteilte Hafcnplätze 
besetzt waren, schnellstens in Besitz zu nehmen. 
Von besonderer Wichtigkeit war hierbei die 
Sicherung der 400 Kilometer langen Landver¬ 
bindung Oslo — D r o n t h e i m. Während 
zu diesem Zweck von Oslo aus verschiedene 
Kampfgruppen nordwärts vorgingen, hatten die 
in Drontheim gelandeten, zunächst schwachen, 
aber auf dem Luftweg laufend verstärkten Trup¬ 
pen den Auftrag, ihrerseits südlich vorgehend, der 
Oslo-Gruppe entgegenzugehen. Dieser Auftrag 
bekam dadurch eine besondere Wendung, daß die 
Engländer, nachdem sie sich von ihrem ersten 
Schreck erholt hatten, nördlich und südlich von 
Drontheim in den beiden kleinen Hafenstädten 
N ams os und AndalSneS gelandet waren. 
Wenn sie freilich davon geträumt hatten, un¬ 
sere Gruppe Drontheim durch ein gleichzeitiges 
Vorgehen von ihren beiden Landungshäfen aus 
abschneiden zu können, so hatten sie sich bitter 
getäuscht. Alle Widerstände überwindend, war 
eS den beiden deutschen Gruppen am 30. April 
gelungen, sich bei Stören die Hand zu reichen 
und die Landverbindung Oslo—Drontheim her¬ 
zustellen. Das anfängliche Zurückweichen der 
von den Landungshäfen in das Land eingedrun- 
gencn Engländer wurde bald zur Flucht. Am 
2. Mai wehte die Reichskriegsflagge über dem 
Hafen AndalSneS, wo sich die Engländer unter 
Zurücklassung aller Waffen und Geräte Hals 
über Kopf eingeschifft hatten. WieeinHohn 
klang die amtliche Londoner Mitteilung, daß 
diese Einschiffung erfolgreich und ohne Ver¬ 
luste erfolgt sei. Wenig später suchten die Eng¬ 
länder auch in N a m s o S ihr Heil in der Flucht. 
Aus einem Tagesbefehl des norwegischen Be¬ 
fehlshabers im Abschnitt Drontheim ging her¬ 
vor, daß sie es dabei nicht für nötig gehalten 
hatten, die Führung der ihren Rückzug dek- 
kenden norwegischen Truppen von 
ihrem Aufbruch zu verständigen. — 
Unseren Fliegern gelang es, die flüchtende eng¬ 
lische Transportflotte erfolgreich mit Bomben 
anzugreifen und dabei neben einem Schlacht¬ 
schiff mehrere Kreuzer und Zerstörer vernich¬ 
tend zu treffen. 
Ein besonderes Kapitel waren die Kämpfe, 
die sich seit dem 9. April im Raume von Nar¬ 
vik abgespielt hatten. Nach und nach hatten die 
Engländer an verschiedenen Plätzen in der Nähe 
des von uns besetzten Erzhafens stärkere Trup¬ 
penverbände gelandet, die gemeinsam mit dort 
liegenden norwegischen Verbänden wochenlang 
die deutsche Besatzung, oftmärkische Gebirgs¬ 
jäger und Teile der Zerftörerbesatzungen auf 
das Heftigste unter Einsatz schwerer Waffen an¬ 
griffen. Wohl hatten die deutschen Verteidiger 
im Kampf gegen eine sechsfache Übermacht 
schließlich die Stadt Narvik und die Küften- 
ftellungen aufgeben müffen, die Bergftellungen 
wurden jedoch allen Angriffen zum Trotz solange 
gehalten, bis der Engländer das Vergebliche 
seiner Versuche einsah und angesichts der schwe¬ 
ren Verluste, die unsere Flieger seinen Kriegs¬ 
und Handelsschiffen zufügten, auch hier das 
Weite suchte. Am 14. Juni stellte der Abschlu߬ 
bericht des OKW aus dem Führerhauptquartier 
fest, daß „der Feldzug in Norwegen 
die englische Blockadefront zer¬ 
brochen habe und Großdeutschland 
im Besitz der strategisch wichtigen 
Flankenstellung gegenüber Eng¬ 
lands Oftküste sei." 
Inzwischen war der Krieg weitergegangen. 
Die im Norden erfolgreich abgewehrte Gefahr 
war nicht die einzige gewesen. Seit Monaten 
hatte das Oberkommando der Wehrmacht mit 
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