der großangelegte Plan darauf hinaus, die Ver-
bindung zwischen den beiden durch die Weichsel
getrennten Teilen Polens abzuklemmen und da¬
mit die im westlichen Teil des Landes versam¬
melten Armeen einzukeffeln. Soweit noch pol¬
nische Kräfte über die Weichsel entkommen soll¬
ten, war geplant, sie durch eine zweite große
Zangenbewegung hinter dem San und Bug
abzusaffen.
Voller Stolz konnte der Abschlußbericht des
Oberkommandos der Wehrmacht
die Feststellung treffen, daß das erste große Ziel
der Operationen, möglichst starke Teile des
feindlichen Heeres westlich der Weichsel zur
Schlacht zu stellen und zu vernichten, in einem
geschichtlich einmaligen Ausmaß gelungen ist.
In einer zusammenhängenden Schlachtenfolge
war es geglückt, das Schicksal des polnischen
Heeres und damit das des ganzen Feldzuges
praktisch bereits nach den ersten acht Tagen zu
entscheiden. Der Vernichtung der polnischen
Armee im Korridor folgte schon wenige Tage
später die Einkesselung der polnischen Truppen
im Raume von Radom. Vorgeworfene Trup¬
pen verlegten alsdann vor den Toren Warschaus
den polnischen Divisionen den Rückzug über die
Weichsel. Mit einer geradezu dramatischen
Wucht vollendete sich im Raume.westlich War¬
schau das Schicksal der polnischen Armee. Die
westlich der Weichsel operierenden feindlichen
Truppen wurden in den Schlachten im Weichsel¬
bogen restlos aufgerieben. Östlich des Schau¬
platzes dieser gewaltigen Ginkreisungöschlacht
ging der Kampf um die Hauptstadt Warschau.
Nachdem mehrfache Versuche, eine freiwillige
Uebergabe der Stadt zu erreichen, gescheitert
waren, blieb nichts anderes übrig, als einen
planmäßigen Angriff vorzubereiten, der schon
am 25. September begann. Bereits am
27. September ergab sich dann die 120 000
Mann starke Besatzung. Kurz darauf streckten
auch die letzten Nester polnischen Widerstandes
in Mod lin und auf Hela die Waffen. Der
Feldzug gegen Polen war zu Ende. —
An der Weftgrenze des Reiches hatten sich
währenddessen zunächst keine größeren Kampf¬
handlungen ereignet. Zwar hatten die Fran¬
zosen am 9. September die Feindseligkeiten er¬
öffnet, doch war es zu keinen ernsthaften Kämp¬
fen gekommen. Was sich in einem flachen, nahe
der französischen Grenze verlaufenden Streifen
im Vorfeld des Westwalls abspielte, waren rein
örtliche Kämpfe, und wo die Franzosen in diesen
ersten Wochen, ohne Widerstand zu finden, weit
vor den deutschen Befestigungsanlagen kleine
Geländestreifen deutschen BodenS besetzt halten,
räumten sie diese sehr schnell unter dem Eindruck
des deutschen Sieges im Osten. Am 19. Okto¬
ber hatten unsere sofort nachdrückenden Truppen
die letzten Nachhuten der Franzosen wieder über
die Grenze zurückgeworfen. — Von gegenseitigen
Spähtruppenunternehmungen und zeitweilig
stärkerem Artilleriefeuer in einzelnen Abschnitten
abgesehen, herrschte seitdem im Westen Ruhe.
— Diese Ruhe war freilich trügerisch. Sie
durfte nicht darüber hinwegtäuschen, daß auf
beiden Seiten der Front gewaltige Energie¬
mengen zusammengeballt waren, die auf eine
Entladung warteten. Aber noch war es nicht
soweit. Im April hatte die deutsche Führung
zunächst an einer anderen Stelle zupacken müs¬
sen, um den englischen Versuch, die äußerste
rechte Flanke des Reiches zu bedrohen, abzu¬
wehren. — Als der Führer nach der Been¬
digung des Feldzuges in Polen am 6. O k t o -
b e r in seiner Reichstagsrede im Bewußtsein
der Stärke der deutschen Stellung noch einmal
die Friedenshand hingehalten hatte, legten ihm
die Kriegstreiber in London und Paris diesen
Schritt als ein Zeichen der Schwäche aus.
Selbst freilich nicht gewillt, den Krieg offensiv
zu führen, suchte man in den Hauptstädten der
Demokratien nach Möglichkeiten einer KriegS-
auSweitung und kam schließlich nach Erörterung
verschiedener Vorschläge zu dem Entschluß, die
wichtigsten Punkte Norwegens zu besetzen, um
das Reich von hier in seiner nördlichen Flanke
zu bedrohen. Durch eine Ausdehnung der Be¬
setzung auf Teile Nordschwedens wollte man
Deutschland dann die wichtigen Erzzufuhreü
absperren. Die Erkenntnis der hier drohen¬
den Gefahren veranlaßte die deutsche Führung
entsprechende Gegenmaßnahmen vorzubereiten,
und als sich in der ersten Aprilwoche die Ver¬
mutung, daß die englische Aktion unmittelbar
bevorstehe, zur Gewißheit verdichtete, griff der
Führer zu. „Um den in Gang befindlichen bri¬
tischen Angriff auf die Neutralität
Dänemarks und Norwegens entgegen¬
zutreten, hat die deutsche Wehrmacht den be¬
waffneten Schutz dieser Staaten übernommen.
Hierzu sind in beiden Ländern starke Kräfte
aller Wehrmachtteile eingerückt bzw. gelandet".
Dieser erste knappe Bericht des Oberkomman¬
dos der Wehrmacht erhielt noch am gleichen
Tage eine Ergänzung, die die Oeffentlichkeit
darüber unterrichtete, daß „alle militärisch wich¬
tigen Stützpunkte Norwegens fest in deutscher
Hand seien". Während die Besetzung Däne¬
marks kampflos erfolgt war, leistete die nor¬
wegische Wehrmacht an verschiedenen Stellen
des Landes erbitterten Widerstand. Die Tat¬
sache, daß die Landung der deutschen Truppen
trotzdem an allen Punkten von Oslo bis
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