kriegen (58 — 50 v. Chr.) das Gebiet der saarländischen
Meoiomatriker in eigener Person betrete» hat, laßt sich
aus seinem Geschichtswerk „De bello Gallico" nicht fest»
stellen, «spater haben jedenfalls römische Soldaten und
in ihrer Gefolgschaft römische Kaufleute den Weg in die
Täler rechts und links der Saar gefunden. Römische
Siedlungen entstanden und damit begann auch in etwa
der wirtschaftliche Aufschwung und die Ausbeutung der
Bodenschätze des Landes.
Vorerst machten sich die Römer die Ton- und Lehm¬
felder des Saargaues nutzbar. Vorgängerin der heutigen
Tonwaren» und Glasinduyric war bas von römischen
Kaufleuten und nach und nach von Einheimischen be¬
triebene Töpfereigewerbe. Viele Urnen, Kannen, Töpfe
und Näpfe wurden bei Tholey und in den umliegenden
Ortschaften ausgegraben. Sie zeugen in der Ausführung
und Bemalung von der vorgeschrittenen Entwicklung
dieses Industriezweiges in unserer Heimat. Auch die aus-
gegrabenen Leichenfelder aus der Römerzeit enthielten
viele Urnen, von denen sicher ein Teil im Saarland selbst
hergestellt worden ist. Wo diese Tonwarenfabriken im
einzelnen gestanden haben, läßt sich jedoch nicht mehr mit
Bestimmtheit sagen.
Auch die Ziegelbereitung führten die Römer ein. Ein
paar größere Ziegeleien haben sicherlich im Saargebiet
gestanden. Sogar der Stempel einer saarländischen
Firma ist uns auf ausgegrabenen Ziegeln erhalten ge¬
blieben. Es war die Ziegelei des Qu. Val. Sabellus, der
als Großkaufmann seine Ware sicher auch nach auswärts
absetzte. Als Handelswege wurden die von den Römern
selbst gebauten Straßen und die Saar benutzt. So fand
man z. B. im Geisweiler Wald unter den Mauerresten
einer römischen Villa Leistenziegek mit den Buchstaben
Q, VAL. SABE. Ebenso wurden bei Püttlingen Bruch¬
stücke eines Ziegels mit demselben Firmenzeichen aus-
gegraben.
Auch die ersten Anfänge des Saarbergbaues
finden wir zur Zeit der Römer. Zuerst grub man nach
Kupfer und anderem Erz. So war z. B. unweit von
Wallerfangen, am Haselberg bei St. Barbara ein rö¬
misches Kupferbergwerk. Heute noch ist dort eine In-
stbrift zu sehen, welche lautet: INCEPTA OFFTCINA
EMILIANI NONIS MART., d. h. die Werkstäite des
Amilianus wurde am 7. März eröffnet. Die Angabe der
Jahreszahl fehlt. Wahrscheinlich wurde das hier ge¬
fundene Kupfer an Ort und Stelle verarbeitet. Man
fand nämlich unweit des Stollens kupferne Streitäxte
und Ringe, von denen einer noch nicht ganz vollendet war.
Ob die Römer noch anderswo Kupferbergwerke angelegt
hatten, läßt sich nicht mehr genau feststellen. Waffen,
Schmuck und Gebrauchsgegenstände aus Kupfer sind auch
noch an anderen Stellen im Saarland gesunden worden.
Neben der Kupfergewinnung ging man zur Zeit der
Römerherrschaft noch daran, den Reichtum des Landes
an Eisenerzen auszubeuten. An mehreren Stellen fand
man aus der Römerzeit stammende Spuren von Eisen¬
bergwerken und Eisenschmelzen. In den Wäldern von
Landsweiler, Neunkirchen, Spiesen und Friedrichstal
fand man die sogenannten „Heidenschlacken", Überbleibiel
römischer Eisenschmelzen. Im ersten Jahrzehnt des
! 9. Jahrhunderts fand man bei Ausgrabungen im Walde
südöstlich von Friedrichstal nicht sonderlich tief unter dem
Waldboden eine vollkommene Eisenschmelze. Sie war mit
allem versehen, was zu einem derartigen Industriezweig
notwendig war. So fand man Tiegel, Zangen und Holz¬
kohlen. Sogar fertig geschmolzene Luppen und halbfertige
Eisenkuchen wurden ausgegraben. Aus den gefundenen
Werkzeugen kann man einigermaßen auf die Art und
Weise der Bearbeitung des gewonnenenen Eisenerzes
schließen. Die Schmiede im Land verarbeiteten das Eisen
zu Waffen, Schmuckgegenftänden und Hausgeräten. Aus¬
grabungen innerhalb des Saargaues förderten eine große
Anzahl davon zutage. Bei Bierbach fand man bei Aus¬
grabungen Hufeisen und ein Großerz des Kaisers Trajan.
