Die Burgruine Kirkel
Burgen
und
Schlöffer
an
der Saar
Von Hans Pfeiffer
Burgen — sie sind die letzten lebendigen Zeugen einer
großen Geschichte, einer Geschichte, die fast immer mit
Blut und Schwert geschrieben wurde. Burgen im Land
an der Grenze — in ihnen lebt der Atem einer schweren
Vergangenheit, ihre zerbrochenen Mauern und Türme
legen ein eindrucksvolles Zeugnis von einem kämpf«
erprobten, schicksalhaften Geschehen ab.
Burgen im Land an der Saar — mit ihren alten
Mauern, mit Bergfried und Zwinger schauen sie von so
vielen Bergen, über die Wälder und über das weite
Land. Ernst und schweigend, trotzig und abwehrend wie
alte versteinerte Recken die einen, still und verträumt, wie
in ferne Zeiten versunken, ein romantisches Bild die
anderen.
Von den sommerlichen Tagen wollen wir uns zu einer
kleinen Streife zu den Burgen des Saarlandes verlocken
lasten, zu den Gipfel-, Felsen- und Wasierburgen, und
wir werden erstaunt sein über das reiche Bild, das sich
aus der Vergangenheit in unsere Zeit gerettet hat. Ins
Saartal führt uns zuerst unser Weg. Wo am Rand der
Berghänge die Sonne über weite Reben- und Wingert¬
zeilen lichte Farben auf eine fruchtbare Erde wirft,
grüßt hoch über den Schieferdächern Saarburgs
der Turm einer alten Burg, einer der ältesten des Saar-
landeö. Im IO. Jahrhundert von dem Grafen Siegfried
von Luxemburg erbaut. 1522 von Franz von Sickingen
vergeblich belagert, geriet die Burg im 18. Jahrhundert
nach und nach in Verfall. Von dem «feuumrankten Turm
der Burg hat man einen prächtigen Blick über das Land,
— malerisch zieht die Saar zwischen den Weinbergen
dabin, aus dem dunklen Grunde des Waldes steigen
Felsen auf und die Klause behütet den Schlaf des blinden
Königs von Böhmen. Er war cs, der 1537 auf schroffen
Sandsteinfelsen die nahe Freudenburg erbauen
ließ, die mit so vielen in der französischen Revolution
der Zerstörung anheimfiel. Auf einem langgestreckten
Bergrücken, dort, wo die Saar ihre große Schleife zieht,
wo die Wälder tief und geheimnisvoll aufragen, erheben
sich die Ruinen der imposantesten Feste der Saar —
Montclair. Auf steilem Felsgrat im Wald versteckt,
blicken die wuchtigen Mauerreste truhig und kühn in das
Land, und noch heute hat sie in der Sage sich den Ruf
eines gefürchteten Raubritternestes bewahrt. Die ganze
Welt der Romantik webt sich um die mächtigen Flan¬
kierungstürme, den Wehrgang und den Wallgraben, um
die trotzigen Zinnen, um die die alten Tannen schwei¬
gende Wache hallen. Eng ist die Geschichte MontclairS
mit der der Siersburg verbunden, die vermutlich
zum Schutz der Straße, die vom Rhein zur Saar
führte, um 1285 von dem Grafen Siegebert II. von
Saarbrücken errichtet wurde. Heute steht nur noch ein¬
sam der Turm neben ein paar Mauern. Daß auch M e r -
zig ein Schloß in seinen Mauern sah, übersehen viele,
das jetzige Rathaus wurde 1625 von dem Kurfürsten
Philipp Christian von Sötern als Jagdschloß erbaut.
Von dem mittelalterlichen Schloß im nahen Fre¬
mersdorf ist nichts mehr erhalten, der heutige Bau
stammt aus dem 18. Jahrhundert und zeigt eine Reihe
prächtiger Puttengruppen. In stiller, ländlicher Ver¬
träumtheit liegt das Eingangstor des ehemaligen
142