Narvik auf Anhieb gelungen war, ist eine
in der Seekriegsgeschichte bisher einzig da¬
stehende Leistung. Daß sie vollbracht werden
konnte, ist das Verdienst der Kriegsmarine, die
sich rücksichtslos für die Erfüllung ihres Auf¬
trages einsetzte und bei der Niederkämpfung des
feindlichen Widerstandes vpr Oslo und Kri¬
stiansand die Kreuzer „B l ü ch e r" und
„Karlsruhe" verlor. Ganz besonders harte
Kämpfe entwickelten sich bald nach dem gelunge¬
nen Landungsmanöver vor dem nördlich des
Polarkreises gelegenen Hafen Narvik, wo
eine deutsche Zerftörerflottille weit überlegenen
englischen Kräften bei mehrfachen Angriffen
bis zur letzten Granate feuernd schwerste Ver¬
luste beibrachte. — Nachdem die Landungs¬
operation überall planmäßig verlaufen war,
kam es vor allem darauf an, die zunächst nur
schwachen Landungstruppen allmählich zu verstär¬
ken. Am 11. April meldete das OKW. den
planmäßigen Fortgang dieser Arbeit. Neben
den Einheiten der Kriegsmarine, die den Trans¬
port und die Ausschiffung der Landungsverbändc
des Heeres sicherten, waren starke Verbände
der deutschen Luftwaffe eingesetzt worden, deren
Aufklärungstätigkeit erste Voxaussetzung für
daS Gelingen der Landungsoperationen gewesen
war und die nun auch dazu beitrugen, den Nach¬
schub schnell über die weiten Strecken heran¬
zubringen. Daneben richteten unsere Kampfge¬
schwader heftigste Bombenangriffe auf alle eng¬
lischen Seeftreitkräfte, die sich in ihrer Reich¬
weite sehen ließen.
Vordringlichste Aufgabe der deutschen Füh¬
rung nach der geglückten Landung war eS, den
weiten Raum Süd- und MittelnorwegenS, von
dem lediglich fünf über die in einem weiten
Bogen verlaufende Küste verteilte Hafcnplätze
besetzt waren, schnellstens in Besitz zu nehmen.
Von besonderer Wichtigkeit war hierbei die
Sicherung der 400 Kilometer langen Landver¬
bindung Oslo — D r o n t h e i m. Während
zu diesem Zweck von Oslo aus verschiedene
Kampfgruppen nordwärts vorgingen, hatten die
in Drontheim gelandeten, zunächst schwachen,
aber auf dem Luftweg laufend verstärkten Trup¬
pen den Auftrag, ihrerseits südlich vorgehend, der
Oslo-Gruppe entgegenzugehen. Dieser Auftrag
bekam dadurch eine besondere Wendung, daß die
Engländer, nachdem sie sich von ihrem ersten
Schreck erholt hatten, nördlich und südlich von
Drontheim in den beiden kleinen Hafenstädten
N ams os und AndalSneS gelandet waren.
Wenn sie freilich davon geträumt hatten, un¬
sere Gruppe Drontheim durch ein gleichzeitiges
Vorgehen von ihren beiden Landungshäfen aus
abschneiden zu können, so hatten sie sich bitter
getäuscht. Alle Widerstände überwindend, war
eS den beiden deutschen Gruppen am 30. April
gelungen, sich bei Stören die Hand zu reichen
und die Landverbindung Oslo—Drontheim her¬
zustellen. Das anfängliche Zurückweichen der
von den Landungshäfen in das Land eingedrun-
gencn Engländer wurde bald zur Flucht. Am
2. Mai wehte die Reichskriegsflagge über dem
Hafen AndalSneS, wo sich die Engländer unter
Zurücklassung aller Waffen und Geräte Hals
über Kopf eingeschifft hatten. WieeinHohn
klang die amtliche Londoner Mitteilung, daß
diese Einschiffung erfolgreich und ohne Ver¬
luste erfolgt sei. Wenig später suchten die Eng¬
länder auch in N a m s o S ihr Heil in der Flucht.
Aus einem Tagesbefehl des norwegischen Be¬
fehlshabers im Abschnitt Drontheim ging her¬
vor, daß sie es dabei nicht für nötig gehalten
hatten, die Führung der ihren Rückzug dek-
kenden norwegischen Truppen von
ihrem Aufbruch zu verständigen. —
Unseren Fliegern gelang es, die flüchtende eng¬
lische Transportflotte erfolgreich mit Bomben
anzugreifen und dabei neben einem Schlacht¬
schiff mehrere Kreuzer und Zerstörer vernich¬
tend zu treffen.
Ein besonderes Kapitel waren die Kämpfe,
die sich seit dem 9. April im Raume von Nar¬
vik abgespielt hatten. Nach und nach hatten die
Engländer an verschiedenen Plätzen in der Nähe
des von uns besetzten Erzhafens stärkere Trup¬
penverbände gelandet, die gemeinsam mit dort
liegenden norwegischen Verbänden wochenlang
die deutsche Besatzung, oftmärkische Gebirgs¬
jäger und Teile der Zerftörerbesatzungen auf
das Heftigste unter Einsatz schwerer Waffen an¬
griffen. Wohl hatten die deutschen Verteidiger
im Kampf gegen eine sechsfache Übermacht
schließlich die Stadt Narvik und die Küften-
ftellungen aufgeben müffen, die Bergftellungen
wurden jedoch allen Angriffen zum Trotz solange
gehalten, bis der Engländer das Vergebliche
seiner Versuche einsah und angesichts der schwe¬
ren Verluste, die unsere Flieger seinen Kriegs¬
und Handelsschiffen zufügten, auch hier das
Weite suchte. Am 14. Juni stellte der Abschlu߬
bericht des OKW aus dem Führerhauptquartier
fest, daß „der Feldzug in Norwegen
die englische Blockadefront zer¬
brochen habe und Großdeutschland
im Besitz der strategisch wichtigen
Flankenstellung gegenüber Eng¬
lands Oftküste sei."
Inzwischen war der Krieg weitergegangen.
Die im Norden erfolgreich abgewehrte Gefahr
war nicht die einzige gewesen. Seit Monaten
hatte das Oberkommando der Wehrmacht mit
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