Oudweiler und der Bergbau
Die Bedeutung Dudweilers beruht auf seinen
Kohlengruben. Nur diesen ist es zu verdanken,daß
Dudweiler zu dieser großen Gemeinde von etwa
25 000 Einwohnern angewachsen ist. Die Kohlen¬
gruben wurden in früheren Jahren in der ersten
Zeit ihres Bestehens im Tagebau von den Koh¬
lengräbern ausgebeutet, die dafür eine geringe Ab¬
gabe bezahlten. Die Kohlen von Dudweiler hatten
höheren Wert als die von Sulzbach. Sie wurden
mit 24 Batzen für das Fuder (30 Zentner) be¬
zahlt, während die Kohlen von Sulzbach nur halb
so viel wert waren, also 12 Batzen galten. Stein¬
kohlen von Dudweiler und Sulzbach fanden schon
im 16. Jahrhundert bis weit in die Pfalz hinein
Absatz. Als die Grube „fürstlich" geworden, bil¬
dete sich aus den „Kohlengräbern" allmählich ein
geschlossener „Bergmannsstand" mit besonderen
Rechten und Freiheiten. Durch fürstliche Verord¬
nung vom 12. Mai 1769wurde eine Bruderbüchse
für die Bergleute sämtlicher landesherrlichen Gru¬
ben eingerichtet, zu welcher jeder Arbeiter je
1 Kreutzer von IV2 Gulden Verdienst beitragen
mußte. Diese Bruderbüchse ist der Grundstock
zum Saarbrücker Knappschaftsverin. In der
fürstlichen Zeit war Dudweiler der Sitz der ober¬
sten Bergbehörde, des Nasiau-Saarbrückischen
Bergamts. Die obersten Bergbeamten waren der
Berginspektor und der Bergkaffierer. Unter dem
Berginspektor standen sieben Steiger. Die er¬
giebigsten Gruben waren die Landgruben am
„Brennenden Berg". Hier entstand auch die
Alaunindustrie. Den Alaun benützte man zur
Herstellung von Farben und Salmiak. Die
Alaungewinnung wird schon 1691 erwähnt; aber
erst 1725 begann man planmäßig mit der Aus¬
laugung des gebrannten Alaunschiefers einer gan¬
zen Anzahl nicht mehr benützter Stollen. Der
„Brennende Berg" nahm nun den „Fabriken"
die Arbeit des Brennens ab. 1728 produzierte
man am „Brennenden Berg" schon etwa 600
Zentner. 1765 ließ Fürst Wilhelm Heinrich eine
neue Alaunfabrik am Fuße des Berges anlegen.
Ab 1786 wurde die bis dahin für landesherrliche
Rechnung betriebene Alaunfabrikation an Privat¬
unternehmer verpachtet. Auch als die Saarbrücker
Lande französisch geworden und die bisherigen
landesherrlichen Grüben in den Besitz der fran¬
zösischen Republik übergegangen waren, blieb für
den Nebenbetrieb der Alaunindustrie noch das
Pachwerhältnis bestehen. 1796 wurde sie an den
„citogen Charles-Philippe Vopelius de Sulz¬
bach" verpachtet, der später, durch kaiserliches
Dekret vom I.Iuni 1807, eine teilweise Kon-
zeffion zur Auslaugung des Alaunschiefers er¬
hielt. Dabei erhielt Vopelius in Anwendung des
Berggesetzes vom 28. Juli 1791 die Gerechtsame,
nicht nur den Alaunschiefer auszubeuten, sondern
auch die für seine Fabriken notwendigen Kohlen
selbst abzubauen, allerdings nur in den Teilen
der Grube, die von der staatlichen Bergwerksver¬
waltung nicht mehr ausgebeutet wurden. In den
40er Jahren des vorigen Jahrhunderts kamen
die Hütten zum Erliegen. Die Anlagen wurden
vom preußischen Staat übernommen. Seitdem
hat ein neuer Versuch der Alaungewinnung nicht
mehr stattgefunden. Die zwei Alaunfabriken in
Dudweiler und St. Ingbert zählten im Jahre
1809 insgesamt 92 Arbeiter. Sie lieferten 68441
Kilogramm Alaun im Werte von 47 000 Fran¬
ken und 10 000 Kilogramm Vitriol im Werte
von 2000 Franken. Als weiterer Nebenbetrieb
zum Kohlenbergbau des Dudweiler Gebiets kam
zeitweise die Koksfabrikation, die vorzüglich auf
die Initiative des Fürsten Wilhelm Heinrich
zurückzuführen ist. 1765 war man schon zu ganz
guten Resultaten gelangt. Neun auf den Ge¬
hängen des „Brennenden Berges" errichtete
Koksöfen lieferten den Koks an die Eisenschmel¬
zen des Sulzbachtales. Mit dem Tode des Für¬
sten (1768) trat ein gewisier Stillstand ein. Erst
1780 wurden neue Versuche aufgenommen. Aber
da mit dem Koks nur ein Eisen mittelmäßiger
Güte erzielt werden konnte, stockte der Verkauf
im Lande selbst. Hingegen fand man ein gutes
Absatzgebiet in Frankreich und im Rheinland,
wo der Koks besonders für die Verarbeitung der
Blei-, Silber- und Kupfererze in Betracht kam.
Somit konnte trotz alledem die Koksgewinnung
eine verhältnismäßig gute Ausdehnung erlangen.
3n der französischen Zeit wurde sie auf Kosten
der Großhändler, die den Koks an die rheinischen
Blei- und Eisenhütten absetzten, geführt. Nach
Übernahme der Gruben durch die preußische Ver¬
waltung wurden auch sie Staatsbetriebe. 1874
wurden sie aufgehoben. Auch private Kokereien
(Firma de Wendel aus Hayange und der fran¬
zösischen Ostbahn) bestanden zeitweise in Dud¬
weiler.
Die junge Generation muß lernen,
Stahl zu werden, um später Stahl
schmieden zu können. Hermann Göring.
86