Full text: 68.1940 (0068)

Stöhrung zu bemerken wäre, welches jedoch bei der ge¬ 
ringen freien Fläche nicht genau zu beobachten ist. Dicht 
vor diesem Abschnitte befindet sich um einen Theil der 
Stammrundung eine wulstartige Erhabenheit, die eben so 
wie der Stamm abgeschnitten ist, und von Einigen für 
einen abgehenden Ast gehalten wird, wofür wir sie doch 
nicht zu nehmen geneigt sind; dieser Wulst ist in der 
Zeichnung angedeutet. 
Aus eingezogenen Erkundigungen geht hervor, daß 
bereits in früherer Zeit viele Stämme, jenem ganz und 
gar ähnlich, ebenfalls in senkrechter Stellung, in der 
Wellesweiler Grube gefunden seyn sollen. Auch später 
find deren mehrere daselbst fündig geworden. Der K. Pr. 
Bergmeister Herr Schmidt fand im vorigen Jahre 
(1818), ebenfalls in dem Gesteinsmittel zwischen dem 
dritten und vierten Steinkohlenflötze, 3 Lachter nördlich 
von dem gedachten Querschlage, im östlichen Stoße des 
Palmbaumstollens eine derartige, senkrecht stehende Ver¬ 
steinerung, welche 12 bis 14 Zoll im Durchmesier hat 
und abwechselnd etwas dicker und dünner ist. Sie wird 
in ihrem ganzen Umfange mit einer schwachen, % bis 
1 Linie starken Steinkohlenmasse umhüllt, und bestehet 
aus Schiefeithon, der sich söhlig, folglich in die Quere 
des Stammes, am leichtesten zu trennen scheint. Nach 
unten zu wird dieser Stamm durch eine ziemlich stark 
fallende Wechselkluft, die ein anderes Gebirgslager vor¬ 
schiebt, rein abgeschnitten. Er ist in der Firste des Stollens 
mit einem Uberhauen verfolgt worden, und im Ganzen auf 
eine Höhe von 74 Zoll entblößt, ohne daß man abgehende 
Äste und. sein Ende grtroffen hat, weshalb er noch ferner 
verfolgt werden soll. Am obern Theile ist er mit einer 
Masse von dichtem thonigen Sphärosiderit umgeben, welche 
von Quarztrümmern durchsetzt wird. 
Im östlichen Stoße eines andern Stollens (des Stol¬ 
lens J.), nahe beim Mundloche, zwischen dem 3ten und 
4ten Steinkohlenflötz fand der K. Preuß. Bergmeister 
Herr Schmidt auch eine solche, senkrecht stehende, baum¬ 
stammähnliche Versteinerung von zwei Fuß im Durch¬ 
messer. Sie wurde mit dem Stollen durchschnitten, war 
gleichfalls mit einer dünnen Steinkohlenhülle umgeben 
und ohne Verzweigung. Sie bestand aus Schieferthon, 
der aber durch Verwitterung sehr gelitten hatte und sich 
söhlig ablöste. Im Innern des Stammes enthielt der¬ 
selbe mehrere Pflanzenabdrücke. 
Noch an einer andern Stelle (in der 5ten Abbau¬ 
strecke der Tagestrecke 6., ohngefähr 2 Lachter östlich der 
Hauptwetterstrecke) kommt ein sehr merkwürdiger Den- 
drolith in senkrechter Stellung vor. Der obere Theil hängt 
noch im Hangenden des vierten Steinkohlenflötzes, das 
unterste Stück wurde weggenommen, es wiegt 5 bis 6 
Zentner und wird in der Grube aufbewahrt. Dieses ist 
22—27 Zoll dick und enthält, wie die übrigen Stücke 
dieses Pflanzen-Jndividuums, in seinem Innern Pflanzen¬ 
abdrücke, zum Theil auch schilfartige Stengel, welche der 
Länge nach in dem Stamme liegen und deren äußerer 
Umfang eine leichte Steinkohlenhülle darbietet. Sodann 
findet sich häufig mineralisierte Holzkohle, aber unregel¬ 
mäßig durcheinander liegend, in demselben Stamme. Das 
untere Ende dieser Versteinerung stand unmittelbar aut 
dem vierten Steinkohlenflötz. Man erkannte keine Wur¬ 
zeln im Flötze, aber wohl regellose Einbiegungen in dem¬ 
selben. Die Wurzeln waren wahrscheinlich in die Masse 
des Steinkohlenflötzes mit übergegangen und daher nicht 
mehr für sich abgesondert zu beobachten. Die Masse dieses 
Steinbaums war Sandstein, Äste wurden auch an dem¬ 
selben nicht wahrgenommen. 
