Friedrich Wilhelm Graf von Mden
Erinnerung an einen großen preußischen Bergmann
Vor 125 Jahren, am 3. Juli 1814, starb zu
Buchwald in Schlesien der preußische Oberberg¬
hauptmann Friedrich Wilhelm Graf
von Reden. Er gehörte zu dem Dreigestirn
großer preußischer Bergleute, die in den letzten
Lebensjahren Friedrichs des Großen dessen berg¬
männisches Planen und Wollen in die Wirklich¬
keit umsetzten und denen wir die Entwicklung
der vorbildlichen preußischen Bergverwaltung
verdanken. An der Spitze der Drei stand der
„Bergbauminister" Friedrich Anton Frei¬
herr von Heinitz, ein Kursachse, den Fried¬
rich II. im Jahre 1777 zum Leiter des Berg¬
werks- und Hüttendepartements mit dem Range
eines preußischen Staatsministers ernannte.
Seine Schüler und Schützlinge waren der hessen-
nassauische Reichsfreiherr vom und zum
S t e i n, der von 1784 an als Leiter des Mär¬
kischen Bergamtes in Wetter, des späteren
Oberbergamtes, dem westfälischen Steinkohlen¬
bergbau den Weg in die neue Zeit der Technik
wies, sowie der am 23. März 1752 in Hameln
geborene, um seiner bergmännischen Verdienste
willen in den Grafenstand erhobene Hannove¬
raner v o n R e d e n, der den schlesischen Berg¬
bau entwickelte.
Von Reden, ein Reffe des Berghauptmanns
Claus Friedrich von Reden in Clausthal und
des Freiherrn von Heinitz, stand schon im Jahre
1781 mit dem erst 24 Jahre alten F r e i h e r r n
vom Stein in engster Fühlung und bereiste
mit ihm Polen und Schlesien. Im Aufträge des
Königs untersuchte er im Jahre 1782 den Stein¬
kohlenbergbau in der Grafschaft Mark, wahr¬
scheinlich auch von Freiherrn vom Stein be¬
gleitet, und noch im gleichen Jahre finden wir
ihn in dem hochstehenden wissenschaftlichen
Kreis, der sich in Soho um James Watt, den
Erfinder der Dampfnraschine, gebildet hatte.
Dort waren, ebenfalls von dem großen König
entsandt, vier Jahre vorher Freiherr vom Stein
und der Ingenieur E v e r s m a n n , der spätere
westfälische „Fabriken-Kommissarius", bemüht
gewesen, die Geheimnisse der Dampfmaschine zu
erforschen. In Verbindung mit Graf von Reden
hat dann der auch nach Soho entsandte Berg¬
inspektor Bückling im Jahre 1785 zu Rothen¬
burg im Saalegebiet die erste in Preußen er¬
baute Dampfmaschine in Gang gebracht.
Zwischen den großen preußischen Bergleuten
jener Zeit, auf die die dynamische Antriebskraft
des Königs wirkte, gab es ein beständiges Ge¬
ben und Nehmen zum Segen der Entwicklung
des gesamten preußischen Bergbaues.
Das schlesische Oberbergamt, 1769 in Rei¬
chenstein errichtet, dann nach Reichenbach ver¬
legt und seit 1779 in Breslau residierend, hatte,
bis Graf Reden es in diesem Jahre übernahm,
einer straffen Leitung entbehrt. Der Bergbau in
der an nutzbaren Mineralien so reichen Provinz
war, als Friedrich II. sie erwarb, noch wenig
entwickelt. Der später so mächtige oberschlesische
Steinkohlenbergbau stand erst in primitivsten
Anfängen, so auch der Erzbergbau. Ein leistungs¬
fähiges Eisenhüttenwesen gab es nicht, und es
fehlte in dem nur dünn besiedelten Gebiet an
berg- und hüttenmännischen Fachleuten sowie
geschulten Arbeitskräften. Der König forderte
öffentlich jeden zur Meldung auf, der zur He¬
bung der Bodenschätze beitragen könne, und es
war ein Erfolg seiner Bemühungen, daß zwecks
Ausbeutung des Eisenerzlagers von Malapane
1753/54 zwei Hochöfen errichtet, ferner die
Kreutzberger Hütte und andere Industriewerke
angelegt wurden. Aber zur Blüte wurde das
schlesische Berg- und Hüttenwesen erst durch den
Grafen Reden geführt. Er kam von einer
1789/90 unternommenen Englandreise mit rei¬
chen Anregungen heim, führte die Dampfma¬
schine im schlesischen Bergbau ein und brachte
die Unternehmungslust auch der Privatleute zu
geradezu stürmischer Entwicklung. Reben zahl¬
reichen anderen Eisen-, Stahl- und Bergwerks¬
betrieben entstanden unter ihm die Gleiwitzer
Hütte, die Königshütte, die Antonienhütte und
die Hohenlohehütte. Er erschloß ferner den Blei¬
bergbau bei Tarnowitz und fand ein neues Ver¬
fahren der Zinkdarstellung. Zusammen mit Wed¬
ding errichtete er, weil das Holz dem wachsenden
Bedarf der Eisenindustrie nicht mehr genügte,
schon im Jahre 1796 den ersten mit Koks
betriebenen Hochofen und wurde so der
eigentliche Gründer der schlesischen Schwerindu¬
strie. Es gelang ihm auch die Verschmelzung
von Blei- und Zinkerzen mit Koks.
Rach dem Tode seines berühmten Oheims
von Heinitz im Jahre 1802 wurde dieser große
preußische Bergmann in das Amt des Ober¬
berghauptmanns berufen, das er bis 1807 ver¬
waltete.
Daß in den Kriegen gegen Napoleon die
Provinz Schlesien die Waffenschmiede
Preußens sein konnte, daß sich in der ober¬
schlesischen Schwerindustrie schon Ende des 18.
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