Full text: 69.1941 (0069)

der großangelegte Plan darauf hinaus, die Ver- 
bindung zwischen den beiden durch die Weichsel 
getrennten Teilen Polens abzuklemmen und da¬ 
mit die im westlichen Teil des Landes versam¬ 
melten Armeen einzukeffeln. Soweit noch pol¬ 
nische Kräfte über die Weichsel entkommen soll¬ 
ten, war geplant, sie durch eine zweite große 
Zangenbewegung hinter dem San und Bug 
abzusaffen. 
Voller Stolz konnte der Abschlußbericht des 
Oberkommandos der Wehrmacht 
die Feststellung treffen, daß das erste große Ziel 
der Operationen, möglichst starke Teile des 
feindlichen Heeres westlich der Weichsel zur 
Schlacht zu stellen und zu vernichten, in einem 
geschichtlich einmaligen Ausmaß gelungen ist. 
In einer zusammenhängenden Schlachtenfolge 
war es geglückt, das Schicksal des polnischen 
Heeres und damit das des ganzen Feldzuges 
praktisch bereits nach den ersten acht Tagen zu 
entscheiden. Der Vernichtung der polnischen 
Armee im Korridor folgte schon wenige Tage 
später die Einkesselung der polnischen Truppen 
im Raume von Radom. Vorgeworfene Trup¬ 
pen verlegten alsdann vor den Toren Warschaus 
den polnischen Divisionen den Rückzug über die 
Weichsel. Mit einer geradezu dramatischen 
Wucht vollendete sich im Raume.westlich War¬ 
schau das Schicksal der polnischen Armee. Die 
westlich der Weichsel operierenden feindlichen 
Truppen wurden in den Schlachten im Weichsel¬ 
bogen restlos aufgerieben. Östlich des Schau¬ 
platzes dieser gewaltigen Ginkreisungöschlacht 
ging der Kampf um die Hauptstadt Warschau. 
Nachdem mehrfache Versuche, eine freiwillige 
Uebergabe der Stadt zu erreichen, gescheitert 
waren, blieb nichts anderes übrig, als einen 
planmäßigen Angriff vorzubereiten, der schon 
am 25. September begann. Bereits am 
27. September ergab sich dann die 120 000 
Mann starke Besatzung. Kurz darauf streckten 
auch die letzten Nester polnischen Widerstandes 
in Mod lin und auf Hela die Waffen. Der 
Feldzug gegen Polen war zu Ende. — 
An der Weftgrenze des Reiches hatten sich 
währenddessen zunächst keine größeren Kampf¬ 
handlungen ereignet. Zwar hatten die Fran¬ 
zosen am 9. September die Feindseligkeiten er¬ 
öffnet, doch war es zu keinen ernsthaften Kämp¬ 
fen gekommen. Was sich in einem flachen, nahe 
der französischen Grenze verlaufenden Streifen 
im Vorfeld des Westwalls abspielte, waren rein 
örtliche Kämpfe, und wo die Franzosen in diesen 
ersten Wochen, ohne Widerstand zu finden, weit 
vor den deutschen Befestigungsanlagen kleine 
Geländestreifen deutschen BodenS besetzt halten, 
räumten sie diese sehr schnell unter dem Eindruck 
des deutschen Sieges im Osten. Am 19. Okto¬ 
ber hatten unsere sofort nachdrückenden Truppen 
die letzten Nachhuten der Franzosen wieder über 
die Grenze zurückgeworfen. — Von gegenseitigen 
Spähtruppenunternehmungen und zeitweilig 
stärkerem Artilleriefeuer in einzelnen Abschnitten 
abgesehen, herrschte seitdem im Westen Ruhe. 
— Diese Ruhe war freilich trügerisch. Sie 
durfte nicht darüber hinwegtäuschen, daß auf 
beiden Seiten der Front gewaltige Energie¬ 
mengen zusammengeballt waren, die auf eine 
Entladung warteten. Aber noch war es nicht 
soweit. Im April hatte die deutsche Führung 
zunächst an einer anderen Stelle zupacken müs¬ 
sen, um den englischen Versuch, die äußerste 
rechte Flanke des Reiches zu bedrohen, abzu¬ 
wehren. — Als der Führer nach der Been¬ 
digung des Feldzuges in Polen am 6. O k t o - 
b e r in seiner Reichstagsrede im Bewußtsein 
der Stärke der deutschen Stellung noch einmal 
die Friedenshand hingehalten hatte, legten ihm 
die Kriegstreiber in London und Paris diesen 
Schritt als ein Zeichen der Schwäche aus. 
Selbst freilich nicht gewillt, den Krieg offensiv 
zu führen, suchte man in den Hauptstädten der 
Demokratien nach Möglichkeiten einer KriegS- 
auSweitung und kam schließlich nach Erörterung 
verschiedener Vorschläge zu dem Entschluß, die 
wichtigsten Punkte Norwegens zu besetzen, um 
das Reich von hier in seiner nördlichen Flanke 
zu bedrohen. Durch eine Ausdehnung der Be¬ 
setzung auf Teile Nordschwedens wollte man 
Deutschland dann die wichtigen Erzzufuhreü 
absperren. Die Erkenntnis der hier drohen¬ 
den Gefahren veranlaßte die deutsche Führung 
entsprechende Gegenmaßnahmen vorzubereiten, 
und als sich in der ersten Aprilwoche die Ver¬ 
mutung, daß die englische Aktion unmittelbar 
bevorstehe, zur Gewißheit verdichtete, griff der 
Führer zu. „Um den in Gang befindlichen bri¬ 
tischen Angriff auf die Neutralität 
Dänemarks und Norwegens entgegen¬ 
zutreten, hat die deutsche Wehrmacht den be¬ 
waffneten Schutz dieser Staaten übernommen. 
Hierzu sind in beiden Ländern starke Kräfte 
aller Wehrmachtteile eingerückt bzw. gelandet". 
Dieser erste knappe Bericht des Oberkomman¬ 
dos der Wehrmacht erhielt noch am gleichen 
Tage eine Ergänzung, die die Oeffentlichkeit 
darüber unterrichtete, daß „alle militärisch wich¬ 
tigen Stützpunkte Norwegens fest in deutscher 
Hand seien". Während die Besetzung Däne¬ 
marks kampflos erfolgt war, leistete die nor¬ 
wegische Wehrmacht an verschiedenen Stellen 
des Landes erbitterten Widerstand. Die Tat¬ 
sache, daß die Landung der deutschen Truppen 
trotzdem an allen Punkten von Oslo bis 
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