Full text: 69.1941 (0069)

kriegen (58 — 50 v. Chr.) das Gebiet der saarländischen 
Meoiomatriker in eigener Person betrete» hat, laßt sich 
aus seinem Geschichtswerk „De bello Gallico" nicht fest» 
stellen, «spater haben jedenfalls römische Soldaten und 
in ihrer Gefolgschaft römische Kaufleute den Weg in die 
Täler rechts und links der Saar gefunden. Römische 
Siedlungen entstanden und damit begann auch in etwa 
der wirtschaftliche Aufschwung und die Ausbeutung der 
Bodenschätze des Landes. 
Vorerst machten sich die Römer die Ton- und Lehm¬ 
felder des Saargaues nutzbar. Vorgängerin der heutigen 
Tonwaren» und Glasinduyric war bas von römischen 
Kaufleuten und nach und nach von Einheimischen be¬ 
triebene Töpfereigewerbe. Viele Urnen, Kannen, Töpfe 
und Näpfe wurden bei Tholey und in den umliegenden 
Ortschaften ausgegraben. Sie zeugen in der Ausführung 
und Bemalung von der vorgeschrittenen Entwicklung 
dieses Industriezweiges in unserer Heimat. Auch die aus- 
gegrabenen Leichenfelder aus der Römerzeit enthielten 
viele Urnen, von denen sicher ein Teil im Saarland selbst 
hergestellt worden ist. Wo diese Tonwarenfabriken im 
einzelnen gestanden haben, läßt sich jedoch nicht mehr mit 
Bestimmtheit sagen. 
Auch die Ziegelbereitung führten die Römer ein. Ein 
paar größere Ziegeleien haben sicherlich im Saargebiet 
gestanden. Sogar der Stempel einer saarländischen 
Firma ist uns auf ausgegrabenen Ziegeln erhalten ge¬ 
blieben. Es war die Ziegelei des Qu. Val. Sabellus, der 
als Großkaufmann seine Ware sicher auch nach auswärts 
absetzte. Als Handelswege wurden die von den Römern 
selbst gebauten Straßen und die Saar benutzt. So fand 
man z. B. im Geisweiler Wald unter den Mauerresten 
einer römischen Villa Leistenziegek mit den Buchstaben 
Q, VAL. SABE. Ebenso wurden bei Püttlingen Bruch¬ 
stücke eines Ziegels mit demselben Firmenzeichen aus- 
gegraben. 
Auch die ersten Anfänge des Saarbergbaues 
finden wir zur Zeit der Römer. Zuerst grub man nach 
Kupfer und anderem Erz. So war z. B. unweit von 
Wallerfangen, am Haselberg bei St. Barbara ein rö¬ 
misches Kupferbergwerk. Heute noch ist dort eine In- 
stbrift zu sehen, welche lautet: INCEPTA OFFTCINA 
EMILIANI NONIS MART., d. h. die Werkstäite des 
Amilianus wurde am 7. März eröffnet. Die Angabe der 
Jahreszahl fehlt. Wahrscheinlich wurde das hier ge¬ 
fundene Kupfer an Ort und Stelle verarbeitet. Man 
fand nämlich unweit des Stollens kupferne Streitäxte 
und Ringe, von denen einer noch nicht ganz vollendet war. 
Ob die Römer noch anderswo Kupferbergwerke angelegt 
hatten, läßt sich nicht mehr genau feststellen. Waffen, 
Schmuck und Gebrauchsgegenstände aus Kupfer sind auch 
noch an anderen Stellen im Saarland gesunden worden. 
Neben der Kupfergewinnung ging man zur Zeit der 
Römerherrschaft noch daran, den Reichtum des Landes 
an Eisenerzen auszubeuten. An mehreren Stellen fand 
man aus der Römerzeit stammende Spuren von Eisen¬ 
bergwerken und Eisenschmelzen. In den Wäldern von 
Landsweiler, Neunkirchen, Spiesen und Friedrichstal 
fand man die sogenannten „Heidenschlacken", Überbleibiel 
römischer Eisenschmelzen. Im ersten Jahrzehnt des 
! 9. Jahrhunderts fand man bei Ausgrabungen im Walde 
südöstlich von Friedrichstal nicht sonderlich tief unter dem 
Waldboden eine vollkommene Eisenschmelze. Sie war mit 
allem versehen, was zu einem derartigen Industriezweig 
notwendig war. So fand man Tiegel, Zangen und Holz¬ 
kohlen. Sogar fertig geschmolzene Luppen und halbfertige 
Eisenkuchen wurden ausgegraben. Aus den gefundenen 
Werkzeugen kann man einigermaßen auf die Art und 
Weise der Bearbeitung des gewonnenenen Eisenerzes 
schließen. Die Schmiede im Land verarbeiteten das Eisen 
zu Waffen, Schmuckgegenftänden und Hausgeräten. Aus¬ 
grabungen innerhalb des Saargaues förderten eine große 
Anzahl davon zutage. Bei Bierbach fand man bei Aus¬ 
grabungen Hufeisen und ein Großerz des Kaisers Trajan. 
