Full text: 69.1941 (0069)

Die Burgruine Kirkel 
Burgen 
und 
Schlöffer 
an 
der Saar 
Von Hans Pfeiffer 
Burgen — sie sind die letzten lebendigen Zeugen einer 
großen Geschichte, einer Geschichte, die fast immer mit 
Blut und Schwert geschrieben wurde. Burgen im Land 
an der Grenze — in ihnen lebt der Atem einer schweren 
Vergangenheit, ihre zerbrochenen Mauern und Türme 
legen ein eindrucksvolles Zeugnis von einem kämpf« 
erprobten, schicksalhaften Geschehen ab. 
Burgen im Land an der Saar — mit ihren alten 
Mauern, mit Bergfried und Zwinger schauen sie von so 
vielen Bergen, über die Wälder und über das weite 
Land. Ernst und schweigend, trotzig und abwehrend wie 
alte versteinerte Recken die einen, still und verträumt, wie 
in ferne Zeiten versunken, ein romantisches Bild die 
anderen. 
Von den sommerlichen Tagen wollen wir uns zu einer 
kleinen Streife zu den Burgen des Saarlandes verlocken 
lasten, zu den Gipfel-, Felsen- und Wasierburgen, und 
wir werden erstaunt sein über das reiche Bild, das sich 
aus der Vergangenheit in unsere Zeit gerettet hat. Ins 
Saartal führt uns zuerst unser Weg. Wo am Rand der 
Berghänge die Sonne über weite Reben- und Wingert¬ 
zeilen lichte Farben auf eine fruchtbare Erde wirft, 
grüßt hoch über den Schieferdächern Saarburgs 
der Turm einer alten Burg, einer der ältesten des Saar- 
landeö. Im IO. Jahrhundert von dem Grafen Siegfried 
von Luxemburg erbaut. 1522 von Franz von Sickingen 
vergeblich belagert, geriet die Burg im 18. Jahrhundert 
nach und nach in Verfall. Von dem «feuumrankten Turm 
der Burg hat man einen prächtigen Blick über das Land, 
— malerisch zieht die Saar zwischen den Weinbergen 
dabin, aus dem dunklen Grunde des Waldes steigen 
Felsen auf und die Klause behütet den Schlaf des blinden 
Königs von Böhmen. Er war cs, der 1537 auf schroffen 
Sandsteinfelsen die nahe Freudenburg erbauen 
ließ, die mit so vielen in der französischen Revolution 
der Zerstörung anheimfiel. Auf einem langgestreckten 
Bergrücken, dort, wo die Saar ihre große Schleife zieht, 
wo die Wälder tief und geheimnisvoll aufragen, erheben 
sich die Ruinen der imposantesten Feste der Saar — 
Montclair. Auf steilem Felsgrat im Wald versteckt, 
blicken die wuchtigen Mauerreste truhig und kühn in das 
Land, und noch heute hat sie in der Sage sich den Ruf 
eines gefürchteten Raubritternestes bewahrt. Die ganze 
Welt der Romantik webt sich um die mächtigen Flan¬ 
kierungstürme, den Wehrgang und den Wallgraben, um 
die trotzigen Zinnen, um die die alten Tannen schwei¬ 
gende Wache hallen. Eng ist die Geschichte MontclairS 
mit der der Siersburg verbunden, die vermutlich 
zum Schutz der Straße, die vom Rhein zur Saar 
führte, um 1285 von dem Grafen Siegebert II. von 
Saarbrücken errichtet wurde. Heute steht nur noch ein¬ 
sam der Turm neben ein paar Mauern. Daß auch M e r - 
zig ein Schloß in seinen Mauern sah, übersehen viele, 
das jetzige Rathaus wurde 1625 von dem Kurfürsten 
Philipp Christian von Sötern als Jagdschloß erbaut. 
Von dem mittelalterlichen Schloß im nahen Fre¬ 
mersdorf ist nichts mehr erhalten, der heutige Bau 
stammt aus dem 18. Jahrhundert und zeigt eine Reihe 
prächtiger Puttengruppen. In stiller, ländlicher Ver¬ 
träumtheit liegt das Eingangstor des ehemaligen 
142
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.