Außer den vorerwähnten wurden noch zwei andere 
senkrecht stehende, baumstammähnliche Versteinerungen in 
der Wellesweiler Grube gefunden. Die eine im Quer¬ 
schlage südlich vom Palmbaumstollen, nahe bei demselben, 
und die andern im Hangenden des ersten Steinkohlen¬ 
flötzes (bei der Tagestrecke 0.). Erstere ward weggeschossen, 
bestand aus Schieferthon und schloß mehrere Pflanzen¬ 
abdrücke in sich; Letztere bestand aus Sandstein. 
Aus mehreren Gründen ist es wahrscheinlich, daß die 
sämmtlichen Dendrolithen von Wellesweiler dem 'Ge¬ 
schlechte der Palmen in ihren Originalen angehört haben. 
Der gänzliche Mangel an Ästen bei den Palmen und auch 
bei unsern fossilen Stämmen spricht schon sehr dafür. Zu 
diesem ist auch in dem Saarb rücken'schen Steinkohlen¬ 
gebirge eine in Eisenstein verwandelte, ungemein ausge¬ 
zeichnete, nußähnliche Frucht aufgefunden worden, welche 
von dem Präsidenten der Leop. Carol. Akademie der Natur¬ 
forscher, Herrn Professor I)r. Nees von Eisenbeck als 
eine unverkennbare Palmenfrucht angesprochen ward, und 
wovon auf der zweiten Tafel treue Abbildungen, nach 
verschiedenen Ansichten und in der natürlichen Größe, ge¬ 
geben sind. Eine nähere Bestimmung und Beschreibung 
dieser Frucht wird vielleicht bei einer andern Gelegenheit 
von der Feder des genannten verdienstvollen Botanikers 
gegeben. Übrigens wäre es wichtig in jener Beziehung 
auch die Gestalt der Wurzeln bei diesen Dendrolithen zu 
ermitteln, da bekanntlich die Palmen keine Pfahl-Wurzel 
haben, mithin auch daran kennbar sind. Die Strünke der 
Palmen setzen zwar festes Holz an, welches aber durch 
das überall anhängende markige Zellgewebe sehr leicht in 
Fäulniß geräth; auch nimmt die Festigkeit des Palmen¬ 
holzes ab vom Äußern der Strünke nach Innen zu*). 
Dies führt zu der Erklärung, warum die zu Wellesweiler 
und anderwärts angetroffenen Baumstämme vorkommen 
in ihrem Innern häufig mit, größtentheils mechanisch 
umgebildeten Gesteinsmassen, mit Sandstein und Schiefer¬ 
thon und sogar mit den Resten von ganz fremdartigen 
andern Pflanzen-Jndividuen ausgefüllt**). Die Annahme 
hat keine Schwierigkeit, daß dergleichen hohe Palmen¬ 
strünke häufig nach der Entstehung derjenigen Gebirgs- 
*) Kurt Spr engels Anleit, zur Kenntnis der Ge¬ 
wächse. Iter Theil. Halle, 1817. S. 55. — Desfont ai* 
nes in den.Mémoires de physique et mathémati¬ 
ques. Tome I. p. 478. 
**) Auch von Schlottheim (Beiträge zur Flora 
der Vorwelt. S. 21) war die zuletzt erwähnte Erschei¬ 
nung nicht entgangen. Er sagt: „Sehr merkwürdig ist es, 
daß sich öfters selbst in dem Innern oder dem Kerne der 
größern Stämme, welche nur in äußerst seltenen Fällen 
eine Holzteztur verrathen, wieder Spuren von Kräuter¬ 
abdrücken finden, was sich, so wie mehrere hierbei vor¬ 
kommende Erscheinungen, nur sehr schwer befriedigend 
erklären läßt." 
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