Auf den: Sitzweilerhos bei St. Ingbert wurden Eisen¬ 
schlacken gefunden, so daß hier an einer Eisenverhüttung, 
wenn auch i» geringem Umfang, gedacht werden muß. 
Andere Ausgrabungen brachten eine eiserne Lanzenspitze, 
einen hochkonischen Schildbuckel, zwei eiserne Rasier- 
mesier, Scheren, Messer und Beile zutage. Sogar das 
Stcinbildnis eines Schmiedes aus gallo-römischer Zeit 
ist uns bei Schwarzerden erhalten. 
War nun den Bewohnern des Landes die Ausbeutung 
und Verwertung des Metallreichtums unter der römischen 
Herrschaft schon bekannt, so fehlt vom Steinkohlenberg¬ 
bau noch jede Spur. Die Ziegeleien, Töpfereien, dir 
Kupfer- und Eisenschmelzen verwandten als Brenn¬ 
material Holzkohle. Der Waldreichtum des Landes ließ 
sie den im Boden verborgenen „schwarzen Diamanten" 
noch entbehren. Wohl mochte man hier und da auf Kohle 
gestoßen sein. Der Abbau blieb aber einer späteren Zeit 
vorbehalten. 
Kaiser Konstantins Regierungözeit (306 — 331) bildete 
die Blütezeit der Römerherrschaft im Saargebiet. Nach 
ihm kommt der Verfall des Römischen Reiches. Im ersten 
Jahrzehnt des fünften Jahrhunderts müssen die römischen 
Legionäre aus der Rhein-Mosel- und Saargegend den 
von Norden und Südosten anstürmenden Völkern 
weichen. Nach blutigen Kämpfen bleiben die Franken die 
Herren des Landes zu beiden Ufern der Saar durch den 
Sieg des Frankenkönigs Chlodwig über die Alamannen 
bei Zülpig im Jahre 496. 
Die Zeit der Franken und der 
deutsch-römischen Kaiser 
Es folgt nun für das Saarland eine unruhig« Zeit, 
die für Handel und Industrie nicht besonders vorteilhaft 
war. Mil ihren Kriegen, Kämpfen und Fehden forderte 
sie viele Opfer an Menschenleben und kulturellen Werten. 
Für friedliches Handwerk und regelrechtes Gewerbe war 
wenig Gelegenheit und Sicherheit geboten. Die dauernden 
Kämpfe halten das Land entvölkert. Im Saar- und 
Blieögau fristeten damals die überlebenden Bewohner als 
Bauern, Fischer und Hirten ein kümmerliches Dasein. 
Jeder nahm sich das, was er für des Lebens Notdurft 
brauchte aus Busch und Bach, aus Feld und Wald. Auch 
die Bodenschätze Kohle und Erz grub und schürfte man 
soweit man sie fand und soviel man davon brauchte. 
Jedoch sind auch aus dieser kampfdurchtobten Zeit 
Funde gemacht worden, die uns in etwa ein Bild von dem 
Stand des Handwerks und Industrie in der damaligen 
Zeit geben. Bei Biesingen fand man ;. B. ein Frauen¬ 
grab aus der Merowingerzeit. Es wurden zahlreiche 
Perlen aus Glas, Bernstein, farbigem Ton und Emaille 
gefunden. Bei der Zusammensetzung ergaben sie ein 
Gürtel und eine Halskette. Ferner fand man in dem¬ 
selben Grab eine Radfibel aus Bronze sowie eine Gürtel¬ 
schnalle aus Eisen und ein eisernes Messer. Ebenso 
wurde auf dem Marktplatz Saarbrücken-St. Johann ein 
Becher und zwei Töpfe mit Eisenhenkeln ausgegraben. 
Sie stammen allem Anschein nach auch aus der Mero¬ 
wingerzeit. In Wittersheim bei St. Ingbert kamen frän¬ 
kische Gräber zum Vorschein. Sie enthielten: Ein Kurz- 
schwert, Dolche, Riemenzungen, Lanzenspitze, Skramasaxe, 
Gürtelschnallen, Urnen, eine Rundfibel, die mit Gold 
verziert und von Edelsteinen und Glas besetzt war, sowie 
Hals- und Gürtelketten, deren Perlen aus Email, 
Glas, Bernstein und Ton waren. Auch bei BlieSmengen 
wurde das Grab eines fränkischen Kriegers freigelegt,
	        
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