wird es aber auch jedem Besucher des Köhlers sein, wenn
er im September in der Köhlerhütte dem Orgelkonzert
der brünstigen Hirsche lauschte.
Nun hat das alles ein Ende. Die Kohlenbrenner haben
sich aus den Wäldern der Saar in den Hochwald zurück¬
gezogen, woher sie auch als Lehrmeister ursprünglich kamen.
Lange dauert ihre Lebenszeit auch dort nicht mehr. In
den Wäldern der Saar erinnern nur mehr die häufigen
kreisförmigen Meilerstellen an sie, aus denen man mit
dem Spazierstock noch Kohlenreste herausbohren kann.
Hier und dort kursieren in den Saardörfern noch allerlei
gespenstische Geschichten, die der Köhler in seiner nächt¬
lichen Waldeinsamkeit erlebt haben wollte, in Wahrheit
aber gut erfunden hatte, denn das Aufschneiden hatte er
vom Jäger gelernt. Wer im Herbste die unvergleichlich
schöne Waldstraße von Hermeskeil nach dem Erbeskopf
wandert, kann dort den letzten Köhler des Hochwaldes
besuchen und sich von seiner Aufschneidekunst überzeugen.
Er muß aber achtgeben, daß es nicht auf ihn selber ab¬
färbt.
Geschichte der Grube Illingen und Merchweiler
Im heutigen Bezirk des Steinkohlenbergwerks
Reden betrieb das seit dem 14. Jahrhundert mit
der Herrschaft Illingen belehnte Geschlecht von
Kerpen im Jahre 1754 eine landesherrliche Grube
im Kerpenwald. Die Reichsherrschaft lag zwi¬
schen der Grafschaft Saarbrücken und der Graf¬
schaft Ottweiler. Zu ihr gehörten neben Illingen,
Gennweiler (seit 1752), Merchweiler (seit 1717),
Wemmetsweiler, sowie Lixingen (Kreis Forbach).
Der „Iungenwald", der sich von Quierschied bis
Merchweiler auf der linken Seite des Fischbaches
hinzieht und heute noch Privatbesitz der Kerpen-
schen Nachfolger ist, war 1548 Kerpensches Eigen¬
tum geworden, indem Heinrich von Kerpen den
Anteil von Sulzbach, mit dem er im Jahre zuvor
beldhnt worden war, dagegen vertauschte. 1717
erwarben die von Kerpen Teile von Merchweiler
von der Familie von Zandt. Drei Bauerngüter
von Gennweiler, die zwar im Kerpenschen Ge¬
biete lagen, aber der Herrschaft Ottweiler unter¬
standen, erwarb sie 1752 durch Abgabe des klei¬
nen Zehnten in Wemmetsweiler (jährlich 3 Hüh¬
ner und an Ostern 10 Eier).
Die Betriebspunkte der Gruben lagen auf
dem Gebiet zwischen dem heutigen Heiligenwald
und dem Rußhüttental, etwa eine halbe Stunde
von Bildstock an der Hauptstraße Saarbrücken—
Ottweiler und zirka 80 Meter über der Saar¬
sohle des nächstgelegenen Tales an der Merch¬
weiler Glashütte. Mehrere Stollen lagen im
„Hamerich" und am sog. „Fünffingerweg" bei
Heiligenwald. Die Belieferung der Kohlen er¬
streckte sich nicht nur auf die Herrschaft Illingen
selbst, sondern die Freiherrn erlaubten durch einen
Vertrag von 1765 den Eigentümern der neu¬
errichteten Glashütte in Merchweiler, die für
ihren Bedarf erforderlichen Steinkohlen im gan¬
zen Bezirk der Herrschaft auf eigene Kosten auf¬
zusuchen und zu graben. Der „Direktor" dieser
Grube war der herrschaftliche Wächter, der nach
den Instruktionen vom 29. Oktober 1768 „dar¬
über zu wachen hatte, daß die Gruben in gutem
Zustande blieben, und daß keine aufgegeben noch
auch ein neuer Bau eröffnet werden sollte, ohne
daß dies der Herrschaft angezeigt würde".
Man darf nun nicht glauben, daß diese An¬
lagen eine Ähnlichkeit mit den heutigen Gruben
hatten, es waren vielmehr Höhlen am Ausgehen¬
den eines Flözes. Der Abbau erfolgte unter den
denkbar einfachsten Voraussetzungen. Man baute
ähnlich den alten Dorfbrunnen runde, senkrechte
Schächte in die Erde. Von diesen zweigten Gänge
und Querschläge ab, die zu den einzelnen Kohlen¬
flözen führten. Durch enge, niedrige Stollen ge¬
langten die Kohlengräber zu ihrer Arbeit. Eine
kleine Öllampe mußte ihnen in der Dunkelheit
leuchten. Von ihrer Gefährlichkeit wußte man
noch nichts, da Schlagwetter noch völlig unbe¬
kannt waren. Die Förderung aber war mancher¬
lei Art. Zum Transport verwandte man Schub¬
karren oder die Schlepper trugen sie in Leder¬
säcken zum „Schacht" oder schleiften die Säcke
auf Holzschlitten hinter sich her. Über der Schacht¬
öffnung war ein Förderhaspel angebracht, ähn¬
lich einer Ziehbrunnenwinde, an der der Waffer¬
eimer hängt. Dieser Förderhaspel wurde zum
Vorläufer unserer heutigen Seilscheiben, die die
gleiche Arbeit, aber viel schneller und feiner aus¬
führen.
Dem Wasier in den Stollen rückte man mit
großen Holzpumpen zu Leibe, Wetterschächte
führten frische Luft in die Tiefe. Selbstverständ¬
lich waren diese Einrichtungen noch sehr einfach,
wie auch die Gewinnung der Kohle. Die Hauer
bohrten mit Schlangenbohrer Schießlöcher in
das graue Gestein und sprengten mit einer La¬
dung Schwarzpulver die Kohlen los. Spitz- und
Kreuzhaken lockerten und zertrümmerten die
Kohlenstücke, und die Schaufeln beförderten die
Kohlen in die Gefäße. Das Handwerkszeug
wurde in der Grubenschmiede geschärft.
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