Auf den: Sitzweilerhos bei St. Ingbert wurden Eisen¬
schlacken gefunden, so daß hier an einer Eisenverhüttung,
wenn auch i» geringem Umfang, gedacht werden muß.
Andere Ausgrabungen brachten eine eiserne Lanzenspitze,
einen hochkonischen Schildbuckel, zwei eiserne Rasier-
mesier, Scheren, Messer und Beile zutage. Sogar das
Stcinbildnis eines Schmiedes aus gallo-römischer Zeit
ist uns bei Schwarzerden erhalten.
War nun den Bewohnern des Landes die Ausbeutung
und Verwertung des Metallreichtums unter der römischen
Herrschaft schon bekannt, so fehlt vom Steinkohlenberg¬
bau noch jede Spur. Die Ziegeleien, Töpfereien, dir
Kupfer- und Eisenschmelzen verwandten als Brenn¬
material Holzkohle. Der Waldreichtum des Landes ließ
sie den im Boden verborgenen „schwarzen Diamanten"
noch entbehren. Wohl mochte man hier und da auf Kohle
gestoßen sein. Der Abbau blieb aber einer späteren Zeit
vorbehalten.
Kaiser Konstantins Regierungözeit (306 — 331) bildete
die Blütezeit der Römerherrschaft im Saargebiet. Nach
ihm kommt der Verfall des Römischen Reiches. Im ersten
Jahrzehnt des fünften Jahrhunderts müssen die römischen
Legionäre aus der Rhein-Mosel- und Saargegend den
von Norden und Südosten anstürmenden Völkern
weichen. Nach blutigen Kämpfen bleiben die Franken die
Herren des Landes zu beiden Ufern der Saar durch den
Sieg des Frankenkönigs Chlodwig über die Alamannen
bei Zülpig im Jahre 496.
Die Zeit der Franken und der
deutsch-römischen Kaiser
Es folgt nun für das Saarland eine unruhig« Zeit,
die für Handel und Industrie nicht besonders vorteilhaft
war. Mil ihren Kriegen, Kämpfen und Fehden forderte
sie viele Opfer an Menschenleben und kulturellen Werten.
Für friedliches Handwerk und regelrechtes Gewerbe war
wenig Gelegenheit und Sicherheit geboten. Die dauernden
Kämpfe halten das Land entvölkert. Im Saar- und
Blieögau fristeten damals die überlebenden Bewohner als
Bauern, Fischer und Hirten ein kümmerliches Dasein.
Jeder nahm sich das, was er für des Lebens Notdurft
brauchte aus Busch und Bach, aus Feld und Wald. Auch
die Bodenschätze Kohle und Erz grub und schürfte man
soweit man sie fand und soviel man davon brauchte.
Jedoch sind auch aus dieser kampfdurchtobten Zeit
Funde gemacht worden, die uns in etwa ein Bild von dem
Stand des Handwerks und Industrie in der damaligen
Zeit geben. Bei Biesingen fand man ;. B. ein Frauen¬
grab aus der Merowingerzeit. Es wurden zahlreiche
Perlen aus Glas, Bernstein, farbigem Ton und Emaille
gefunden. Bei der Zusammensetzung ergaben sie ein
Gürtel und eine Halskette. Ferner fand man in dem¬
selben Grab eine Radfibel aus Bronze sowie eine Gürtel¬
schnalle aus Eisen und ein eisernes Messer. Ebenso
wurde auf dem Marktplatz Saarbrücken-St. Johann ein
Becher und zwei Töpfe mit Eisenhenkeln ausgegraben.
Sie stammen allem Anschein nach auch aus der Mero¬
wingerzeit. In Wittersheim bei St. Ingbert kamen frän¬
kische Gräber zum Vorschein. Sie enthielten: Ein Kurz-
schwert, Dolche, Riemenzungen, Lanzenspitze, Skramasaxe,
Gürtelschnallen, Urnen, eine Rundfibel, die mit Gold
verziert und von Edelsteinen und Glas besetzt war, sowie
Hals- und Gürtelketten, deren Perlen aus Email,
Glas, Bernstein und Ton waren. Auch bei BlieSmengen
wurde das Grab eines fränkischen Kriegers freigelegt,